Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.darauf angebracht wurden, weshalb es so oft zweifelhaft wird, zu entscheiden, ob ein Denkmal dem heidnischen oder dem christlichen Alterthume angehöre. Aehnlich verhält es sich mit den Münzbildern unter den ersten römischen christlichen Kaisern, welche noch lange unverändert, nur mit einigen christlichen Zusätzen, beibehalten wurden.1) Ebenso wurde der christliche Sonntag gewiss unter dem Einflusse des alten heidnischen Sonnendienstes von Constantin im J. 3212) gewählt und bestimmt. Auch wurden nicht selten antike Saroophage zu Taufbrunnen gebraucht, namentlich im Dom von Girgenti ein marmorner Sarcophag, der die Jagd Meleagers vorstellt. So hat auch ein Krater, auf welchem die Pflege des jungen Bacchus gebildet ist, jetzt im Museum zu Neapel, bis auf die neueste Zeit als Taufgefäss dem Dome von Gaeta angehört.3) Zuweilen wurden selbst antike Statuen zu Heiligen- und Apostelbildern geweiht.4) Ferner findet man heidnische Bildwerke an christlichen Kirchen angebracht, wozu zunächst Veranlassung gab, dass theils heidnische Tempel in Kirchen umgewandelt, z. B. namentlich zu Athen and besonders auf der dortigen Akropolis5) das Parthenon und der Tempel des Erechtheus, - theils Kirchen an dem Ort zerstörter heidnischer Tempel und Heiligthümer errichtet wurden.6) Auch die Porta Nigra zu Trier, welche für die spätrömische und ältestdeutsche Baukunst so ausserordentlich wichtig ist,7) diente vom J. 1035 bis zum Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts als Kirche. Nach Wyttenbach und Hirt ist die Porta Nigra unter Kaiser Constantin dem Grossen erbaut; zufolge Kugler (238 a und im Kunstbl. für 1844, Nr. 38) könnte vielleicht die Porta Nigra auch zur Zeit der fränkischen Herrschaft zwischen dem 5ten und 9ten Jahrh. 1) Piper, I. 2. S. 130 ff. und I. 1. S. 96 ff. 2) Piper, I. 1.S. 99 unten. 3) Piper, I. 1. S. 57 ff. 4) Klenze, S. 283. 5) Ausland für 1854, S. 485 b ff. 6) Piper, I. 1. S. 48 ff. 7) Kugler, im Kunstblatte von Schorn für 1840, Nr. 56 ff., vergl. mit 1846, S. 142 ff.
darauf angebracht wurden, weshalb es so oft zweifelhaft wird, zu entscheiden, ob ein Denkmal dem heidnischen oder dem christlichen Alterthume angehöre. Aehnlich verhält es sich mit den Münzbildern unter den ersten römischen christlichen Kaisern, welche noch lange unverändert, nur mit einigen christlichen Zusätzen, beibehalten wurden.1) Ebenso wurde der christliche Sonntag gewiss unter dem Einflusse des alten heidnischen Sonnendienstes von Constantin im J. 3212) gewählt und bestimmt. Auch wurden nicht selten antike Saroophage zu Taufbrunnen gebraucht, namentlich im Dom von Girgenti ein marmorner Sarcophag, der die Jagd Meleagers vorstellt. So hat auch ein Krater, auf welchem die Pflege des jungen Bacchus gebildet ist, jetzt im Museum zu Neapel, bis auf die neueste Zeit als Taufgefäss dem Dome von Gaëta angehört.3) Zuweilen wurden selbst antike Statuen zu Heiligen- und Apostelbildern geweiht.4) Ferner findet man heidnische Bildwerke an christlichen Kirchen angebracht, wozu zunächst Veranlassung gab, dass theils heidnische Tempel in Kirchen umgewandelt, z. B. namentlich zu Athen and besonders auf der dortigen Akropolis5) das Parthenon und der Tempel des Erechtheus, – theils Kirchen an dem Ort zerstörter heidnischer Tempel und Heiligthümer errichtet wurden.6) Auch die Porta Nigra zu Trier, welche für die spätrömische und ältestdeutsche Baukunst so ausserordentlich wichtig ist,7) diente vom J. 1035 bis zum Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts als Kirche. Nach Wyttenbach und Hirt ist die Porta Nigra unter Kaiser Constantin dem Grossen erbaut; zufolge Kugler (238 a und im Kunstbl. für 1844, Nr. 38) könnte vielleicht die Porta Nigra auch zur Zeit der fränkischen Herrschaft zwischen dem 5ten und 9ten Jahrh. 1) Piper, I. 2. S. 130 ff. und I. 1. S. 96 ff. 2) Piper, I. 1.S. 99 unten. 3) Piper, I. 1. S. 57 ff. 4) Klenze, S. 283. 5) Ausland für 1854, S. 485 b ff. 6) Piper, I. 1. S. 48 ff. 7) Kugler, im Kunstblatte von Schorn für 1840, Nr. 56 ff., vergl. mit 1846, S. 142 ff.
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darauf angebracht wurden, weshalb es so oft zweifelhaft wird, zu entscheiden, ob ein Denkmal dem heidnischen oder dem christlichen Alterthume angehöre. Aehnlich verhält es sich mit den Münzbildern unter den ersten römischen christlichen Kaisern, welche noch lange unverändert, nur mit einigen christlichen Zusätzen, beibehalten wurden. 1) Ebenso wurde der christliche Sonntag gewiss unter dem Einflusse des alten heidnischen Sonnendienstes von Constantin im J. 321 2) gewählt und bestimmt. Auch wurden nicht selten antike Saroophage zu Taufbrunnen gebraucht, namentlich im Dom von Girgenti ein marmorner Sarcophag, der die Jagd Meleagers vorstellt. So hat auch ein Krater, auf welchem die Pflege des jungen Bacchus gebildet ist, jetzt im Museum zu Neapel, bis auf die neueste Zeit als Taufgefäss dem Dome von Gaëta angehört. 3) Zuweilen wurden selbst antike Statuen zu Heiligen- und Apostelbildern geweiht. 4) Ferner findet man heidnische Bildwerke an christlichen Kirchen angebracht, wozu zunächst Veranlassung gab, dass theils heidnische Tempel in Kirchen umgewandelt, z. B. namentlich zu Athen and besonders auf der dortigen Akropolis 5) das Parthenon und der Tempel des Erechtheus, – theils Kirchen an dem Ort zerstörter heidnischer Tempel und Heiligthümer errichtet wurden. 6) Auch die Porta Nigra zu Trier, welche für die spätrömische und ältestdeutsche Baukunst so ausserordentlich wichtig ist, 7) diente vom J. 1035 bis zum Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts als Kirche. Nach Wyttenbach und Hirt ist die Porta Nigra unter Kaiser Constantin dem Grossen erbaut; zufolge Kugler (238 a und im Kunstbl. für 1844, Nr. 38) könnte vielleicht die Porta Nigra auch zur Zeit der fränkischen Herrschaft zwischen dem 5ten und 9ten Jahrh.
1) Piper, I. 2. S. 130 ff. und I. 1. S. 96 ff.
2) Piper, I. 1.S. 99 unten.
3) Piper, I. 1. S. 57 ff.
4) Klenze, S. 283.
5) Ausland für 1854, S. 485 b ff.
6) Piper, I. 1. S. 48 ff.
7) Kugler, im Kunstblatte von Schorn für 1840, Nr. 56 ff., vergl. mit 1846, S. 142 ff.
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