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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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Hammerstreich den anderthalb Schuh breiten Raum, den man gegenüber dem nachbarlichen Eigenthume und längs desselben frei lassen muss, um die nöthigen Einfriedungen aufführen und unterhalten zu können. Unter den Hammer bringen (d. h. unter den Hammer der obrigkeitlichen, der Gantungsbeamten), bezeichnet verganten. Im Lohengrin wird von der Zungen Hammer gesprochen. In der Lex Bajuvariorum tit. XVII, cap. 2, ist der Hammerwurf bei Eigenthumsstreitigkeiten mit den Worten erwähnt: "qui de ipsa terra eum mallat (hämmert)"; zugleich wird die Frist von 7 Nächten oder 8 Tagen (super septem noctes) berührt,1) jedoch wird auch dabei eine Frist von 3, 5 und 7 Tagen (super tres dies aut quinque aut certe septem) dem autor, dem Verkäufer freigestellt, um seinen Käufer gegen den dritten Vindicanten durch den Eigenthumsbeweis zu schützen. "Per quatuor angulos campi, aut designatis terminis, per haec verba tollat de ipsa terra, vel aratrum circumducat, vel de herbis, aut ramis, silva si fuerit: Ego tibi tradidi, et legitime firmabo per ternas vices. Dicat haec verba, et cum dextera manu tradat; cum sinistra vero porrigat wadium huic qui de ipsa terra eum mallat, per haec verba: Ecce wadium tibi do quod terram tuam alteri non do, legem faciendo. Tune ille alter suscipiat wadium et donet illum vicessoribus istius ad legem faciendam." - In Ilseburg am Harz backt man zu Fastenabend Kuchen in dreieckiger Gestalt, welche Wolf, Beiträge, I. S. 78, auf den Hammer Donars deutet, dessen zwei Enden mit dem Stiele ein Dreieck bilden; es sind alte Opferkuchen, wie auch die mehr donnerkeilförmigen Kröppeln, Krepfeln, welche in Torgau wie in Hessen an der Fastnacht gebacken werden. Am Rheine tragen die Fastnachtskuchen mehr die Gestalt von Zöpfen oder Krapfen, die letztern auch in der Schweiz, woselbst sie geradezu den Namen der Fastnachtskrapfen erhalten. Selbst unsere Pfannkuchen möchten ein ursprüngliches symbolisches, in dem beginnenden Frühling oder zur Fastnachtszeit zu Ehren der Sonne und des

hochdeutsches Wörterbuch, I. S. 625, unter Hammer; Schmeller, bayerisches Wörterbuch, II. S. 192, unter Hammer.
1) Walter, corpus juris germanici, I. S. 287.

Hammerstreich den anderthalb Schuh breiten Raum, den man gegenüber dem nachbarlichen Eigenthume und längs desselben frei lassen muss, um die nöthigen Einfriedungen aufführen und unterhalten zu können. Unter den Hammer bringen (d. h. unter den Hammer der obrigkeitlichen, der Gantungsbeamten), bezeichnet verganten. Im Lohengrin wird von der Zungen Hammer gesprochen. In der Lex Bajuvariorum tit. XVII, cap. 2, ist der Hammerwurf bei Eigenthumsstreitigkeiten mit den Worten erwähnt: „qui de ipsa terra eum mallat (hämmert)“; zugleich wird die Frist von 7 Nächten oder 8 Tagen (super septem noctes) berührt,1) jedoch wird auch dabei eine Frist von 3, 5 und 7 Tagen (super tres dies aut quinque aut certe septem) dem autor, dem Verkäufer freigestellt, um seinen Käufer gegen den dritten Vindicanten durch den Eigenthumsbeweis zu schützen. „Per quatuor angulos campi, aut designatis terminis, per haec verba tollat de ipsa terra, vel aratrum circumducat, vel de herbis, aut ramis, silva si fuerit: Ego tibi tradidi, et legitime firmabo per ternas vices. Dicat haec verba, et cum dextera manu tradat; cum sinistra vero porrigat wadium huic qui de ipsa terra eum mallat, per haec verba: Ecce wadium tibi do quod terram tuam alteri non do, legem faciendo. Tune ille alter suscipiat wadium et donet illum vicessoribus istius ad legem faciendam.“ – In Ilseburg am Harz backt man zu Fastenabend Kuchen in dreieckiger Gestalt, welche Wolf, Beiträge, I. S. 78, auf den Hammer Donars deutet, dessen zwei Enden mit dem Stiele ein Dreieck bilden; es sind alte Opferkuchen, wie auch die mehr donnerkeilförmigen Kröppeln, Krepfeln, welche in Torgau wie in Hessen an der Fastnacht gebacken werden. Am Rheine tragen die Fastnachtskuchen mehr die Gestalt von Zöpfen oder Krapfen, die letztern auch in der Schweiz, woselbst sie geradezu den Namen der Fastnachtskrapfen erhalten. Selbst unsere Pfannkuchen möchten ein ursprüngliches symbolisches, in dem beginnenden Frühling oder zur Fastnachtszeit zu Ehren der Sonne und des

hochdeutsches Wörterbuch, I. S. 625, unter Hammer; Schmeller, bayerisches Wörterbuch, II. S. 192, unter Hammer.
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[631/0651] Hammerstreich den anderthalb Schuh breiten Raum, den man gegenüber dem nachbarlichen Eigenthume und längs desselben frei lassen muss, um die nöthigen Einfriedungen aufführen und unterhalten zu können. Unter den Hammer bringen (d. h. unter den Hammer der obrigkeitlichen, der Gantungsbeamten), bezeichnet verganten. Im Lohengrin wird von der Zungen Hammer gesprochen. In der Lex Bajuvariorum tit. XVII, cap. 2, ist der Hammerwurf bei Eigenthumsstreitigkeiten mit den Worten erwähnt: „qui de ipsa terra eum mallat (hämmert)“; zugleich wird die Frist von 7 Nächten oder 8 Tagen (super septem noctes) berührt, 1) jedoch wird auch dabei eine Frist von 3, 5 und 7 Tagen (super tres dies aut quinque aut certe septem) dem autor, dem Verkäufer freigestellt, um seinen Käufer gegen den dritten Vindicanten durch den Eigenthumsbeweis zu schützen. „Per quatuor angulos campi, aut designatis terminis, per haec verba tollat de ipsa terra, vel aratrum circumducat, vel de herbis, aut ramis, silva si fuerit: Ego tibi tradidi, et legitime firmabo per ternas vices. Dicat haec verba, et cum dextera manu tradat; cum sinistra vero porrigat wadium huic qui de ipsa terra eum mallat, per haec verba: Ecce wadium tibi do quod terram tuam alteri non do, legem faciendo. Tune ille alter suscipiat wadium et donet illum vicessoribus istius ad legem faciendam.“ – In Ilseburg am Harz backt man zu Fastenabend Kuchen in dreieckiger Gestalt, welche Wolf, Beiträge, I. S. 78, auf den Hammer Donars deutet, dessen zwei Enden mit dem Stiele ein Dreieck bilden; es sind alte Opferkuchen, wie auch die mehr donnerkeilförmigen Kröppeln, Krepfeln, welche in Torgau wie in Hessen an der Fastnacht gebacken werden. Am Rheine tragen die Fastnachtskuchen mehr die Gestalt von Zöpfen oder Krapfen, die letztern auch in der Schweiz, woselbst sie geradezu den Namen der Fastnachtskrapfen erhalten. Selbst unsere Pfannkuchen möchten ein ursprüngliches symbolisches, in dem beginnenden Frühling oder zur Fastnachtszeit zu Ehren der Sonne und des 7) 1) Walter, corpus juris germanici, I. S. 287. 7) hochdeutsches Wörterbuch, I. S. 625, unter Hammer; Schmeller, bayerisches Wörterbuch, II. S. 192, unter Hammer.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/651>, abgerufen am 22.11.2024.