Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.oder Januarius. Ebenso reihen sich die Doppelhermen oder Hermathenen, d. h. die Doppelköpfe des Hermes und seiner Gattin Athene an.1) Die in ganz Flandern und Brabant sich findenden Fechtergesellschaften, welche den heil. Michael zum Schutzpatron, haben und dessen zweischneidiges Schwert verehren,2) sind jedenfalls heidnisch-römischen oder heidnisch-germanischen Ursprungs und der Verehrung einer Lichtgottheit geweiht. Das Schwert kann das Schwert des Mithra, nach Andern des Mars sein und seine Streiter sind die Genossen; oder es ist das Schwert das Symbol des Sahsnot, wozu sich Wolf neigt. Der Stab, welchen die kymrischen Barden in der Bardenversammlung trugen, kann auch nur ein Lichtsymbol gewesen sein und steht in seiner symbolischen Bedeutung dem maurerischen Schwerte zur Seite. In den eleusinischen Mysterien wurde den Eingeweihten zum Symbole des zu beachtenden Stillschweigens ein Schlüssel auf den Mund gedrückt, der Mund geschlossen.3) Nach der Legende hatten Demeter und Kore ihren Dienern den Eumolpiden, selbst mit goldenen Schlüsseln den Mund oeschlossen. Der tropische Ausdruck, Jemandem den Mund schliessen, wäre somit dem Mysteriendienste entlehnt. Auf einem Steine des Stossischen Musei wird zufolge Winckelmann, Allegorie, S. 47, die Liebe. dargestellt mit einem Gebunde Schlüssel in der Hand nach Euripides als Herr des Sehlafgemachs der Venus; in dieser Gestalt hiess die Liebe [fremdsprachliches Material], Claviger. - Nach einer Sage bei Grimm, deutsche Sagen, I. S. 235, wird einst die im Soester Berge verfluchte Jungfrau ein fremder Edelmann erlösen und mit einem feurigen Schlüssel den bei ihr befindlichen, von einem schwarzen Hunde bewachten Kasten mit dem Gelde eröffnen. Einen Schlüssel in der Rechten trägt auch die bei Wieseler, Denkmäler der alten Kunst, II. (Göttingen 1860) Nr. 967, als Aeon bezeichnete, nach Lajard aber für Mithras zu haltende Menschengestalt mit Löwen- 1) Böttiger, K. M., I. S. 253 und 54. 2) Wolf, Beiträge, I. S. 128 ff. 3) Vergl. Schneidewin, Oedipus auf Kolonos, Berlin 1857, S. 121.
oder Januarius. Ebenso reihen sich die Doppelhermen oder Hermathenen, d. h. die Doppelköpfe des Hermes und seiner Gattin Athene an.1) Die in ganz Flandern und Brabant sich findenden Fechtergesellschaften, welche den heil. Michael zum Schutzpatron, haben und dessen zweischneidiges Schwert verehren,2) sind jedenfalls heidnisch-römischen oder heidnisch-germanischen Ursprungs und der Verehrung einer Lichtgottheit geweiht. Das Schwert kann das Schwert des Mithra, nach Andern des Mars sein und seine Streiter sind die Genossen; oder es ist das Schwert das Symbol des Sahsnôt, wozu sich Wolf neigt. Der Stab, welchen die kymrischen Barden in der Bardenversammlung trugen, kann auch nur ein Lichtsymbol gewesen sein und steht in seiner symbolischen Bedeutung dem maurerischen Schwerte zur Seite. In den eleusinischen Mysterien wurde den Eingeweihten zum Symbole des zu beachtenden Stillschweigens ein Schlüssel auf den Mund gedrückt, der Mund geschlossen.3) Nach der Legende hatten Demeter und Kore ihren Dienern den Eumolpiden, selbst mit goldenen Schlüsseln den Mund oeschlossen. Der tropische Ausdruck, Jemandem den Mund schliessen, wäre somit dem Mysteriendienste entlehnt. Auf einem Steine des Stossischen Musei wird zufolge Winckelmann, Allegorie, S. 47, die Liebe. dargestellt mit einem Gebunde Schlüssel in der Hand nach Euripides als Herr des Sehlafgemachs der Venus; in dieser Gestalt hiess die Liebe [fremdsprachliches Material], Claviger. – Nach einer Sage bei Grimm, deutsche Sagen, I. S. 235, wird einst die im Soester Berge verfluchte Jungfrau ein fremder Edelmann erlösen und mit einem feurigen Schlüssel den bei ihr befindlichen, von einem schwarzen Hunde bewachten Kasten mit dem Gelde eröffnen. Einen Schlüssel in der Rechten trägt auch die bei Wieseler, Denkmäler der alten Kunst, II. (Göttingen 1860) Nr. 967, als Aeon bezeichnete, nach Lajard aber für Mithras zu haltende Menschengestalt mit Löwen- 1) Böttiger, K. M., I. S. 253 und 54. 2) Wolf, Beiträge, I. S. 128 ff. 3) Vergl. Schneidewin, Oedipus auf Kolonos, Berlin 1857, S. 121.
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oder Januarius. Ebenso reihen sich die Doppelhermen oder Hermathenen, d. h. die Doppelköpfe des Hermes und seiner Gattin Athene an. 1) Die in ganz Flandern und Brabant sich findenden Fechtergesellschaften, welche den heil. Michael zum Schutzpatron, haben und dessen zweischneidiges Schwert verehren, 2) sind jedenfalls heidnisch-römischen oder heidnisch-germanischen Ursprungs und der Verehrung einer Lichtgottheit geweiht. Das Schwert kann das Schwert des Mithra, nach Andern des Mars sein und seine Streiter sind die Genossen; oder es ist das Schwert das Symbol des Sahsnôt, wozu sich Wolf neigt. Der Stab, welchen die kymrischen Barden in der Bardenversammlung trugen, kann auch nur ein Lichtsymbol gewesen sein und steht in seiner symbolischen Bedeutung dem maurerischen Schwerte zur Seite. In den eleusinischen Mysterien wurde den Eingeweihten zum Symbole des zu beachtenden Stillschweigens ein Schlüssel auf den Mund gedrückt, der Mund geschlossen. 3) Nach der Legende hatten Demeter und Kore ihren Dienern den Eumolpiden, selbst mit goldenen Schlüsseln den Mund oeschlossen. Der tropische Ausdruck, Jemandem den Mund schliessen, wäre somit dem Mysteriendienste entlehnt. Auf einem Steine des Stossischen Musei wird zufolge Winckelmann, Allegorie, S. 47, die Liebe. dargestellt mit einem Gebunde Schlüssel in der Hand nach Euripides als Herr des Sehlafgemachs der Venus; in dieser Gestalt hiess die Liebe _ , Claviger. – Nach einer Sage bei Grimm, deutsche Sagen, I. S. 235, wird einst die im Soester Berge verfluchte Jungfrau ein fremder Edelmann erlösen und mit einem feurigen Schlüssel den bei ihr befindlichen, von einem schwarzen Hunde bewachten Kasten mit dem Gelde eröffnen. Einen Schlüssel in der Rechten trägt auch die bei Wieseler, Denkmäler der alten Kunst, II. (Göttingen 1860) Nr. 967, als Aeon bezeichnete, nach Lajard aber für Mithras zu haltende Menschengestalt mit Löwen-
1) Böttiger, K. M., I. S. 253 und 54.
2) Wolf, Beiträge, I. S. 128 ff.
3) Vergl. Schneidewin, Oedipus auf Kolonos, Berlin 1857, S. 121.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/77>, abgerufen am 16.02.2025. |