Verlangens nach Vaterliebe verdrängt. Jm Be- wußtseyn der Reinheit seiner Liebe mißt der edle Carlos dieselbe gegen die eigennützigen Schmei- cheleyen eines listigen Priesters und stolzen Herzogs.
Sie wollen Liebe? -- Hier in diesem Busen Springt eine Quelle frischer, feuriger, Als in den trüben, sumpfigen Behältern, Die Philipps Gold erst öfnen muß.
Philipps Vertheidigung seiner Günstlinge hält den von seinen hohen Zweck begeisterten Prinzen nicht ab, noch einmal das Bewußtseyn seines Vorzugs vor jenen zu äußern.
Jch fühle mich. Was Jhre Alba leisten Das kann auch Karl, und Karl kann mehr. Sein Enthusiasmus wird von neuem Feuer beseelt, als Philipp von seinen Worten gerührt zu seyn scheint: Hassen Sie mich nicht mehr, Jch will Sie kindlich, will Sie feurig lieben, Nur hassen Sie mich nicht mehr. -- Wie entzückend Und süß ist es, in einer schönen Seele Verherrlicht uns zu fühlen, es zu wissen, Daß unsre Freude fremde Wangen röthet, Daß unsre Angst in fremden Busen zittert, Daß unsre Leiden fremde Augen wässern. -- Wie schön ist es und herrlich, Hand in Hand Mit einem theuern vielgeliebten Sohn
Der
Oo
Verlangens nach Vaterliebe verdraͤngt. Jm Be- wußtſeyn der Reinheit ſeiner Liebe mißt der edle Carlos dieſelbe gegen die eigennuͤtzigen Schmei- cheleyen eines liſtigen Prieſters und ſtolzen Herzogs.
Sie wollen Liebe? — Hier in dieſem Buſen Springt eine Quelle friſcher, feuriger, Als in den truͤben, ſumpfigen Behaͤltern, Die Philipps Gold erſt oͤfnen muß.
Philipps Vertheidigung ſeiner Guͤnſtlinge haͤlt den von ſeinen hohen Zweck begeiſterten Prinzen nicht ab, noch einmal das Bewußtſeyn ſeines Vorzugs vor jenen zu aͤußern.
Jch fuͤhle mich. Was Jhre Alba leiſten Das kann auch Karl, und Karl kann mehr. Sein Enthuſiasmus wird von neuem Feuer beſeelt, als Philipp von ſeinen Worten geruͤhrt zu ſeyn ſcheint: Haſſen Sie mich nicht mehr, Jch will Sie kindlich, will Sie feurig lieben, Nur haſſen Sie mich nicht mehr. — Wie entzuͤckend Und ſuͤß iſt es, in einer ſchoͤnen Seele Verherrlicht uns zu fuͤhlen, es zu wiſſen, Daß unſre Freude fremde Wangen roͤthet, Daß unſre Angſt in fremden Buſen zittert, Daß unſre Leiden fremde Augen waͤſſern. — Wie ſchoͤn iſt es und herrlich, Hand in Hand Mit einem theuern vielgeliebten Sohn
Der
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Verlangens nach Vaterliebe verdraͤngt. Jm Be-
wußtſeyn der Reinheit ſeiner Liebe mißt der edle
Carlos dieſelbe gegen die eigennuͤtzigen Schmei-
cheleyen eines liſtigen Prieſters und ſtolzen Herzogs.
Sie wollen Liebe? — Hier in dieſem Buſen
Springt eine Quelle friſcher, feuriger,
Als in den truͤben, ſumpfigen Behaͤltern,
Die Philipps Gold erſt oͤfnen muß.
Philipps Vertheidigung ſeiner Guͤnſtlinge haͤlt
den von ſeinen hohen Zweck begeiſterten Prinzen
nicht ab, noch einmal das Bewußtſeyn ſeines
Vorzugs vor jenen zu aͤußern.
Jch fuͤhle mich. Was Jhre Alba leiſten
Das kann auch Karl, und Karl kann mehr.
Sein Enthuſiasmus wird von neuem Feuer
beſeelt, als Philipp von ſeinen Worten geruͤhrt
zu ſeyn ſcheint:
Haſſen Sie mich nicht mehr,
Jch will Sie kindlich, will Sie feurig lieben,
Nur haſſen Sie mich nicht mehr. — Wie
entzuͤckend
Und ſuͤß iſt es, in einer ſchoͤnen Seele
Verherrlicht uns zu fuͤhlen, es zu wiſſen,
Daß unſre Freude fremde Wangen roͤthet,
Daß unſre Angſt in fremden Buſen zittert,
Daß unſre Leiden fremde Augen waͤſſern. —
Wie ſchoͤn iſt es und herrlich, Hand in Hand
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/293>, abgerufen am 22.11.2024.
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