Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.B. Prolog bey Eröffnung der Bühne. Weil sich die Schauspielkunst am besten Bey der Jllusion befindt; Und so im Osten, wie im Westen, Frau Evens Kinder Lügner sind, Dann auch, weil man mit froher Miene Gemeinhin mehr als durch die traurige gewinnt, So öffnen wir heut unsre Bühne, Mit Carl Goldonis Lügner. Thaliens deutsches Schicksal bleibt Fast überall die Noth, von Ort zu Ort zu wandeln, Und, was Paris in Prachtgebäuden treibt, Jn Breterbuden zu verhandeln. Dies deutscher Schauspielkunst Geschick Treibt meine Heerde auch; wir suchen drum das Glück Ohn' Scheu vor Kosten und Beschwerden, Und folgen auch dem Ruf nach kleinen Städten gern, Doch ob der hies'ge Hoffnungsstern Nicht bloßes Jrrlicht war, und ob wir finden werden, Was wir bedürfen, das, Mesdam's und meine Herrn Beruht auf Jhnen. Die Neuheit eines Spiels, das hier noch nie erschienen, Verspricht viel Gutes zwar, denn obgleich jedermann Selbst Hauscomödie spielen kann, So steht es doch nicht jedem an, Mit seiner Rolle sich vor allen seh'n zu lassen, -- Allein -- doch fort mit Ahnungen, B. Prolog bey Eroͤffnung der Buͤhne. Weil ſich die Schauſpielkunſt am beſten Bey der Jlluſion befindt; Und ſo im Oſten, wie im Weſten, Frau Evens Kinder Luͤgner ſind, Dann auch, weil man mit froher Miene Gemeinhin mehr als durch die traurige gewinnt, So oͤffnen wir heut unſre Buͤhne, Mit Carl Goldonis Luͤgner. Thaliens deutſches Schickſal bleibt Faſt uͤberall die Noth, von Ort zu Ort zu wandeln, Und, was Paris in Prachtgebaͤuden treibt, Jn Breterbuden zu verhandeln. Dies deutſcher Schauſpielkunſt Geſchick Treibt meine Heerde auch; wir ſuchen drum das Gluͤck Ohn’ Scheu vor Koſten und Beſchwerden, Und folgen auch dem Ruf nach kleinen Staͤdten gern, Doch ob der hieſ’ge Hoffnungsſtern Nicht bloßes Jrrlicht war, und ob wir finden werden, Was wir beduͤrfen, das, Mesdam’s und meine Herrn Beruht auf Jhnen. Die Neuheit eines Spiels, das hier noch nie erſchienen, Verſpricht viel Gutes zwar, denn obgleich jedermann Selbſt Hauscomoͤdie ſpielen kann, So ſteht es doch nicht jedem an, Mit ſeiner Rolle ſich vor allen ſeh’n zu laſſen, — Allein — doch fort mit Ahnungen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0534"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">B.</hi><lb/> Prolog bey Eroͤffnung der Buͤhne.</head><lb/> <lg type="poem"> <l>Weil ſich die Schauſpielkunſt am beſten</l><lb/> <l>Bey der Jlluſion befindt;</l><lb/> <l>Und ſo im Oſten, wie im Weſten,</l><lb/> <l>Frau Evens Kinder Luͤgner ſind,</l><lb/> <l>Dann auch, weil man mit froher Miene</l><lb/> <l>Gemeinhin mehr als durch die traurige gewinnt,</l><lb/> <l>So oͤffnen wir heut unſre Buͤhne,</l><lb/> <l>Mit Carl Goldonis <hi rendition="#g">Luͤgner.</hi></l><lb/> <l>Thaliens deutſches Schickſal bleibt</l><lb/> <l>Faſt uͤberall die Noth, von Ort zu Ort zu wandeln,</l><lb/> <l>Und, was Paris in Prachtgebaͤuden treibt,</l><lb/> <l>Jn Breterbuden zu verhandeln.</l><lb/> <l>Dies deutſcher Schauſpielkunſt Geſchick</l><lb/> <l>Treibt meine Heerde auch; wir ſuchen drum das</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Gluͤck</hi> </l><lb/> <l>Ohn’ Scheu vor Koſten und Beſchwerden,</l><lb/> <l>Und folgen auch dem Ruf nach kleinen Staͤdten gern,</l><lb/> <l>Doch ob der hieſ’ge Hoffnungsſtern</l><lb/> <l>Nicht bloßes Jrrlicht war, und ob wir finden werden,</l><lb/> <l>Was wir beduͤrfen, das, <hi rendition="#g">Mesdam’s</hi> und <hi rendition="#g">meine</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#et">Herrn</hi> </hi> </l><lb/> <l>Beruht auf Jhnen.</l><lb/> <l>Die Neuheit eines Spiels, das <hi rendition="#g">hier</hi> noch nie</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">erſchienen,</hi> </l><lb/> <l>Verſpricht viel Gutes zwar, denn obgleich jedermann</l><lb/> <l>Selbſt Hauscomoͤdie ſpielen kann,</l><lb/> <l>So ſteht es doch nicht jedem an,</l><lb/> <l>Mit ſeiner Rolle ſich vor allen ſeh’n zu laſſen, —</l><lb/> <l>Allein — doch fort mit Ahnungen,</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0534]
B.
Prolog bey Eroͤffnung der Buͤhne.
Weil ſich die Schauſpielkunſt am beſten
Bey der Jlluſion befindt;
Und ſo im Oſten, wie im Weſten,
Frau Evens Kinder Luͤgner ſind,
Dann auch, weil man mit froher Miene
Gemeinhin mehr als durch die traurige gewinnt,
So oͤffnen wir heut unſre Buͤhne,
Mit Carl Goldonis Luͤgner.
Thaliens deutſches Schickſal bleibt
Faſt uͤberall die Noth, von Ort zu Ort zu wandeln,
Und, was Paris in Prachtgebaͤuden treibt,
Jn Breterbuden zu verhandeln.
Dies deutſcher Schauſpielkunſt Geſchick
Treibt meine Heerde auch; wir ſuchen drum das
Gluͤck
Ohn’ Scheu vor Koſten und Beſchwerden,
Und folgen auch dem Ruf nach kleinen Staͤdten gern,
Doch ob der hieſ’ge Hoffnungsſtern
Nicht bloßes Jrrlicht war, und ob wir finden werden,
Was wir beduͤrfen, das, Mesdam’s und meine
Herrn
Beruht auf Jhnen.
Die Neuheit eines Spiels, das hier noch nie
erſchienen,
Verſpricht viel Gutes zwar, denn obgleich jedermann
Selbſt Hauscomoͤdie ſpielen kann,
So ſteht es doch nicht jedem an,
Mit ſeiner Rolle ſich vor allen ſeh’n zu laſſen, —
Allein — doch fort mit Ahnungen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |