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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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Kinder, besonders die Knaben geholt.1) In unmittelbarer Nähe soll das heilige Baumschloss mit unermesslichen Schätzen und mit 3 der Erlösung harrenden Jungfrauen, von denen die eine halb weiss und halb schwarz ist, zur Strafe auf die Verwünschung des h. Valentin versunken sein. Ein uralter Fichtenbaum, auch der heilige Baum genannt, mit einem wunderthätigen Muttergottesbilde stand bis zum J. 1822 bei Landeck in Tirol,2) wobei kaum zu zweifeln sein möchte, dass das Muttergottesbild auf die schon den Heiden heilige Fichte gestellt worden sei, wie dieses ähnlich auch zu Nauders und anderwärts geschah.

Zufolge Flügel, S. 122, wurde Manei in den ersten Jahrzehnten des 3ten Jahrh. in dem Gebiet geboren, das von dem Tigris und dem Flusse oder Kanal Nahrawan umspült wird und in der Richtung von Ctesiphon nach dem spätern Wasit an der Grenze von Badaraha liegt. Gestützt auf die Berichte im Fihrist, lässt Flügel den Manei im J. 238 nach Chr. und zwar am ersten April, einem Sonntag,3) im Alter von 24 Jahren, zu Ctesiphon öffentlich als Lehrer auftreten, so dass demnach Manei im J. 214 geboren gewesen wäre (S. 152). An dem gleichen Tage, an welchem Manei als öffentlicher Lehrer zu Ctesiphon auftrat, bestieg der Sassanide Sabaur oder Sapores I. den Thron. Der Versuch misslang und Manei musste sich aus Persien, woselbst eben der Magismus sich zu neuem Ansehen erhob, flüchten und war durch Kaschmir nach Indien und von da nach Turkestan und Tibet gegangen, wo es ihm gelang, Gemeinden mit Vorstehern zu gründen.4)

In der Lehre von der Schöpfung der gegenwärtigen Welt findet sich, abgesehen von dem Lichtglauben an und für sich, bei Manei insofern einiger Anklang an maurerische Anschauungen, als nach dem Fihrist (bei Flügel, S. 89) ein Engel die gegenwärtige Welt, d. h. zehn Himmel, einen jeden mit 12 grossen und weiten Thoren, und acht Erden baute. In dieser Zehnzahl der Welten des Manei

1) Vergl. auch Alpenburg, deutsche Alpensagen, Nr. 230 - 235.
2) Alpenburg, Nr. 186.
3) Flügel, S. 146 ff.
4) Flügel, S. 172, vergl. mit S. 85.

Kinder, besonders die Knaben geholt.1) In unmittelbarer Nähe soll das heilige Baumschloss mit unermesslichen Schätzen und mit 3 der Erlösung harrenden Jungfrauen, von denen die eine halb weiss und halb schwarz ist, zur Strafe auf die Verwünschung des h. Valentin versunken sein. Ein uralter Fichtenbaum, auch der heilige Baum genannt, mit einem wunderthätigen Muttergottesbilde stand bis zum J. 1822 bei Landeck in Tirol,2) wobei kaum zu zweifeln sein möchte, dass das Muttergottesbild auf die schon den Heiden heilige Fichte gestellt worden sei, wie dieses ähnlich auch zu Nauders und anderwärts geschah.

Zufolge Flügel, S. 122, wurde Mânî in den ersten Jahrzehnten des 3ten Jahrh. in dem Gebiet geboren, das von dem Tigris und dem Flusse oder Kanal Nahrawân umspült wird und in der Richtung von Ctesiphon nach dem spätern Wâsit an der Grenze von Bâdarâhâ liegt. Gestützt auf die Berichte im Fihrist, lässt Flügel den Mânî im J. 238 nach Chr. und zwar am ersten April, einem Sonntag,3) im Alter von 24 Jahren, zu Ctesiphon öffentlich als Lehrer auftreten, so dass demnach Mânî im J. 214 geboren gewesen wäre (S. 152). An dem gleichen Tage, an welchem Mânî als öffentlicher Lehrer zu Ctesiphon auftrat, bestieg der Sassanide Sâbûr oder Sapores I. den Thron. Der Versuch misslang und Mânî musste sich aus Persien, woselbst eben der Magismus sich zu neuem Ansehen erhob, flüchten und war durch Kaschmir nach Indien und von da nach Turkestan und Tibet gegangen, wo es ihm gelang, Gemeinden mit Vorstehern zu gründen.4)

In der Lehre von der Schöpfung der gegenwärtigen Welt findet sich, abgesehen von dem Lichtglauben an und für sich, bei Mânî insofern einiger Anklang an maurerische Anschauungen, als nach dem Fihrist (bei Flügel, S. 89) ein Engel die gegenwärtige Welt, d. h. zehn Himmel, einen jeden mit 12 grossen und weiten Thoren, und acht Erden baute. In dieser Zehnzahl der Welten des Mânî

1) Vergl. auch Alpenburg, deutsche Alpensagen, Nr. 230 – 235.
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[377/0397] Kinder, besonders die Knaben geholt. 1) In unmittelbarer Nähe soll das heilige Baumschloss mit unermesslichen Schätzen und mit 3 der Erlösung harrenden Jungfrauen, von denen die eine halb weiss und halb schwarz ist, zur Strafe auf die Verwünschung des h. Valentin versunken sein. Ein uralter Fichtenbaum, auch der heilige Baum genannt, mit einem wunderthätigen Muttergottesbilde stand bis zum J. 1822 bei Landeck in Tirol, 2) wobei kaum zu zweifeln sein möchte, dass das Muttergottesbild auf die schon den Heiden heilige Fichte gestellt worden sei, wie dieses ähnlich auch zu Nauders und anderwärts geschah. Zufolge Flügel, S. 122, wurde Mânî in den ersten Jahrzehnten des 3ten Jahrh. in dem Gebiet geboren, das von dem Tigris und dem Flusse oder Kanal Nahrawân umspült wird und in der Richtung von Ctesiphon nach dem spätern Wâsit an der Grenze von Bâdarâhâ liegt. Gestützt auf die Berichte im Fihrist, lässt Flügel den Mânî im J. 238 nach Chr. und zwar am ersten April, einem Sonntag, 3) im Alter von 24 Jahren, zu Ctesiphon öffentlich als Lehrer auftreten, so dass demnach Mânî im J. 214 geboren gewesen wäre (S. 152). An dem gleichen Tage, an welchem Mânî als öffentlicher Lehrer zu Ctesiphon auftrat, bestieg der Sassanide Sâbûr oder Sapores I. den Thron. Der Versuch misslang und Mânî musste sich aus Persien, woselbst eben der Magismus sich zu neuem Ansehen erhob, flüchten und war durch Kaschmir nach Indien und von da nach Turkestan und Tibet gegangen, wo es ihm gelang, Gemeinden mit Vorstehern zu gründen. 4) In der Lehre von der Schöpfung der gegenwärtigen Welt findet sich, abgesehen von dem Lichtglauben an und für sich, bei Mânî insofern einiger Anklang an maurerische Anschauungen, als nach dem Fihrist (bei Flügel, S. 89) ein Engel die gegenwärtige Welt, d. h. zehn Himmel, einen jeden mit 12 grossen und weiten Thoren, und acht Erden baute. In dieser Zehnzahl der Welten des Mânî 1) Vergl. auch Alpenburg, deutsche Alpensagen, Nr. 230 – 235. 2) Alpenburg, Nr. 186. 3) Flügel, S. 146 ff. 4) Flügel, S. 172, vergl. mit S. 85.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/397>, abgerufen am 15.06.2024.