Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

Britannien erhalten und dort fortgedauert haben; man dürfe daher behaupten, dass durch diese britischen Baumeister die Deutschen erst mit dem Kirchenbaustyl, mit dem Geist und Sinn desselben vertraut geworden, da die meisten Apostel Briten, Irländer oder Schotten und in der Regel Bauverständige gewesen; sie haben in Deutschland Bauhütten nach den Mustern ihres Vaterlandes errichtet, welche durch die Deutschen weiter fortgebildet worden seien.

Den geschichtlichen und unlösbaren unmittelbaren Zusammenhang der deutschen Baukunst und Bauhütten, der gesammten städtischen Bildung und städtischen Schulen Deutschlands mit den römischen, mit den gallisch-fränkischen Städten und Lehranstalten beweisen schon die drei rheinischen, römischen Hauptbauhütten zu Cöln, Strassburg und Zürich mit der gleichfalls ursprünglich römischen vierten Bauhütte zu Wien an der Donau. Es war ferner bis zu Anfang des 11ten Jahrh. Sitte, dass man für die Domschulen im mittleren Süddeutschland die Schulmeister vom Rheine oder aus Gallien, d. h. aus den alten Sitzen der römischen Bildung kommen liess,1) indem hier in den bedeutendsten Städten die Lehranstalten auf den Grundlagen der altrömischen Einrichtung sich forterhalten hatten.2) wie vorzüglich zu Rheims, auch vielleicht zu Avignon. Wer nicht juxta Renum seu in Gallia doctus erat, galt nichts (Mone. I. S. 265, Anm. 19). Viele junge Domherren, z. B. zu Basel, gingen dann noch auf eine Universität, um ihre Studien zu vollenden, wozu ihnen fünf Jahre bewilligt wurden (Mone, I. S. 268). Die Mitglieder der rheinischen Stifter studirten meist zu Paris (Mone, II. S. 134). So z. B. hatte der Abt Heinrich von Heisterbach (1208 - 1244) zu Paris studirt, wie überhaupt die seit dem 12ten Jahrh. auch in Deutschland so rasch sich ausbrei-

1) Mone, Schulwesen vom 12ten bis 16ten Jahrh., in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, I. S. 257 ff.; derselbe, über das Schulwesen vom 13ten bis 18ten Jahrh. in Baden, Württemberg und Rheinbaiern, in der Zeitschrift II. S. 129 ff.
2) Weiss, Gesch. Alfreds des Grossen, Anhang von Bock, S. 19 und 30 ff.

Britannien erhalten und dort fortgedauert haben; man dürfe daher behaupten, dass durch diese britischen Baumeister die Deutschen erst mit dem Kirchenbaustyl, mit dem Geist und Sinn desselben vertraut geworden, da die meisten Apostel Briten, Irländer oder Schotten und in der Regel Bauverständige gewesen; sie haben in Deutschland Bauhütten nach den Mustern ihres Vaterlandes errichtet, welche durch die Deutschen weiter fortgebildet worden seien.

Den geschichtlichen und unlösbaren unmittelbaren Zusammenhang der deutschen Baukunst und Bauhütten, der gesammten städtischen Bildung und städtischen Schulen Deutschlands mit den römischen, mit den gallisch-fränkischen Städten und Lehranstalten beweisen schon die drei rheinischen, römischen Hauptbauhütten zu Cöln, Strassburg und Zürich mit der gleichfalls ursprünglich römischen vierten Bauhütte zu Wien an der Donau. Es war ferner bis zu Anfang des 11ten Jahrh. Sitte, dass man für die Domschulen im mittleren Süddeutschland die Schulmeister vom Rheine oder aus Gallien, d. h. aus den alten Sitzen der römischen Bildung kommen liess,1) indem hier in den bedeutendsten Städten die Lehranstalten auf den Grundlagen der altrömischen Einrichtung sich forterhalten hatten.2) wie vorzüglich zu Rheims, auch vielleicht zu Avignon. Wer nicht juxta Renum seu in Gallia doctus erat, galt nichts (Mone. I. S. 265, Anm. 19). Viele junge Domherren, z. B. zu Basel, gingen dann noch auf eine Universität, um ihre Studien zu vollenden, wozu ihnen fünf Jahre bewilligt wurden (Mone, I. S. 268). Die Mitglieder der rheinischen Stifter studirten meist zu Paris (Mone, II. S. 134). So z. B. hatte der Abt Heinrich von Heisterbach (1208 – 1244) zu Paris studirt, wie überhaupt die seit dem 12ten Jahrh. auch in Deutschland so rasch sich ausbrei-

1) Mone, Schulwesen vom 12ten bis 16ten Jahrh., in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, I. S. 257 ff.; derselbe, über das Schulwesen vom 13ten bis 18ten Jahrh. in Baden, Württemberg und Rheinbaiern, in der Zeitschrift II. S. 129 ff.
2) Weiss, Gesch. Alfreds des Grossen, Anhang von Bock, S. 19 und 30 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0419" n="399"/>
Britannien erhalten und dort fortgedauert haben; man dürfe daher behaupten, dass durch diese britischen Baumeister die Deutschen erst mit dem Kirchenbaustyl, mit dem Geist und Sinn desselben vertraut geworden, da die meisten Apostel Briten, Irländer oder Schotten und in der Regel Bauverständige gewesen; sie haben in Deutschland Bauhütten nach den Mustern ihres Vaterlandes errichtet, welche durch die Deutschen weiter fortgebildet worden seien.</p>
        <p>
     Den geschichtlichen und unlösbaren unmittelbaren Zusammenhang der deutschen Baukunst und Bauhütten, der gesammten städtischen Bildung und städtischen Schulen Deutschlands mit den römischen, mit den gallisch-fränkischen Städten und Lehranstalten beweisen schon die drei rheinischen, römischen Hauptbauhütten zu Cöln, Strassburg und Zürich mit der gleichfalls ursprünglich römischen vierten Bauhütte zu Wien an der Donau. Es war ferner bis zu Anfang des 11ten Jahrh. Sitte, dass man für die Domschulen im mittleren Süddeutschland die Schulmeister <hi rendition="#g">vom Rheine oder aus Gallien</hi>, d. h. aus den alten Sitzen der römischen Bildung kommen liess,<note place="foot" n="1)">Mone, Schulwesen vom 12ten bis 16ten Jahrh., in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, I. S. 257 ff.; derselbe, über das Schulwesen vom 13ten bis 18ten Jahrh. in Baden, Württemberg und Rheinbaiern, in der Zeitschrift II. S. 129 ff.<lb/></note> indem hier in den bedeutendsten Städten die Lehranstalten auf den Grundlagen der altrömischen Einrichtung sich forterhalten hatten.<note place="foot" n="2)">Weiss, Gesch. Alfreds des Grossen, Anhang von Bock, S. 19 und 30 ff.</note> wie vorzüglich zu Rheims, auch vielleicht zu Avignon. Wer nicht juxta Renum seu in Gallia doctus erat, galt nichts (Mone. I. S. 265, Anm. 19). Viele junge Domherren, z. B. zu Basel, gingen dann noch auf eine Universität, um ihre Studien zu vollenden, wozu ihnen <hi rendition="#g">fünf</hi> Jahre bewilligt wurden (Mone, I. S. 268). Die Mitglieder der rheinischen Stifter studirten meist zu Paris (Mone, II. S. 134). So z. B. hatte der Abt Heinrich von Heisterbach (1208 &#x2013; 1244) zu Paris studirt, wie überhaupt die seit dem 12ten Jahrh. auch in Deutschland so rasch sich ausbrei-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0419] Britannien erhalten und dort fortgedauert haben; man dürfe daher behaupten, dass durch diese britischen Baumeister die Deutschen erst mit dem Kirchenbaustyl, mit dem Geist und Sinn desselben vertraut geworden, da die meisten Apostel Briten, Irländer oder Schotten und in der Regel Bauverständige gewesen; sie haben in Deutschland Bauhütten nach den Mustern ihres Vaterlandes errichtet, welche durch die Deutschen weiter fortgebildet worden seien. Den geschichtlichen und unlösbaren unmittelbaren Zusammenhang der deutschen Baukunst und Bauhütten, der gesammten städtischen Bildung und städtischen Schulen Deutschlands mit den römischen, mit den gallisch-fränkischen Städten und Lehranstalten beweisen schon die drei rheinischen, römischen Hauptbauhütten zu Cöln, Strassburg und Zürich mit der gleichfalls ursprünglich römischen vierten Bauhütte zu Wien an der Donau. Es war ferner bis zu Anfang des 11ten Jahrh. Sitte, dass man für die Domschulen im mittleren Süddeutschland die Schulmeister vom Rheine oder aus Gallien, d. h. aus den alten Sitzen der römischen Bildung kommen liess, 1) indem hier in den bedeutendsten Städten die Lehranstalten auf den Grundlagen der altrömischen Einrichtung sich forterhalten hatten. 2) wie vorzüglich zu Rheims, auch vielleicht zu Avignon. Wer nicht juxta Renum seu in Gallia doctus erat, galt nichts (Mone. I. S. 265, Anm. 19). Viele junge Domherren, z. B. zu Basel, gingen dann noch auf eine Universität, um ihre Studien zu vollenden, wozu ihnen fünf Jahre bewilligt wurden (Mone, I. S. 268). Die Mitglieder der rheinischen Stifter studirten meist zu Paris (Mone, II. S. 134). So z. B. hatte der Abt Heinrich von Heisterbach (1208 – 1244) zu Paris studirt, wie überhaupt die seit dem 12ten Jahrh. auch in Deutschland so rasch sich ausbrei- 1) Mone, Schulwesen vom 12ten bis 16ten Jahrh., in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, I. S. 257 ff.; derselbe, über das Schulwesen vom 13ten bis 18ten Jahrh. in Baden, Württemberg und Rheinbaiern, in der Zeitschrift II. S. 129 ff. 2) Weiss, Gesch. Alfreds des Grossen, Anhang von Bock, S. 19 und 30 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/419
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/419>, abgerufen am 22.11.2024.