Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.das noch heute bei den Freimaurern überall übliche Stehen im Lehrlings- und Gesellenzeichen, nämlich das Auflegen der Hand auf die Brust gleich unter dem Kinn, während der linke Arm eng anliegend am Körper hinabgestreckt wird, was zugleich eine wirklich militärische Stellung ist - als eine feierliche oder gottesdienstliche Stellung der ägyptischen Priester, z. B. an den riesigen Steinfiguren in den Felsengrotten zu Girscheh im untern Nubien, wovon bei Lübke, S. 567 eine Abbildung in freilich sehr undeutlichem Massstabe gegeben ist, - ebenso in dem Vorraume des Felsentempels zu Ipsambul (Abu Simbel), wovon bei Rosengarten, die architektonischen Stylarten, Braunschweig 1857, S. 29, eine Darstellung enthalten ist. Es steht nicht entfernt zu bezweifeln, dass an den ägyptischen Denkmalen noch weit mehr mit der christlichen oder maurerischen Symbolik Uebereinkommendes aufzufinden, aber bis jetzt entweder nicht beachtet oder nicht erkannt worden ist. Das Stehen im Lehrlingszeichen scheinen von den ägyptischen Priestern sodann vorzüglich die Pythagoräer und nach ihnen die Essäer angenommen zu haben. Von den Essäern berichtet Philo von Alexandrien, dass dieselben in einer dem jetzigen maurerischen Lehrlings- oder Gesellenzeichen ganz entsprechenden Stellung stehend, dem Unterrichte ihrer Lehrer zuhörten. Dass auch durch das ganze Mittelalter hindurch den Bauleuten dieses (ägyptische) Lehrlingszeichen wohl bekannt gewesen sei, beweiset z. B. die nach Lisch im J. 1386 erbaute und durch viele maurerische Symbole sich auszeichnende Cistercienserkirche zu Doberan, indem darin auf einem Altarblatte, welches das heilige Abendmahl darstellt, die Apostel ganz in dem Lehrlingszeichen stehen.1) - Sehr wahrscheinlich ist weiter, dass das taktvolle oder regelmässige Händeklatschen, welches bei sehr vielen Völkern des Alterthums und der Neuzeit sich findet und auch bei den Freimaurern sich in lebendigem Gebrauche erhalten hat,1) von den Aegyptern, und zwar verbunden oder verstärkt mit besonderen Schlag- 1) Freimaurerzeitung vom Jahr 1858, S. 388. 1) vergl. darüber Symbolik, I. S. 116 ff.; Bötticher, kleine Schriften, I. S. 321 ff.
das noch heute bei den Freimaurern überall übliche Stehen im Lehrlings- und Gesellenzeichen, nämlich das Auflegen der Hand auf die Brust gleich unter dem Kinn, während der linke Arm eng anliegend am Körper hinabgestreckt wird, was zugleich eine wirklich militärische Stellung ist – als eine feierliche oder gottesdienstliche Stellung der ägyptischen Priester, z. B. an den riesigen Steinfiguren in den Felsengrotten zu Girscheh im untern Nubien, wovon bei Lübke, S. 567 eine Abbildung in freilich sehr undeutlichem Massstabe gegeben ist, – ebenso in dem Vorraume des Felsentempels zu Ipsambul (Abu Simbel), wovon bei Rosengarten, die architektonischen Stylarten, Braunschweig 1857, S. 29, eine Darstellung enthalten ist. Es steht nicht entfernt zu bezweifeln, dass an den ägyptischen Denkmalen noch weit mehr mit der christlichen oder maurerischen Symbolik Uebereinkommendes aufzufinden, aber bis jetzt entweder nicht beachtet oder nicht erkannt worden ist. Das Stehen im Lehrlingszeichen scheinen von den ägyptischen Priestern sodann vorzüglich die Pythagoräer und nach ihnen die Essäer angenommen zu haben. Von den Essäern berichtet Philo von Alexandrien, dass dieselben in einer dem jetzigen maurerischen Lehrlings- oder Gesellenzeichen ganz entsprechenden Stellung stehend, dem Unterrichte ihrer Lehrer zuhörten. Dass auch durch das ganze Mittelalter hindurch den Bauleuten dieses (ägyptische) Lehrlingszeichen wohl bekannt gewesen sei, beweiset z. B. die nach Lisch im J. 1386 erbaute und durch viele maurerische Symbole sich auszeichnende Cistercienserkirche zu Doberan, indem darin auf einem Altarblatte, welches das heilige Abendmahl darstellt, die Apostel ganz in dem Lehrlingszeichen stehen.1) – Sehr wahrscheinlich ist weiter, dass das taktvolle oder regelmässige Händeklatschen, welches bei sehr vielen Völkern des Alterthums und der Neuzeit sich findet und auch bei den Freimaurern sich in lebendigem Gebrauche erhalten hat,1) von den Aegyptern, und zwar verbunden oder verstärkt mit besonderen Schlag- 1) Freimaurerzeitung vom Jahr 1858, S. 388. 1) vergl. darüber Symbolik, I. S. 116 ff.; Bötticher, kleine Schriften, I. S. 321 ff.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0061" n="41"/> das noch heute bei den Freimaurern überall übliche Stehen im Lehrlings- und Gesellenzeichen, nämlich das Auflegen der Hand auf die Brust gleich unter dem Kinn, während der linke Arm eng anliegend am Körper hinabgestreckt wird, was zugleich eine wirklich militärische Stellung ist – als eine feierliche oder gottesdienstliche Stellung der ägyptischen Priester, z. B. an den riesigen Steinfiguren in den Felsengrotten zu Girscheh im untern Nubien, wovon bei Lübke, S. 567 eine Abbildung in freilich sehr undeutlichem Massstabe gegeben ist, – ebenso in dem Vorraume des Felsentempels zu Ipsambul (Abu Simbel), wovon bei Rosengarten, die architektonischen Stylarten, Braunschweig 1857, S. 29, eine Darstellung enthalten ist. Es steht nicht entfernt zu bezweifeln, dass an den ägyptischen Denkmalen noch weit mehr mit der christlichen oder maurerischen Symbolik Uebereinkommendes aufzufinden, aber bis jetzt entweder nicht beachtet oder nicht erkannt worden ist. Das Stehen im Lehrlingszeichen scheinen von den ägyptischen Priestern sodann vorzüglich die Pythagoräer und nach ihnen die Essäer angenommen zu haben. Von den Essäern berichtet Philo von Alexandrien, dass dieselben in einer dem jetzigen maurerischen Lehrlings- oder Gesellenzeichen ganz entsprechenden Stellung stehend, dem Unterrichte ihrer Lehrer zuhörten. Dass auch durch das ganze Mittelalter hindurch den Bauleuten dieses (ägyptische) Lehrlingszeichen wohl bekannt gewesen sei, beweiset z. B. die nach Lisch im J. 1386 erbaute und durch viele maurerische Symbole sich auszeichnende Cistercienserkirche zu Doberan, indem darin auf einem Altarblatte, welches das heilige Abendmahl darstellt, die Apostel ganz in dem Lehrlingszeichen stehen.<note place="foot" n="1)">Freimaurerzeitung vom Jahr 1858, S. 388.<lb/></note> – Sehr wahrscheinlich ist weiter, dass das taktvolle oder regelmässige Händeklatschen, welches bei sehr vielen Völkern des Alterthums und der Neuzeit sich findet und auch bei den Freimaurern sich in lebendigem Gebrauche erhalten hat,<note place="foot" n="1)">vergl. darüber Symbolik, I. S. 116 ff.; Bötticher, kleine Schriften, I. S. 321 ff.</note> von den Aegyptern, und zwar verbunden oder verstärkt mit besonderen Schlag- </p> </div> </body> </text> </TEI> [41/0061]
das noch heute bei den Freimaurern überall übliche Stehen im Lehrlings- und Gesellenzeichen, nämlich das Auflegen der Hand auf die Brust gleich unter dem Kinn, während der linke Arm eng anliegend am Körper hinabgestreckt wird, was zugleich eine wirklich militärische Stellung ist – als eine feierliche oder gottesdienstliche Stellung der ägyptischen Priester, z. B. an den riesigen Steinfiguren in den Felsengrotten zu Girscheh im untern Nubien, wovon bei Lübke, S. 567 eine Abbildung in freilich sehr undeutlichem Massstabe gegeben ist, – ebenso in dem Vorraume des Felsentempels zu Ipsambul (Abu Simbel), wovon bei Rosengarten, die architektonischen Stylarten, Braunschweig 1857, S. 29, eine Darstellung enthalten ist. Es steht nicht entfernt zu bezweifeln, dass an den ägyptischen Denkmalen noch weit mehr mit der christlichen oder maurerischen Symbolik Uebereinkommendes aufzufinden, aber bis jetzt entweder nicht beachtet oder nicht erkannt worden ist. Das Stehen im Lehrlingszeichen scheinen von den ägyptischen Priestern sodann vorzüglich die Pythagoräer und nach ihnen die Essäer angenommen zu haben. Von den Essäern berichtet Philo von Alexandrien, dass dieselben in einer dem jetzigen maurerischen Lehrlings- oder Gesellenzeichen ganz entsprechenden Stellung stehend, dem Unterrichte ihrer Lehrer zuhörten. Dass auch durch das ganze Mittelalter hindurch den Bauleuten dieses (ägyptische) Lehrlingszeichen wohl bekannt gewesen sei, beweiset z. B. die nach Lisch im J. 1386 erbaute und durch viele maurerische Symbole sich auszeichnende Cistercienserkirche zu Doberan, indem darin auf einem Altarblatte, welches das heilige Abendmahl darstellt, die Apostel ganz in dem Lehrlingszeichen stehen. 1) – Sehr wahrscheinlich ist weiter, dass das taktvolle oder regelmässige Händeklatschen, welches bei sehr vielen Völkern des Alterthums und der Neuzeit sich findet und auch bei den Freimaurern sich in lebendigem Gebrauche erhalten hat, 1) von den Aegyptern, und zwar verbunden oder verstärkt mit besonderen Schlag-
1) Freimaurerzeitung vom Jahr 1858, S. 388.
1) vergl. darüber Symbolik, I. S. 116 ff.; Bötticher, kleine Schriften, I. S. 321 ff.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |