Der Gedanke, seinen Namen unsterblich zu ma- chen, feuert den Eyfer des Künstlers an, begei- stert den Dichter, und treibt den Krieger, selbst sein Leben zu wagen.
Der Grund dieser eyfrigen Bemühung um Nachruhm liegt nicht sowohl in der Vorstellung, daß man auch noch nach dem Tode die Ehre em- pfinden werde; denn diese ist zu dunkel und zu unbestimmt, als daß sie solche Wirkung haben könnte; sondern vielmehr in der angenehmen Em- pfindung, welche der Gedanke "auch nach dem Tode wirst du noch mit Achtung genannt werden," in dem Lebenden hervorbringt. Man anticipirt im gegenwärtigen Leben das, was man erst von der Zukunft eigentlich erwartet. Daß der Ge- danke, auch dann, wenn man nicht mehr em- pfindet, noch geachtet zu werden, dem Herzen sehr schmeichelhaft seyn müsse, läßt sich sehr leicht entwickeln.
Die Freude über den Genuß der Ehre ist um so größer, je gewisser man seyn kann, daß sie eine Folge des eignen Verdienstes, nicht ein Werk fremder Schmeicheley ist. Was kann aber hie- von gewisser überzeugen, als wenn die Ehre auch dann noch fortdauert, wenn man von unsrer Per- son keinen Vortheil mehr ziehen kann, und der Tod alle Verhältnisse zerrissen hat, die diesen oder jenen veranlassen konnten, seines Jnteresse wegen
uns
Der Gedanke, ſeinen Namen unſterblich zu ma- chen, feuert den Eyfer des Kuͤnſtlers an, begei- ſtert den Dichter, und treibt den Krieger, ſelbſt ſein Leben zu wagen.
Der Grund dieſer eyfrigen Bemuͤhung um Nachruhm liegt nicht ſowohl in der Vorſtellung, daß man auch noch nach dem Tode die Ehre em- pfinden werde; denn dieſe iſt zu dunkel und zu unbeſtimmt, als daß ſie ſolche Wirkung haben koͤnnte; ſondern vielmehr in der angenehmen Em- pfindung, welche der Gedanke „auch nach dem Tode wirſt du noch mit Achtung genannt werden,„ in dem Lebenden hervorbringt. Man anticipirt im gegenwaͤrtigen Leben das, was man erſt von der Zukunft eigentlich erwartet. Daß der Ge- danke, auch dann, wenn man nicht mehr em- pfindet, noch geachtet zu werden, dem Herzen ſehr ſchmeichelhaft ſeyn muͤſſe, laͤßt ſich ſehr leicht entwickeln.
Die Freude uͤber den Genuß der Ehre iſt um ſo groͤßer, je gewiſſer man ſeyn kann, daß ſie eine Folge des eignen Verdienſtes, nicht ein Werk fremder Schmeicheley iſt. Was kann aber hie- von gewiſſer uͤberzeugen, als wenn die Ehre auch dann noch fortdauert, wenn man von unſrer Per- ſon keinen Vortheil mehr ziehen kann, und der Tod alle Verhaͤltniſſe zerriſſen hat, die dieſen oder jenen veranlaſſen konnten, ſeines Jntereſſe wegen
uns
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Der Gedanke, ſeinen Namen unſterblich zu ma-
chen, feuert den Eyfer des Kuͤnſtlers an, begei-
ſtert den Dichter, und treibt den Krieger, ſelbſt
ſein Leben zu wagen.
Der Grund dieſer eyfrigen Bemuͤhung um
Nachruhm liegt nicht ſowohl in der Vorſtellung,
daß man auch noch nach dem Tode die Ehre em-
pfinden werde; denn dieſe iſt zu dunkel und zu
unbeſtimmt, als daß ſie ſolche Wirkung haben
koͤnnte; ſondern vielmehr in der angenehmen Em-
pfindung, welche der Gedanke „auch nach dem
Tode wirſt du noch mit Achtung genannt werden,„
in dem Lebenden hervorbringt. Man anticipirt
im gegenwaͤrtigen Leben das, was man erſt von
der Zukunft eigentlich erwartet. Daß der Ge-
danke, auch dann, wenn man nicht mehr em-
pfindet, noch geachtet zu werden, dem Herzen
ſehr ſchmeichelhaft ſeyn muͤſſe, laͤßt ſich ſehr leicht
entwickeln.
Die Freude uͤber den Genuß der Ehre iſt um
ſo groͤßer, je gewiſſer man ſeyn kann, daß ſie
eine Folge des eignen Verdienſtes, nicht ein Werk
fremder Schmeicheley iſt. Was kann aber hie-
von gewiſſer uͤberzeugen, als wenn die Ehre auch
dann noch fortdauert, wenn man von unſrer Per-
ſon keinen Vortheil mehr ziehen kann, und der
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/186>, abgerufen am 21.11.2024.
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