die freywillig angebotnen Geschenke an, aber for- dern nichts und niemals mit Ungestüm. Hat ein Reisender eine weite Reise vor sich, und sehen sie, daß der Weg, bevor er eine andre Horde erreicht, nach der Auskunft, die der Reisende darüber giebt, zu entlegen ist, so versorgt die erste Horde ihren Gast mit den nöthigen Lebensmitteln und mit allen Dingen, die zu seinem Unterhalt, bis er sein Land erreicht, erforderlich sind*).
Ein Zug von dem Verlangen, ihre Brüder an dem Guten, was sie haben, Theil nehmen zu lassen, den der Verfasser der treflichen Reisebe- schreibung von den Kaminouka's, einer nord- wärts vom Cap nach der Westseite zu wohnenden Nation, erzählt, ist zu charakteristisch, als daß ich ihn auslassen dürfte.
Eine ziemlich ansehnliche Horde dieses Volks, besuchte Herrn Vaillant in seinem Lager. Jhr Betragen war so zutraulich, wie das Betragen ehrlicher und biedrer Menschen ist, die niemals jemanden hintergangen haben, und daher auch nicht fürchten, hintergangen zu werden. Die Menge der Besuchenden war zu groß, als daß er sie alle mit Branntewein, den sie sehr liebten, hätte traktiren können; und er mußte sich daher darauf einschränken, nur dem Anführer und ei- nigen ehrwürdigen Alten, einige Gläser von die-
sem
*) Das. 2. Th. 102.
Ji 5
die freywillig angebotnen Geſchenke an, aber for- dern nichts und niemals mit Ungeſtuͤm. Hat ein Reiſender eine weite Reiſe vor ſich, und ſehen ſie, daß der Weg, bevor er eine andre Horde erreicht, nach der Auskunft, die der Reiſende daruͤber giebt, zu entlegen iſt, ſo verſorgt die erſte Horde ihren Gaſt mit den noͤthigen Lebensmitteln und mit allen Dingen, die zu ſeinem Unterhalt, bis er ſein Land erreicht, erforderlich ſind*).
Ein Zug von dem Verlangen, ihre Bruͤder an dem Guten, was ſie haben, Theil nehmen zu laſſen, den der Verfaſſer der treflichen Reiſebe- ſchreibung von den Kaminouka's, einer nord- waͤrts vom Cap nach der Weſtſeite zu wohnenden Nation, erzaͤhlt, iſt zu charakteriſtiſch, als daß ich ihn auslaſſen duͤrfte.
Eine ziemlich anſehnliche Horde dieſes Volks, beſuchte Herrn Vaillant in ſeinem Lager. Jhr Betragen war ſo zutraulich, wie das Betragen ehrlicher und biedrer Menſchen iſt, die niemals jemanden hintergangen haben, und daher auch nicht fuͤrchten, hintergangen zu werden. Die Menge der Beſuchenden war zu groß, als daß er ſie alle mit Branntewein, den ſie ſehr liebten, haͤtte traktiren koͤnnen; und er mußte ſich daher darauf einſchraͤnken, nur dem Anfuͤhrer und ei- nigen ehrwuͤrdigen Alten, einige Glaͤſer von die-
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*) Daſ. 2. Th. 102.
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[505/0221]
die freywillig angebotnen Geſchenke an, aber for-
dern nichts und niemals mit Ungeſtuͤm. Hat ein
Reiſender eine weite Reiſe vor ſich, und ſehen ſie,
daß der Weg, bevor er eine andre Horde erreicht,
nach der Auskunft, die der Reiſende daruͤber
giebt, zu entlegen iſt, ſo verſorgt die erſte Horde
ihren Gaſt mit den noͤthigen Lebensmitteln und
mit allen Dingen, die zu ſeinem Unterhalt, bis
er ſein Land erreicht, erforderlich ſind *).
Ein Zug von dem Verlangen, ihre Bruͤder
an dem Guten, was ſie haben, Theil nehmen zu
laſſen, den der Verfaſſer der treflichen Reiſebe-
ſchreibung von den Kaminouka's, einer nord-
waͤrts vom Cap nach der Weſtſeite zu wohnenden
Nation, erzaͤhlt, iſt zu charakteriſtiſch, als daß
ich ihn auslaſſen duͤrfte.
Eine ziemlich anſehnliche Horde dieſes Volks,
beſuchte Herrn Vaillant in ſeinem Lager. Jhr
Betragen war ſo zutraulich, wie das Betragen
ehrlicher und biedrer Menſchen iſt, die niemals
jemanden hintergangen haben, und daher auch
nicht fuͤrchten, hintergangen zu werden. Die
Menge der Beſuchenden war zu groß, als daß er
ſie alle mit Branntewein, den ſie ſehr liebten,
haͤtte traktiren koͤnnen; und er mußte ſich daher
darauf einſchraͤnken, nur dem Anfuͤhrer und ei-
nigen ehrwuͤrdigen Alten, einige Glaͤſer von die-
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/221>, abgerufen am 24.11.2024.
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