Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.
Seinen Jupiter bildet der Bildner aus sei- Marc-Aurel ist schon als Knabe die Hof- Es erhebungen dessen, was einen -- Gimpel erwartet hätte, wenn er ihr gefolgt wäre. Jch hatte mich an dem Affen satt gesehen und an der Stimme von hinten satt gehört, wandte mich kurz um und ging weiter. -- Lassen Sie, setzt der Menschenkenner hinzu, dies einem jungen Menschen ohne Erfahrung sagen, der das Abenteuerliche liebt, und welchen Aufforderun- gen und Beschreibungen dieser Art, statt durch ihre Zudringlichkeit und Nacktheit abzuschrecken, erhitzen: und Sie werden sehen, wie bald er der Kupplerin folgen und einem joli enfant von dreyßig Jahren in die Arme rennen wird, das, wie er nachher mit Schmerzen bekennen mag, schon längst debütirt hatte. -- *) Ein vortreffliches Gedicht von Schiller. Deutscher
Merkur März 1788. S. 250. Seinen Jupiter bildet der Bildner aus ſei- Marc-Aurel iſt ſchon als Knabe die Hof- Es erhebungen deſſen, was einen — Gimpel erwartet haͤtte, wenn er ihr gefolgt waͤre. Jch hatte mich an dem Affen ſatt geſehen und an der Stimme von hinten ſatt gehoͤrt, wandte mich kurz um und ging weiter. — Laſſen Sie, ſetzt der Menſchenkenner hinzu, dies einem jungen Menſchen ohne Erfahrung ſagen, der das Abenteuerliche liebt, und welchen Aufforderun- gen und Beſchreibungen dieſer Art, ſtatt durch ihre Zudringlichkeit und Nacktheit abzuſchrecken, erhitzen: und Sie werden ſehen, wie bald er der Kupplerin folgen und einem joli enfant von dreyßig Jahren in die Arme rennen wird, das, wie er nachher mit Schmerzen bekennen mag, ſchon laͤngſt debuͤtirt hatte. — *) Ein vortreffliches Gedicht von Schiller. Deutſcher
Merkur Maͤrz 1788. S. 250. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0062" n="38"/> <p>Seinen Jupiter bildet der Bildner aus ſei-<lb/> ner Seele, und „die Goͤtter Griechenlands„<note place="foot" n="*)">Ein vortreffliches Gedicht von Schiller. Deutſcher<lb/> Merkur Maͤrz 1788. S. 250.</note><lb/> erſchuf der begeiſterte Dichter. —</p><lb/> <p>Marc-Aurel iſt ſchon als Knabe die Hof-<lb/> nung der Roͤmer, welche, Patriotismus im Her-<lb/> zen, das Vaterland unter dem eiſernen Scepter<lb/> verblendeter Hadriane ſehn — und Antonin genießt<lb/> ſchon im Leben die Freude uͤber den Segen, wel-<lb/> chen jeder Edle ſpaͤterer Jahrhunderte uͤber dem<lb/> Menſchenfreund ausſpricht.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_2_4" prev="#seg2pn_2_3" place="foot" n="*)"> <p>erhebungen deſſen, was einen — Gimpel erwartet<lb/> haͤtte, wenn er ihr gefolgt waͤre. Jch hatte mich<lb/> an dem Affen ſatt geſehen und an der Stimme von<lb/> hinten ſatt gehoͤrt, wandte mich kurz um und ging<lb/> weiter. —</p><lb/> <p>Laſſen Sie, ſetzt der Menſchenkenner hinzu, dies<lb/> einem jungen Menſchen ohne Erfahrung ſagen, der<lb/> das Abenteuerliche liebt, und welchen Aufforderun-<lb/> gen und Beſchreibungen dieſer Art, ſtatt durch ihre<lb/> Zudringlichkeit und Nacktheit abzuſchrecken, erhitzen:<lb/> und Sie werden ſehen, wie bald er der Kupplerin<lb/> folgen und einem <hi rendition="#aq">joli enfant</hi> von dreyßig Jahren<lb/> in die Arme rennen wird, das, wie er nachher<lb/> mit Schmerzen bekennen mag, ſchon laͤngſt debuͤtirt<lb/> hatte. —</p> </note> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0062]
Seinen Jupiter bildet der Bildner aus ſei-
ner Seele, und „die Goͤtter Griechenlands„ *)
erſchuf der begeiſterte Dichter. —
Marc-Aurel iſt ſchon als Knabe die Hof-
nung der Roͤmer, welche, Patriotismus im Her-
zen, das Vaterland unter dem eiſernen Scepter
verblendeter Hadriane ſehn — und Antonin genießt
ſchon im Leben die Freude uͤber den Segen, wel-
chen jeder Edle ſpaͤterer Jahrhunderte uͤber dem
Menſchenfreund ausſpricht.
Es
*)
*) Ein vortreffliches Gedicht von Schiller. Deutſcher
Merkur Maͤrz 1788. S. 250.
*) erhebungen deſſen, was einen — Gimpel erwartet
haͤtte, wenn er ihr gefolgt waͤre. Jch hatte mich
an dem Affen ſatt geſehen und an der Stimme von
hinten ſatt gehoͤrt, wandte mich kurz um und ging
weiter. —
Laſſen Sie, ſetzt der Menſchenkenner hinzu, dies
einem jungen Menſchen ohne Erfahrung ſagen, der
das Abenteuerliche liebt, und welchen Aufforderun-
gen und Beſchreibungen dieſer Art, ſtatt durch ihre
Zudringlichkeit und Nacktheit abzuſchrecken, erhitzen:
und Sie werden ſehen, wie bald er der Kupplerin
folgen und einem joli enfant von dreyßig Jahren
in die Arme rennen wird, das, wie er nachher
mit Schmerzen bekennen mag, ſchon laͤngſt debuͤtirt
hatte. —
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/62 |
| Zitationshilfe: | Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/62>, abgerufen am 24.11.2024. |
