sache dessen, was man thut, fühlen kann. -- Es ist äußerst niederschlagend und erbitternd, das Gefühl zu haben, sich selbst bestimmen zu können, und sich doch durch Andre bestimmen lassen zu müssen. Es ist äußerst empfindlich, den Trieb zur Thätigkeit zu fühlen, und die Bestrebungen desselben von äußern Ursachen aufgehalten, oder in eine Bahn, wohin sie nicht wollen, gedrängt zu sehen.
Es gewährt dagegen eine so angenehme Ruhe und Sicherheit, einen so schmeichelnden Stolz, durch sich selbst nach seinem eignen Plan zu leben, und keines zu bedürfen. Muß man An- dern folgen, so fürchtet man immer, daß ihr Wille und unsre Neigung in Collision gerathen; daß sie unser Glück dem ihrigen nachsetzen -- es wenigstens nicht so gut befördern können, als wir, weil sie nicht unser Herz und unsre Empfindun- gen haben, die die einzigen Richter über die Glück- seligkeit sind.
Erhält nun dieser Trieb, dem schon aus der Natur des menschlichen Herzens so viel Nahrung zufließt, noch überdem neue Reizungen aus dem Gefühl des Elends unter den Befehlen eines An- dern, oder aus dem hohen Werth dessen, welches zu erlangen man volle Freyheit zu haben wünschte; dann wird er gewaltig, und concentrirt seine Kraft so, daß er auch die stärksten Gegenhalte durchbricht.
So
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ſache deſſen, was man thut, fuͤhlen kann. — Es iſt aͤußerſt niederſchlagend und erbitternd, das Gefuͤhl zu haben, ſich ſelbſt beſtimmen zu koͤnnen, und ſich doch durch Andre beſtimmen laſſen zu muͤſſen. Es iſt aͤußerſt empfindlich, den Trieb zur Thaͤtigkeit zu fuͤhlen, und die Beſtrebungen deſſelben von aͤußern Urſachen aufgehalten, oder in eine Bahn, wohin ſie nicht wollen, gedraͤngt zu ſehen.
Es gewaͤhrt dagegen eine ſo angenehme Ruhe und Sicherheit, einen ſo ſchmeichelnden Stolz, durch ſich ſelbſt nach ſeinem eignen Plan zu leben, und keines zu beduͤrfen. Muß man An- dern folgen, ſo fuͤrchtet man immer, daß ihr Wille und unſre Neigung in Colliſion gerathen; daß ſie unſer Gluͤck dem ihrigen nachſetzen — es wenigſtens nicht ſo gut befoͤrdern koͤnnen, als wir, weil ſie nicht unſer Herz und unſre Empfindun- gen haben, die die einzigen Richter uͤber die Gluͤck- ſeligkeit ſind.
Erhaͤlt nun dieſer Trieb, dem ſchon aus der Natur des menſchlichen Herzens ſo viel Nahrung zufließt, noch uͤberdem neue Reizungen aus dem Gefuͤhl des Elends unter den Befehlen eines An- dern, oder aus dem hohen Werth deſſen, welches zu erlangen man volle Freyheit zu haben wuͤnſchte; dann wird er gewaltig, und concentrirt ſeine Kraft ſo, daß er auch die ſtaͤrkſten Gegenhalte durchbricht.
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ſache deſſen, was man thut, fuͤhlen kann. —
Es iſt aͤußerſt niederſchlagend und erbitternd, das
Gefuͤhl zu haben, ſich ſelbſt beſtimmen zu koͤnnen,
und ſich doch durch Andre beſtimmen laſſen zu
muͤſſen. Es iſt aͤußerſt empfindlich, den Trieb
zur Thaͤtigkeit zu fuͤhlen, und die Beſtrebungen
deſſelben von aͤußern Urſachen aufgehalten, oder
in eine Bahn, wohin ſie nicht wollen, gedraͤngt
zu ſehen.
Es gewaͤhrt dagegen eine ſo angenehme Ruhe
und Sicherheit, einen ſo ſchmeichelnden Stolz,
durch ſich ſelbſt nach ſeinem eignen Plan zu
leben, und keines zu beduͤrfen. Muß man An-
dern folgen, ſo fuͤrchtet man immer, daß ihr
Wille und unſre Neigung in Colliſion gerathen;
daß ſie unſer Gluͤck dem ihrigen nachſetzen — es
wenigſtens nicht ſo gut befoͤrdern koͤnnen, als wir,
weil ſie nicht unſer Herz und unſre Empfindun-
gen haben, die die einzigen Richter uͤber die Gluͤck-
ſeligkeit ſind.
Erhaͤlt nun dieſer Trieb, dem ſchon aus der
Natur des menſchlichen Herzens ſo viel Nahrung
zufließt, noch uͤberdem neue Reizungen aus dem
Gefuͤhl des Elends unter den Befehlen eines An-
dern, oder aus dem hohen Werth deſſen, welches
zu erlangen man volle Freyheit zu haben wuͤnſchte;
dann wird er gewaltig, und concentrirt ſeine Kraft
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/93>, abgerufen am 21.11.2024.
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