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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791.

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morgen vielleicht schon unangenehme Beschaffen-
heiten, und zieht sich daher von demselben zurück.

Wer könnte außerdem alle Ursachen aufzäh-
len, durch welche der ganze innere und äußere
Zustand des Menschen, und das Verhältniß der
Dinge zu ihm geändert werden kann, die indeß
doch alle als Gründe des Veränderungstriebes
berechnet werden müssen.

Neben diesem Trieb nach Veränderung aber
findet sich auch in der Seele ein Hang ihren ge-
genwärtigen Zustand fortzusetzen
. Wie die
Flieh- und Schwerkraft die Himmelskörper in ih-
rer regelmäßigen Bewegung erhalten, so diese
beyden Triebe gemeinschaftlich die Seele. "So
wie der Trieb nach unablässiger Aenderung und
Abwechslung, sagt einer der ersten Kenner der
menschlichen Natur, keine Fortdauer einer und
derselben völlig gleichen Fassung verstattet; so ver-
stattet der Hang nach der Fortsetzung des jedes-
maligen Zustandes der Seele keinen Sprung, kei-
ne plötzliche Umwälzung, keine unmittelbare Fol-
ge ganz entgegengesetzter Zustände."*)

Der Grund dieses Triebs liegt in dem Gesetze
der Jdeenadsociation, welchem alle Bewegun-
gen und Veränderungen des Gemüths unterwor-
fen sind. Die Seele kann keine neue Reihe von
Vorstellungen anfangen, ohne die Vermittlung

derer,
*) Engels Mimik. 2. Th. S. 238. 239.
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morgen vielleicht ſchon unangenehme Beſchaffen-
heiten, und zieht ſich daher von demſelben zuruͤck.

Wer koͤnnte außerdem alle Urſachen aufzaͤh-
len, durch welche der ganze innere und aͤußere
Zuſtand des Menſchen, und das Verhaͤltniß der
Dinge zu ihm geaͤndert werden kann, die indeß
doch alle als Gruͤnde des Veraͤnderungstriebes
berechnet werden muͤſſen.

Neben dieſem Trieb nach Veraͤnderung aber
findet ſich auch in der Seele ein Hang ihren ge-
genwaͤrtigen Zuſtand fortzuſetzen
. Wie die
Flieh- und Schwerkraft die Himmelskoͤrper in ih-
rer regelmaͤßigen Bewegung erhalten, ſo dieſe
beyden Triebe gemeinſchaftlich die Seele. „So
wie der Trieb nach unablaͤſſiger Aenderung und
Abwechslung, ſagt einer der erſten Kenner der
menſchlichen Natur, keine Fortdauer einer und
derſelben voͤllig gleichen Faſſung verſtattet; ſo ver-
ſtattet der Hang nach der Fortſetzung des jedes-
maligen Zuſtandes der Seele keinen Sprung, kei-
ne ploͤtzliche Umwaͤlzung, keine unmittelbare Fol-
ge ganz entgegengeſetzter Zuſtaͤnde.„*)

Der Grund dieſes Triebs liegt in dem Geſetze
der Jdeenadſociation, welchem alle Bewegun-
gen und Veraͤnderungen des Gemuͤths unterwor-
fen ſind. Die Seele kann keine neue Reihe von
Vorſtellungen anfangen, ohne die Vermittlung

derer,
*) Engels Mimik. 2. Th. S. 238. 239.
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[343/0059] morgen vielleicht ſchon unangenehme Beſchaffen- heiten, und zieht ſich daher von demſelben zuruͤck. Wer koͤnnte außerdem alle Urſachen aufzaͤh- len, durch welche der ganze innere und aͤußere Zuſtand des Menſchen, und das Verhaͤltniß der Dinge zu ihm geaͤndert werden kann, die indeß doch alle als Gruͤnde des Veraͤnderungstriebes berechnet werden muͤſſen. Neben dieſem Trieb nach Veraͤnderung aber findet ſich auch in der Seele ein Hang ihren ge- genwaͤrtigen Zuſtand fortzuſetzen. Wie die Flieh- und Schwerkraft die Himmelskoͤrper in ih- rer regelmaͤßigen Bewegung erhalten, ſo dieſe beyden Triebe gemeinſchaftlich die Seele. „So wie der Trieb nach unablaͤſſiger Aenderung und Abwechslung, ſagt einer der erſten Kenner der menſchlichen Natur, keine Fortdauer einer und derſelben voͤllig gleichen Faſſung verſtattet; ſo ver- ſtattet der Hang nach der Fortſetzung des jedes- maligen Zuſtandes der Seele keinen Sprung, kei- ne ploͤtzliche Umwaͤlzung, keine unmittelbare Fol- ge ganz entgegengeſetzter Zuſtaͤnde.„ *) Der Grund dieſes Triebs liegt in dem Geſetze der Jdeenadſociation, welchem alle Bewegun- gen und Veraͤnderungen des Gemuͤths unterwor- fen ſind. Die Seele kann keine neue Reihe von Vorſtellungen anfangen, ohne die Vermittlung derer, *) Engels Mimik. 2. Th. S. 238. 239. Y 4

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Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/59>, abgerufen am 21.11.2024.