Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.zum J. 1248 die einzige Kirche des Cistercienserklosters Marienstatt (Locus Mariae) als einen entschiedenen gothischen und zugleich von der Trierer Schule unabhängigen Bau Schnaase, V. S. 498, zu nennen weiss. Nach Freiburg war gewiss aus der nahen Strassburger Bauhütto, der gothische Styl hinübergedrungen und daher dort gewissermassen urplötzlich mitten in dem begonnenen romanischen Bau an dem Langhause angewandt worden, wie es ähnlich zu Strassburg selbst geschehen war.1) Das Langhaus des Freiburger Münsters ist dem des Strassburger überaus ähnlich; wahrscheinlich hat der Meister von Strassburg oder einer seiner fähigsten Schüler auch einzelne Theile des Freiburger Domes ausgeführt, da dererste gothische Baumeister diesem Style nicht vollkommen gewachsen war. Zu Strassburg wurde im J. 1277 der Bau der Facade Erwin von Steinbach, welcher schon bei der Vollendung des Langhauses mitgewirkt zu haben scheint, übertragen; der Plan zu dem Facadenbau war nicht von ihm entworfen. Dagegen hält es Schnaase, VI. S. 253, nicht für unwahrscheinlich, dass Erwin von Steinbach den noch vorhandenen nicht zur Ausführung gekommenen Riss des Thurmes zu Strassburg entworfen und auch bei der Ausführung des bald nach dem J. 1300 vollendeten und in Deutschland schönsten und frühesten Freiburger Thurmes mitgewirkt habe; die Erfindung des durchbrochenen Thurmhelmes wäre demnach Erwin zuzuschreiben, würde den Bauschulen von Strassburg und Freiburg gemeinsam angehören. Der Freiburger Thurm wurde daher auch das Vorbild der weitern deutschen Thurmbauten, namentlich derjenigen von Cöln und Ulm. Neben der Bauhätte zu Strassburg scheint damals zu Colmar eine selbstständige Bauhütte geblüht zu haben, welche das Münster zu Colmar wie die Hauptkirche zu Schlettstadt erbaute. Ein Sohn Erwin's von Steinbach2) soll aber die Kirche zu Haslach bei Strassburg 1) Schnaase, V. S. 503 ff. 2) Auch von der Sabina, als einer Tochter Erwin's, spricht Schnaase, V. S. 761, und neuerlichst Otte, S. 158; ebenso noch Lübke, die Frauen in der Kunstgesch., Stuttgart 1862, S. 6, und
zum J. 1248 die einzige Kirche des Cistercienserklosters Marienstatt (Locus Mariae) als einen entschiedenen gothischen und zugleich von der Trierer Schule unabhängigen Bau Schnaase, V. S. 498, zu nennen weiss. Nach Freiburg war gewiss aus der nahen Strassburger Bauhütto, der gothische Styl hinübergedrungen und daher dort gewissermassen urplötzlich mitten in dem begonnenen romanischen Bau an dem Langhause angewandt worden, wie es ähnlich zu Strassburg selbst geschehen war.1) Das Langhaus des Freiburger Münsters ist dem des Strassburger überaus ähnlich; wahrscheinlich hat der Meister von Strassburg oder einer seiner fähigsten Schüler auch einzelne Theile des Freiburger Domes ausgeführt, da dererste gothische Baumeister diesem Style nicht vollkommen gewachsen war. Zu Strassburg wurde im J. 1277 der Bau der Façade Erwin von Steinbach, welcher schon bei der Vollendung des Langhauses mitgewirkt zu haben scheint, übertragen; der Plan zu dem Façadenbau war nicht von ihm entworfen. Dagegen hält es Schnaase, VI. S. 253, nicht für unwahrscheinlich, dass Erwin von Steinbach den noch vorhandenen nicht zur Ausführung gekommenen Riss des Thurmes zu Strassburg entworfen und auch bei der Ausführung des bald nach dem J. 1300 vollendeten und in Deutschland schönsten und frühesten Freiburger Thurmes mitgewirkt habe; die Erfindung des durchbrochenen Thurmhelmes wäre demnach Erwin zuzuschreiben, würde den Bauschulen von Strassburg und Freiburg gemeinsam angehören. Der Freiburger Thurm wurde daher auch das Vorbild der weitern deutschen Thurmbauten, namentlich derjenigen von Cöln und Ulm. Neben der Bauhätte zu Strassburg scheint damals zu Colmar eine selbstständige Bauhütte geblüht zu haben, welche das Münster zu Colmar wie die Hauptkirche zu Schlettstadt erbaute. Ein Sohn Erwin’s von Steinbach2) soll aber die Kirche zu Haslach bei Strassburg 1) Schnaase, V. S. 503 ff. 2) Auch von der Sabina, als einer Tochter Erwin’s, spricht Schnaase, V. S. 761, und neuerlichst Otte, S. 158; ebenso noch Lübke, die Frauen in der Kunstgesch., Stuttgart 1862, S. 6, und
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zum J. 1248 die einzige Kirche des Cistercienserklosters Marienstatt (Locus Mariae) als einen entschiedenen gothischen und zugleich von der Trierer Schule unabhängigen Bau Schnaase, V. S. 498, zu nennen weiss. Nach Freiburg war gewiss aus der nahen Strassburger Bauhütto, der gothische Styl hinübergedrungen und daher dort gewissermassen urplötzlich mitten in dem begonnenen romanischen Bau an dem Langhause angewandt worden, wie es ähnlich zu Strassburg selbst geschehen war. 1) Das Langhaus des Freiburger Münsters ist dem des Strassburger überaus ähnlich; wahrscheinlich hat der Meister von Strassburg oder einer seiner fähigsten Schüler auch einzelne Theile des Freiburger Domes ausgeführt, da dererste gothische Baumeister diesem Style nicht vollkommen gewachsen war. Zu Strassburg wurde im J. 1277 der Bau der Façade Erwin von Steinbach, welcher schon bei der Vollendung des Langhauses mitgewirkt zu haben scheint, übertragen; der Plan zu dem Façadenbau war nicht von ihm entworfen. Dagegen hält es Schnaase, VI. S. 253, nicht für unwahrscheinlich, dass Erwin von Steinbach den noch vorhandenen nicht zur Ausführung gekommenen Riss des Thurmes zu Strassburg entworfen und auch bei der Ausführung des bald nach dem J. 1300 vollendeten und in Deutschland schönsten und frühesten Freiburger Thurmes mitgewirkt habe; die Erfindung des durchbrochenen Thurmhelmes wäre demnach Erwin zuzuschreiben, würde den Bauschulen von Strassburg und Freiburg gemeinsam angehören. Der Freiburger Thurm wurde daher auch das Vorbild der weitern deutschen Thurmbauten, namentlich derjenigen von Cöln und Ulm. Neben der Bauhätte zu Strassburg scheint damals zu Colmar eine selbstständige Bauhütte geblüht zu haben, welche das Münster zu Colmar wie die Hauptkirche zu Schlettstadt erbaute. Ein Sohn Erwin’s von Steinbach 2) soll aber die Kirche zu Haslach bei Strassburg
1) Schnaase, V. S. 503 ff.
2) Auch von der Sabina, als einer Tochter Erwin’s, spricht Schnaase, V. S. 761, und neuerlichst Otte, S. 158; ebenso noch Lübke, die Frauen in der Kunstgesch., Stuttgart 1862, S. 6, und
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