Einzige, der meiner Jdee von Freundschaft und den Bedürfnissen meiner Geistes- und Herzenslaunen überall entsprach, und dessen Verlust mich noch weit mehr betrübt haben würde, wäre ich nicht überzeugt worden, daß er mir schon im Leben manches franzö- sische Assignat sratt eines (bis zu unsrer Zeit 1810. höchst sichern) Pfandbriefes in Zah- lung gegeben.
Als vor einiger Zeit der geheime Rath H. Jacobi durch den Staatsrath Nicolovius beym Oberconsistorialrath Borowsky und mir, als Hauptmaterialien-Lieferanten zur Hippelschen Biographie, über einige in letztrer vorkommende Aeußerungen Auskunft nach- suchte, schrieb ich unter den umständlichern Borowskyschen Aufsatz folgendes: "Jch weiß dem vorstehenden nichts beyzufügen, weil ich Hippels Alleinautorschaft nie bezweifelt, auch unter seinen nachgelassenen Papieren nichts gefunden habe, das nach einer frem- den Hülfshand ausgesehen hätte. Hippels religiöse Aeußerungen schrieb ich aber nicht, wie Borowsky, seiner Phantasie, sondern seinen Leidenschaften zu, die ihn in allen seinen Handlungen leiteten, wenn gleich auf dem Vorhange, hinter welchem er spielte,
Einzige, der meiner Jdee von Freundſchaft und den Beduͤrfniſſen meiner Geiſtes- und Herzenslaunen uͤberall entſprach, und deſſen Verluſt mich noch weit mehr betruͤbt haben wuͤrde, waͤre ich nicht uͤberzeugt worden, daß er mir ſchon im Leben manches franzoͤ- ſiſche Aſſignat ſratt eines (bis zu unſrer Zeit 1810. hoͤchſt ſichern) Pfandbriefes in Zah- lung gegeben.
Als vor einiger Zeit der geheime Rath H. Jacobi durch den Staatsrath Nicolovius beym Oberconſiſtorialrath Borowsky und mir, als Hauptmaterialien-Lieferanten zur Hippelſchen Biographie, uͤber einige in letztrer vorkommende Aeußerungen Auskunft nach- ſuchte, ſchrieb ich unter den umſtaͤndlichern Borowskyſchen Aufſatz folgendes: „Jch weiß dem vorſtehenden nichts beyzufuͤgen, weil ich Hippels Alleinautorſchaft nie bezweifelt, auch unter ſeinen nachgelaſſenen Papieren nichts gefunden habe, das nach einer frem- den Huͤlfshand ausgeſehen haͤtte. Hippels religioͤſe Aeußerungen ſchrieb ich aber nicht, wie Borowsky, ſeiner Phantaſie, ſondern ſeinen Leidenſchaften zu, die ihn in allen ſeinen Handlungen leiteten, wenn gleich auf dem Vorhange, hinter welchem er ſpielte,
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Einzige, der meiner Jdee von Freundſchaft
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Herzenslaunen uͤberall entſprach, und deſſen
Verluſt mich noch weit mehr betruͤbt haben
wuͤrde, waͤre ich nicht uͤberzeugt worden,
daß er mir ſchon im Leben manches franzoͤ-
ſiſche Aſſignat ſratt eines (bis zu unſrer Zeit
1810. hoͤchſt ſichern) Pfandbriefes in Zah-
lung gegeben.
Als vor einiger Zeit der geheime Rath
H. Jacobi durch den Staatsrath Nicolovius
beym Oberconſiſtorialrath Borowsky und
mir, als Hauptmaterialien-Lieferanten zur
Hippelſchen Biographie, uͤber einige in letztrer
vorkommende Aeußerungen Auskunft nach-
ſuchte, ſchrieb ich unter den umſtaͤndlichern
Borowskyſchen Aufſatz folgendes: „Jch weiß
dem vorſtehenden nichts beyzufuͤgen, weil
ich Hippels Alleinautorſchaft nie bezweifelt,
auch unter ſeinen nachgelaſſenen Papieren
nichts gefunden habe, das nach einer frem-
den Huͤlfshand ausgeſehen haͤtte. Hippels
religioͤſe Aeußerungen ſchrieb ich aber nicht,
wie Borowsky, ſeiner Phantaſie, ſondern
ſeinen Leidenſchaften zu, die ihn in allen
ſeinen Handlungen leiteten, wenn gleich
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/147>, abgerufen am 23.11.2024.
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