wieder finden -- ich bin bereit, mit ihm zu sterben." --
Seufzer und Klagen unterbrachen ihn. Jn- dem erhielt Vaillant Gelegenheit, den Elephan- ten durch einen Schuß von hinten in Schrecken zu setzen, und zu verjagen. Dieser Schuß war für seine Begleiter ein Signal der Freude, und eine Quelle des Muths. Sie liefen alle herbey, und Klaas stürzte sich mit der heftigsten Freude der Liebe in die Arme seines Herrn, küßte sein Ge- sicht und seine Kleider, und konnte sich lange nicht von ihm loßreißen. Und alle übrigen Hotten- totten stellten sich um ihn her in reuiger, bittender Stellung, und ihre ausgestreckten Hände baten um Verzeihung, daß sie nicht Muth genug ge- habt hatten, ihre Liebe in dieser Gefahr zu be- weisen*).
Wie unschuldig und herzlich sind die Aeuße- rungen der Liebe der jungen Hottentottin, welche auf das Herz des Herrn Vaillants einen starken Eindruck gemacht zu haben scheint! Er gab ihr den Namen Narina, weil er den ihrigen nicht gut aussprechen konnte, und sie versprach, diesen Namen, so lange sie lebe, zu führen, zum An- denken seiner Anwesenheit in ihrem Vaterlande und ihrer Liebe zu ihm**). Er bezeugte ihr sein
Miß-
*) Daselbst. 1. Th. 174 ff.
**) Das. 305.
Ji 4
wieder finden — ich bin bereit, mit ihm zu ſterben.„ —
Seufzer und Klagen unterbrachen ihn. Jn- dem erhielt Vaillant Gelegenheit, den Elephan- ten durch einen Schuß von hinten in Schrecken zu ſetzen, und zu verjagen. Dieſer Schuß war fuͤr ſeine Begleiter ein Signal der Freude, und eine Quelle des Muths. Sie liefen alle herbey, und Klaas ſtuͤrzte ſich mit der heftigſten Freude der Liebe in die Arme ſeines Herrn, kuͤßte ſein Ge- ſicht und ſeine Kleider, und konnte ſich lange nicht von ihm loßreißen. Und alle uͤbrigen Hotten- totten ſtellten ſich um ihn her in reuiger, bittender Stellung, und ihre ausgeſtreckten Haͤnde baten um Verzeihung, daß ſie nicht Muth genug ge- habt hatten, ihre Liebe in dieſer Gefahr zu be- weiſen*).
Wie unſchuldig und herzlich ſind die Aeuße- rungen der Liebe der jungen Hottentottin, welche auf das Herz des Herrn Vaillants einen ſtarken Eindruck gemacht zu haben ſcheint! Er gab ihr den Namen Narina, weil er den ihrigen nicht gut ausſprechen konnte, und ſie verſprach, dieſen Namen, ſo lange ſie lebe, zu fuͤhren, zum An- denken ſeiner Anweſenheit in ihrem Vaterlande und ihrer Liebe zu ihm**). Er bezeugte ihr ſein
Miß-
*) Daſelbſt. 1. Th. 174 ff.
**) Daſ. 305.
Ji 4
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wieder finden — ich bin bereit, mit ihm zu
ſterben.„ —
Seufzer und Klagen unterbrachen ihn. Jn-
dem erhielt Vaillant Gelegenheit, den Elephan-
ten durch einen Schuß von hinten in Schrecken
zu ſetzen, und zu verjagen. Dieſer Schuß war
fuͤr ſeine Begleiter ein Signal der Freude, und
eine Quelle des Muths. Sie liefen alle herbey,
und Klaas ſtuͤrzte ſich mit der heftigſten Freude
der Liebe in die Arme ſeines Herrn, kuͤßte ſein Ge-
ſicht und ſeine Kleider, und konnte ſich lange nicht
von ihm loßreißen. Und alle uͤbrigen Hotten-
totten ſtellten ſich um ihn her in reuiger, bittender
Stellung, und ihre ausgeſtreckten Haͤnde baten
um Verzeihung, daß ſie nicht Muth genug ge-
habt hatten, ihre Liebe in dieſer Gefahr zu be-
weiſen *).
Wie unſchuldig und herzlich ſind die Aeuße-
rungen der Liebe der jungen Hottentottin, welche
auf das Herz des Herrn Vaillants einen ſtarken
Eindruck gemacht zu haben ſcheint! Er gab ihr
den Namen Narina, weil er den ihrigen nicht
gut ausſprechen konnte, und ſie verſprach, dieſen
Namen, ſo lange ſie lebe, zu fuͤhren, zum An-
denken ſeiner Anweſenheit in ihrem Vaterlande
und ihrer Liebe zu ihm **). Er bezeugte ihr ſein
Miß-
*) Daſelbſt. 1. Th. 174 ff.
**) Daſ. 305.
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/219>, abgerufen am 24.11.2024.
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