Gräfin K -- wollte mir auf Fürsprache des Professor Formey eine Empfehlung an den alles vermögenden schlesischen Minister Schlaberndorf geben, doch sollt ich mich vorher bey ihr zur Schau einfinden, allein ich konnte mich zur Betretung aller dieser mir geebneten Wege schlechterdings nicht ent- schließen und ging daher ins Vaterland zu- rück, um mir eine Brodstelle zu schaffen. Ei- nige Monate hielt ich mich bey meiner älte- sten verheyratheten Schwester auf, die jüng- ste, die mir seltner nachgab und mir doch, wie ich ihr auch, sehr gut war, war längst an einer aufs Tanzen erfolgten Erkältung gestorben und auf dem Kirchhofe des guten Pfarrer Heroldt begraben.
fach angestellt wurden und in den neuesten Zeiten gewiß noch weit schreyenderes Glück würden ge- macht haben, -- Am etwas geräuschvollen Tisch des Geheimen Finanzraths, an dem manchmal 30 Personen mit dem etwa für 20 Angerichteten sich begnügen mußten -- ging es recht gut, aber auf nähere Bekanntschaft ließ ich mich mit Kei- nem ein, weil das Hochfahrende und auf die leichte Schulternehmende mir von jeher, besonders an Officianten, seiner sichern Schädlichkeit wegen sehr zuwider gewesen und auch geblieben ist.
Graͤfin K — wollte mir auf Fuͤrſprache des Profeſſor Formey eine Empfehlung an den alles vermoͤgenden ſchleſiſchen Miniſter Schlaberndorf geben, doch ſollt ich mich vorher bey ihr zur Schau einfinden, allein ich konnte mich zur Betretung aller dieſer mir geebneten Wege ſchlechterdings nicht ent- ſchließen und ging daher ins Vaterland zu- ruͤck, um mir eine Brodſtelle zu ſchaffen. Ei- nige Monate hielt ich mich bey meiner aͤlte- ſten verheyratheten Schweſter auf, die juͤng- ſte, die mir ſeltner nachgab und mir doch, wie ich ihr auch, ſehr gut war, war laͤngſt an einer aufs Tanzen erfolgten Erkaͤltung geſtorben und auf dem Kirchhofe des guten Pfarrer Heroldt begraben.
fach angeſtellt wurden und in den neueſten Zeiten gewiß noch weit ſchreyenderes Gluͤck wuͤrden ge- macht haben, — Am etwas geraͤuſchvollen Tiſch des Geheimen Finanzraths, an dem manchmal 30 Perſonen mit dem etwa fuͤr 20 Angerichteten ſich begnuͤgen mußten — ging es recht gut, aber auf naͤhere Bekanntſchaft ließ ich mich mit Kei- nem ein, weil das Hochfahrende und auf die leichte Schulternehmende mir von jeher, beſonders an Officianten, ſeiner ſichern Schaͤdlichkeit wegen ſehr zuwider geweſen und auch geblieben iſt.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0139"n="122"/>
Graͤfin K — wollte mir auf Fuͤrſprache des<lb/>
Profeſſor <hirendition="#g">Formey</hi> eine Empfehlung an<lb/>
den alles vermoͤgenden ſchleſiſchen Miniſter<lb/><hirendition="#g">Schlaberndorf</hi> geben, doch ſollt ich mich<lb/>
vorher bey ihr zur Schau einfinden, allein<lb/>
ich konnte mich zur Betretung aller dieſer<lb/>
mir geebneten Wege ſchlechterdings nicht ent-<lb/>ſchließen und ging daher ins Vaterland zu-<lb/>
ruͤck, um mir eine Brodſtelle zu ſchaffen. Ei-<lb/>
nige Monate hielt ich mich bey meiner aͤlte-<lb/>ſten verheyratheten Schweſter auf, die juͤng-<lb/>ſte, die mir ſeltner nachgab und mir doch,<lb/>
wie ich ihr auch, ſehr gut war, war laͤngſt<lb/>
an einer aufs Tanzen erfolgten Erkaͤltung<lb/>
geſtorben und auf dem Kirchhofe des guten<lb/>
Pfarrer <hirendition="#g">Heroldt</hi> begraben.</p><lb/><p><notexml:id="seg2pn_11_2"prev="#seg2pn_11_1"place="foot"n="*)">fach angeſtellt wurden und in den neueſten Zeiten<lb/>
gewiß noch weit ſchreyenderes Gluͤck wuͤrden ge-<lb/>
macht haben, — Am etwas geraͤuſchvollen Tiſch<lb/>
des Geheimen Finanzraths, an dem manchmal<lb/>
30 Perſonen mit dem etwa fuͤr 20 Angerichteten<lb/>ſich begnuͤgen mußten — ging es recht gut, aber<lb/>
auf naͤhere Bekanntſchaft ließ ich mich mit Kei-<lb/>
nem ein, weil das Hochfahrende und auf die leichte<lb/>
Schulternehmende mir von jeher, beſonders an<lb/>
Officianten, ſeiner ſichern Schaͤdlichkeit wegen ſehr<lb/>
zuwider geweſen und auch geblieben iſt.</note></p><lb/></div></body></text></TEI>
[122/0139]
Graͤfin K — wollte mir auf Fuͤrſprache des
Profeſſor Formey eine Empfehlung an
den alles vermoͤgenden ſchleſiſchen Miniſter
Schlaberndorf geben, doch ſollt ich mich
vorher bey ihr zur Schau einfinden, allein
ich konnte mich zur Betretung aller dieſer
mir geebneten Wege ſchlechterdings nicht ent-
ſchließen und ging daher ins Vaterland zu-
ruͤck, um mir eine Brodſtelle zu ſchaffen. Ei-
nige Monate hielt ich mich bey meiner aͤlte-
ſten verheyratheten Schweſter auf, die juͤng-
ſte, die mir ſeltner nachgab und mir doch,
wie ich ihr auch, ſehr gut war, war laͤngſt
an einer aufs Tanzen erfolgten Erkaͤltung
geſtorben und auf dem Kirchhofe des guten
Pfarrer Heroldt begraben.
*)
*) fach angeſtellt wurden und in den neueſten Zeiten
gewiß noch weit ſchreyenderes Gluͤck wuͤrden ge-
macht haben, — Am etwas geraͤuſchvollen Tiſch
des Geheimen Finanzraths, an dem manchmal
30 Perſonen mit dem etwa fuͤr 20 Angerichteten
ſich begnuͤgen mußten — ging es recht gut, aber
auf naͤhere Bekanntſchaft ließ ich mich mit Kei-
nem ein, weil das Hochfahrende und auf die leichte
Schulternehmende mir von jeher, beſonders an
Officianten, ſeiner ſichern Schaͤdlichkeit wegen ſehr
zuwider geweſen und auch geblieben iſt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/139>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.