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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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Abfasser der Ediktparentationen kommen mir
vor wie die Leichenbegleiter, die sich darum
nicht kümmern, woran der Todte gestorben
ist, wenn sie nur ihre Schmausportion reich-
lich und Citronen in die Hand bekommen,
um den Leichengeruch nicht zu empfinden.
Würde nicht den wahren Offensivkriegen
neuer, kleinen und großen Schwarzen-
berge
ein Ende gemacht werden, wenn der
sein Land doch gewiß liebende Regent den
staatswirthschaftlichen Todesengeln Stillstand
geböte?

Ein biblischer Schriftsteller sagt: Wehe
dem Lande, des König ein Kind ist; aber
doppelt weh möchte man ausrufen, wo der
Regent, ob er gleich die Majorennität völ-
lig
erreicht hat, dennoch die Vormundschaft
alten und jungen Roues überläßt. Wenn
die Nachwelt aus den Edikten und Akten
die Leiden der Unterthanen erkennen wird,
wird sie nicht die Klagen derer gerechtfertigt
finden, die die Hauptquellen des europäischen
Verderbens aus den großen Residenzen her-
leiten, und aus der übermäßigen Gleichmü-
thigkeit der Regenten, durch die sie ihre
eigne Unthätigkeit beweisen und dem Un-
fleiß böser Regierungsgehülfen einen gar zu

Abfaſſer der Ediktparentationen kommen mir
vor wie die Leichenbegleiter, die ſich darum
nicht kuͤmmern, woran der Todte geſtorben
iſt, wenn ſie nur ihre Schmausportion reich-
lich und Citronen in die Hand bekommen,
um den Leichengeruch nicht zu empfinden.
Wuͤrde nicht den wahren Offenſivkriegen
neuer, kleinen und großen Schwarzen-
berge
ein Ende gemacht werden, wenn der
ſein Land doch gewiß liebende Regent den
ſtaatswirthſchaftlichen Todesengeln Stillſtand
geboͤte?

Ein bibliſcher Schriftſteller ſagt: Wehe
dem Lande, des Koͤnig ein Kind iſt; aber
doppelt weh moͤchte man ausrufen, wo der
Regent, ob er gleich die Majorennitaͤt voͤl-
lig
erreicht hat, dennoch die Vormundſchaft
alten und jungen Roués uͤberlaͤßt. Wenn
die Nachwelt aus den Edikten und Akten
die Leiden der Unterthanen erkennen wird,
wird ſie nicht die Klagen derer gerechtfertigt
finden, die die Hauptquellen des europaͤiſchen
Verderbens aus den großen Reſidenzen her-
leiten, und aus der uͤbermaͤßigen Gleichmuͤ-
thigkeit der Regenten, durch die ſie ihre
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[431/0448] Abfaſſer der Ediktparentationen kommen mir vor wie die Leichenbegleiter, die ſich darum nicht kuͤmmern, woran der Todte geſtorben iſt, wenn ſie nur ihre Schmausportion reich- lich und Citronen in die Hand bekommen, um den Leichengeruch nicht zu empfinden. Wuͤrde nicht den wahren Offenſivkriegen neuer, kleinen und großen Schwarzen- berge ein Ende gemacht werden, wenn der ſein Land doch gewiß liebende Regent den ſtaatswirthſchaftlichen Todesengeln Stillſtand geboͤte? Ein bibliſcher Schriftſteller ſagt: Wehe dem Lande, des Koͤnig ein Kind iſt; aber doppelt weh moͤchte man ausrufen, wo der Regent, ob er gleich die Majorennitaͤt voͤl- lig erreicht hat, dennoch die Vormundſchaft alten und jungen Roués uͤberlaͤßt. Wenn die Nachwelt aus den Edikten und Akten die Leiden der Unterthanen erkennen wird, wird ſie nicht die Klagen derer gerechtfertigt finden, die die Hauptquellen des europaͤiſchen Verderbens aus den großen Reſidenzen her- leiten, und aus der uͤbermaͤßigen Gleichmuͤ- thigkeit der Regenten, durch die ſie ihre eigne Unthaͤtigkeit beweiſen und dem Un- fleiß boͤſer Regierungsgehuͤlfen einen gar zu

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/448>, abgerufen am 22.11.2024.