Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.und in stets neuen Formen wiedererstehenden Manichäismus sind besonders Adimantus, noch ein Schüler des Manes, nach welchem er das grösste Ansehen behauptet zu haben scheint, - und Faustus, ein manichäischer Bischof gegen das Ende des 4ten Jahrh. und einer der berühmtesten Lehrer und Schriftsteller, zu nennen.1) Durch die zwischen dem alten und neuen Testamente bestehenden zahlreichen und wesentlichen Widersprüche suchte Adimantus die Ungöttlichkeit, das Unchristliche des alten Testamentes darzuthun. Noch weiter ging Faustus, indem er selbst das neue Testament angriff und behauptete, dass jedenfalls die Evangelien weit später und von ganz andern Männern geschrieben seien, als vorgegeben werde; auch viele Irrthümer, Widersprüche und Unwahrheiten enthalten. Er ehrte das Evangelium nur wegen der darin enthaltenen rein menschlichen und moralischen Lehren und glaubte nicht, dass Gott in Christus als Mensch geboren sei, was Christus aber auch selbst nicht lehre. - Auch der grosse Kirchenlehrer Augustinus,2) geb. im J. 354 in der numidischen Stadt Tagaste, war mit seinem 20. Jahre unter die Manichäer getreten, weil sie verhiessen, ihre Schüler ohne den Autoritätsglauben oder ohne den Glauben an die vorgeblichen göttlichen Offenbarungen des alten und des neuen Testamentes durch die blosse Vernunft zu Gott leiten zu wollen. Als Manichäer war Augustinus Lehrer der Beredtsamkeit zu Carthago, zu Rom und zu Mailand gewesen, trat jedoch unbefriedigt wieder zurück und erfasste zuletzt mit seltenem Eifer und Geiste den Katholicismus, nunmehr den Manichäismus bekämpfend. Layard (bei Meissner, S. 131 und 133) hält es für möglich, dass mit Manei auch die Jezidi oder Teufelsanbeter bei Mosul in Zusammenhang stehen, indem die bei ihnen gebräuchliche eigene Zeitrechnung in der Zeit des Manei anzuheben scheint. Den überwiegenden parsischen oder sabäischen, den mithrischen Charakter haben die Gebräuche, die Mysterien der Bauleute ohne allen Zweifel im römischen Reiche er- 1) Stäudlin, III. S. 495 ff. 2) Vergl. darüber Stäudlin, III. S. 110 ff.
und in stets neuen Formen wiedererstehenden Manichäismus sind besonders Adimantus, noch ein Schüler des Manes, nach welchem er das grösste Ansehen behauptet zu haben scheint, – und Faustus, ein manichäischer Bischof gegen das Ende des 4ten Jahrh. und einer der berühmtesten Lehrer und Schriftsteller, zu nennen.1) Durch die zwischen dem alten und neuen Testamente bestehenden zahlreichen und wesentlichen Widersprüche suchte Adimantus die Ungöttlichkeit, das Unchristliche des alten Testamentes darzuthun. Noch weiter ging Faustus, indem er selbst das neue Testament angriff und behauptete, dass jedenfalls die Evangelien weit später und von ganz andern Männern geschrieben seien, als vorgegeben werde; auch viele Irrthümer, Widersprüche und Unwahrheiten enthalten. Er ehrte das Evangelium nur wegen der darin enthaltenen rein menschlichen und moralischen Lehren und glaubte nicht, dass Gott in Christus als Mensch geboren sei, was Christus aber auch selbst nicht lehre. – Auch der grosse Kirchenlehrer Augustinus,2) geb. im J. 354 in der numidischen Stadt Tagaste, war mit seinem 20. Jahre unter die Manichäer getreten, weil sie verhiessen, ihre Schüler ohne den Autoritätsglauben oder ohne den Glauben an die vorgeblichen göttlichen Offenbarungen des alten und des neuen Testamentes durch die blosse Vernunft zu Gott leiten zu wollen. Als Manichäer war Augustinus Lehrer der Beredtsamkeit zu Carthago, zu Rom und zu Mailand gewesen, trat jedoch unbefriedigt wieder zurück und erfasste zuletzt mit seltenem Eifer und Geiste den Katholicismus, nunmehr den Manichäismus bekämpfend. Layard (bei Meissner, S. 131 und 133) hält es für möglich, dass mit Mânî auch die Jezidi oder Teufelsanbeter bei Mosul in Zusammenhang stehen, indem die bei ihnen gebräuchliche eigene Zeitrechnung in der Zeit des Mânî anzuheben scheint. Den überwiegenden parsischen oder sabäischen, den mithrischen Charakter haben die Gebräuche, die Mysterien der Bauleute ohne allen Zweifel im römischen Reiche er- 1) Stäudlin, III. S. 495 ff. 2) Vergl. darüber Stäudlin, III. S. 110 ff.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0414" n="394"/> und in stets neuen Formen wiedererstehenden Manichäismus sind besonders Adimantus, noch ein Schüler des Manes, nach welchem er das grösste Ansehen behauptet zu haben scheint, – und Faustus, ein manichäischer Bischof gegen das Ende des 4ten Jahrh. und einer der berühmtesten Lehrer und Schriftsteller, zu nennen.<note place="foot" n="1)">Stäudlin, III. S. 495 ff.<lb/></note> Durch die zwischen dem alten und neuen Testamente bestehenden zahlreichen und wesentlichen Widersprüche suchte Adimantus die Ungöttlichkeit, das Unchristliche des alten Testamentes darzuthun. Noch weiter ging Faustus, indem er selbst das neue Testament angriff und behauptete, dass jedenfalls die Evangelien weit später und von ganz andern Männern geschrieben seien, als vorgegeben werde; auch viele Irrthümer, Widersprüche und Unwahrheiten enthalten. Er ehrte das Evangelium nur wegen der darin enthaltenen rein menschlichen und moralischen Lehren und glaubte nicht, dass Gott in Christus als Mensch geboren sei, was Christus aber auch selbst nicht lehre. – Auch der grosse Kirchenlehrer Augustinus,<note place="foot" n="2)">Vergl. darüber Stäudlin, III. S. 110 ff.</note> geb. im J. 354 in der numidischen Stadt Tagaste, war mit seinem 20. Jahre unter die Manichäer getreten, weil sie verhiessen, ihre Schüler ohne den Autoritätsglauben oder ohne den Glauben an die vorgeblichen göttlichen Offenbarungen des alten und des neuen Testamentes durch die blosse Vernunft zu Gott leiten zu wollen. Als Manichäer war Augustinus Lehrer der Beredtsamkeit zu Carthago, zu Rom und zu Mailand gewesen, trat jedoch unbefriedigt wieder zurück und erfasste zuletzt mit seltenem Eifer und Geiste den Katholicismus, nunmehr den Manichäismus bekämpfend.</p> <p> Layard (bei Meissner, S. 131 und 133) hält es für möglich, dass mit Mânî auch die Jezidi oder Teufelsanbeter bei Mosul in Zusammenhang stehen, indem die bei ihnen gebräuchliche eigene Zeitrechnung in der Zeit des Mânî anzuheben scheint.</p> <p> Den überwiegenden parsischen oder sabäischen, den mithrischen Charakter haben die Gebräuche, die Mysterien der Bauleute ohne allen Zweifel im römischen Reiche er- </p> </div> </body> </text> </TEI> [394/0414]
und in stets neuen Formen wiedererstehenden Manichäismus sind besonders Adimantus, noch ein Schüler des Manes, nach welchem er das grösste Ansehen behauptet zu haben scheint, – und Faustus, ein manichäischer Bischof gegen das Ende des 4ten Jahrh. und einer der berühmtesten Lehrer und Schriftsteller, zu nennen. 1) Durch die zwischen dem alten und neuen Testamente bestehenden zahlreichen und wesentlichen Widersprüche suchte Adimantus die Ungöttlichkeit, das Unchristliche des alten Testamentes darzuthun. Noch weiter ging Faustus, indem er selbst das neue Testament angriff und behauptete, dass jedenfalls die Evangelien weit später und von ganz andern Männern geschrieben seien, als vorgegeben werde; auch viele Irrthümer, Widersprüche und Unwahrheiten enthalten. Er ehrte das Evangelium nur wegen der darin enthaltenen rein menschlichen und moralischen Lehren und glaubte nicht, dass Gott in Christus als Mensch geboren sei, was Christus aber auch selbst nicht lehre. – Auch der grosse Kirchenlehrer Augustinus, 2) geb. im J. 354 in der numidischen Stadt Tagaste, war mit seinem 20. Jahre unter die Manichäer getreten, weil sie verhiessen, ihre Schüler ohne den Autoritätsglauben oder ohne den Glauben an die vorgeblichen göttlichen Offenbarungen des alten und des neuen Testamentes durch die blosse Vernunft zu Gott leiten zu wollen. Als Manichäer war Augustinus Lehrer der Beredtsamkeit zu Carthago, zu Rom und zu Mailand gewesen, trat jedoch unbefriedigt wieder zurück und erfasste zuletzt mit seltenem Eifer und Geiste den Katholicismus, nunmehr den Manichäismus bekämpfend.
Layard (bei Meissner, S. 131 und 133) hält es für möglich, dass mit Mânî auch die Jezidi oder Teufelsanbeter bei Mosul in Zusammenhang stehen, indem die bei ihnen gebräuchliche eigene Zeitrechnung in der Zeit des Mânî anzuheben scheint.
Den überwiegenden parsischen oder sabäischen, den mithrischen Charakter haben die Gebräuche, die Mysterien der Bauleute ohne allen Zweifel im römischen Reiche er-
1) Stäudlin, III. S. 495 ff.
2) Vergl. darüber Stäudlin, III. S. 110 ff.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |