Nun umarmten sie die Königin eine nach der an- dern, und sodann sagte Madame Chablis zu ei- ner ihrer Gefährtinnen: Nun, Gevatterin, laß den König wieder hereinkommen. Der König erschien, und zeigte sich neugierig, zu wissen, was verhandelt worden wäre; aber die rüstige, (fei- ne?) und beredsame Chablis sagte: Es geht die Männer nichts an, was die Weiber unter sich haben. Bleiben Sie unser guter König, und lassen Sie sich nicht gegen Jhr Volk aufhetzen. Es hat Sie so lieb, wie Vater und Mutter, und läßt Blut und Leben für Sie! --
Jch dächte die Poissarden -- die es übri- gens in manchen Fällen recht gut gemeynt haben mögen; aber, gut gemeynt oder nicht gut gemeynt, sich eine Wichtigkeit und Autorität beymaßen, die ihnen nicht zukam und nicht anstand -- hätten durch ihr ganzes Betragen während der Revolu- tion wohl die Ehre verdient, daß man künftig das, was man sonst Bauernstolz nannte, nach ihnen nun Poissardenstolz benennete.
Was endlich noch das Verhältniß der ver- schiednen Arten des Stolzes zu einander betrift, so ist der Geniestolze eingebildet und ein Prahler. Der Galanterie- und Adelstolze ist eitel und hof- färtig; der Schul- und Moralischstolze ein Pedant und hochmüthig; der geistliche Pe- dant aufgeblasen.
Die-
Nun umarmten ſie die Koͤnigin eine nach der an- dern, und ſodann ſagte Madame Chablis zu ei- ner ihrer Gefaͤhrtinnen: Nun, Gevatterin, laß den Koͤnig wieder hereinkommen. Der Koͤnig erſchien, und zeigte ſich neugierig, zu wiſſen, was verhandelt worden waͤre; aber die ruͤſtige, (fei- ne?) und beredſame Chablis ſagte: Es geht die Maͤnner nichts an, was die Weiber unter ſich haben. Bleiben Sie unſer guter Koͤnig, und laſſen Sie ſich nicht gegen Jhr Volk aufhetzen. Es hat Sie ſo lieb, wie Vater und Mutter, und laͤßt Blut und Leben fuͤr Sie! —
Jch daͤchte die Poiſſarden — die es uͤbri- gens in manchen Faͤllen recht gut gemeynt haben moͤgen; aber, gut gemeynt oder nicht gut gemeynt, ſich eine Wichtigkeit und Autoritaͤt beymaßen, die ihnen nicht zukam und nicht anſtand — haͤtten durch ihr ganzes Betragen waͤhrend der Revolu- tion wohl die Ehre verdient, daß man kuͤnftig das, was man ſonſt Bauernſtolz nannte, nach ihnen nun Poiſſardenſtolz benennete.
Was endlich noch das Verhaͤltniß der ver- ſchiednen Arten des Stolzes zu einander betrift, ſo iſt der Genieſtolze eingebildet und ein Prahler. Der Galanterie- und Adelſtolze iſt eitel und hof- faͤrtig; der Schul- und Moraliſchſtolze ein Pedant und hochmuͤthig; der geiſtliche Pe- dant aufgeblaſen.
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Nun umarmten ſie die Koͤnigin eine nach der an-
dern, und ſodann ſagte Madame Chablis zu ei-
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den Koͤnig wieder hereinkommen. Der Koͤnig
erſchien, und zeigte ſich neugierig, zu wiſſen, was
verhandelt worden waͤre; aber die ruͤſtige, (fei-
ne?) und beredſame Chablis ſagte: Es geht die
Maͤnner nichts an, was die Weiber unter ſich
haben. Bleiben Sie unſer guter Koͤnig, und
laſſen Sie ſich nicht gegen Jhr Volk aufhetzen.
Es hat Sie ſo lieb, wie Vater und Mutter,
und laͤßt Blut und Leben fuͤr Sie! —
Jch daͤchte die Poiſſarden — die es uͤbri-
gens in manchen Faͤllen recht gut gemeynt haben
moͤgen; aber, gut gemeynt oder nicht gut gemeynt,
ſich eine Wichtigkeit und Autoritaͤt beymaßen, die
ihnen nicht zukam und nicht anſtand — haͤtten
durch ihr ganzes Betragen waͤhrend der Revolu-
tion wohl die Ehre verdient, daß man kuͤnftig
das, was man ſonſt Bauernſtolz nannte, nach
ihnen nun Poiſſardenſtolz benennete.
Was endlich noch das Verhaͤltniß der ver-
ſchiednen Arten des Stolzes zu einander betrift,
ſo iſt der Genieſtolze eingebildet und ein Prahler.
Der Galanterie- und Adelſtolze iſt eitel und hof-
faͤrtig; der Schul- und Moraliſchſtolze ein
Pedant und hochmuͤthig; der geiſtliche Pe-
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/179>, abgerufen am 21.11.2024.
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