Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.Die sich zur Heiterkeit des Schauspiels minder passen, Als Eifersucht zur Ehstandsruh. Wir spielen gern, und sehn Sie uns so gerne zu, So wird ihr Gern sehr schön zum unsrigen sich passen. Zwar manche Augen, die kein Scenenspiel gesehn, Sind oft viel schwerer zu befriedigen, Als andre, die es tausendmal gesehn, Viel schwatzen von der Bühne Kunst und Gaben Und vom Gefühl für Witz und Tugend wenig haben; Die Augen jener Art flehn wir um Nachsicht an, Und werden alles thun, was man auf Reisen, Wo man sich nie in voller Galla weisen Und Schirm- und Kleider-Prunk vollständig nutzen kann, Von Passagieren fordern kann. Bringt es dann unser Spiel so weit, Daß solcher Augen Zärtlichkeit Jn Eugenien weint, und in der Jagd, Wenn andre klatschen, stillen Beyfall lacht, So haben unsrer Seits wir es schon gut gemacht, Und wenn nun das Parterre es auch so treflich macht, Als es zum Willkomm uns bedacht, Und wofür warmen Dank all unsre Herzen fühlen, So wird beim Abschieds-Compliment Mein Herz, wenns diese Stadt vor größern Stadt- gewühlen Geschmackreich und wohlthätig nennt, Wahrhaftig nicht den Lügner spielen. Die ſich zur Heiterkeit des Schauſpiels minder paſſen, Als Eiferſucht zur Ehſtandsruh. Wir ſpielen gern, und ſehn Sie uns ſo gerne zu, So wird ihr Gern ſehr ſchoͤn zum unſrigen ſich paſſen. Zwar manche Augen, die kein Scenenſpiel geſehn, Sind oft viel ſchwerer zu befriedigen, Als andre, die es tauſendmal geſehn, Viel ſchwatzen von der Buͤhne Kunſt und Gaben Und vom Gefuͤhl fuͤr Witz und Tugend wenig haben; Die Augen jener Art flehn wir um Nachſicht an, Und werden alles thun, was man auf Reiſen, Wo man ſich nie in voller Galla weiſen Und Schirm- und Kleider-Prunk vollſtaͤndig nutzen kann, Von Paſſagieren fordern kann. Bringt es dann unſer Spiel ſo weit, Daß ſolcher Augen Zaͤrtlichkeit Jn Eugenien weint, und in der Jagd, Wenn andre klatſchen, ſtillen Beyfall lacht, So haben unſrer Seits wir es ſchon gut gemacht, Und wenn nun das Parterre es auch ſo treflich macht, Als es zum Willkomm uns bedacht, Und wofuͤr warmen Dank all unſre Herzen fuͤhlen, So wird beim Abſchieds-Compliment Mein Herz, wenns dieſe Stadt vor groͤßern Stadt- gewuͤhlen Geſchmackreich und wohlthaͤtig nennt, Wahrhaftig nicht den Luͤgner ſpielen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0535"/> <l>Die ſich zur Heiterkeit des Schauſpiels minder paſſen,</l><lb/> <l>Als Eiferſucht zur Ehſtandsruh.</l><lb/> <l>Wir ſpielen gern, und ſehn Sie uns ſo gerne zu,</l><lb/> <l>So wird ihr Gern ſehr ſchoͤn zum unſrigen ſich</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">paſſen.</hi> </l><lb/> <l>Zwar manche Augen, die kein Scenenſpiel geſehn,</l><lb/> <l>Sind oft viel ſchwerer zu befriedigen,</l><lb/> <l>Als andre, die es tauſendmal geſehn,</l><lb/> <l>Viel ſchwatzen von der Buͤhne Kunſt und Gaben</l><lb/> <l>Und vom Gefuͤhl fuͤr Witz und Tugend wenig haben;</l><lb/> <l>Die Augen jener Art flehn wir um Nachſicht an,</l><lb/> <l>Und werden alles thun, was man auf Reiſen,</l><lb/> <l>Wo man ſich nie in voller Galla weiſen</l><lb/> <l>Und Schirm- und Kleider-Prunk vollſtaͤndig nutzen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">kann,</hi> </l><lb/> <l>Von Paſſagieren fordern kann.</l><lb/> <l>Bringt es dann unſer Spiel ſo weit,</l><lb/> <l>Daß ſolcher Augen Zaͤrtlichkeit</l><lb/> <l>Jn <hi rendition="#g">Eugenien</hi> weint, und in der <hi rendition="#g">Jagd,</hi></l><lb/> <l>Wenn andre klatſchen, ſtillen Beyfall lacht,</l><lb/> <l>So haben unſrer Seits wir es ſchon gut gemacht,</l><lb/> <l>Und wenn nun das Parterre es auch ſo treflich</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">macht,</hi> </l><lb/> <l>Als es zum Willkomm uns bedacht,</l><lb/> <l>Und wofuͤr warmen Dank all unſre Herzen fuͤhlen,</l><lb/> <l>So wird beim Abſchieds-Compliment</l><lb/> <l>Mein Herz, wenns dieſe Stadt vor groͤßern Stadt-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">gewuͤhlen</hi> </l><lb/> <l>Geſchmackreich und wohlthaͤtig nennt,</l><lb/> <l>Wahrhaftig nicht den <hi rendition="#g">Luͤgner</hi> ſpielen.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0535]
Die ſich zur Heiterkeit des Schauſpiels minder paſſen,
Als Eiferſucht zur Ehſtandsruh.
Wir ſpielen gern, und ſehn Sie uns ſo gerne zu,
So wird ihr Gern ſehr ſchoͤn zum unſrigen ſich
paſſen.
Zwar manche Augen, die kein Scenenſpiel geſehn,
Sind oft viel ſchwerer zu befriedigen,
Als andre, die es tauſendmal geſehn,
Viel ſchwatzen von der Buͤhne Kunſt und Gaben
Und vom Gefuͤhl fuͤr Witz und Tugend wenig haben;
Die Augen jener Art flehn wir um Nachſicht an,
Und werden alles thun, was man auf Reiſen,
Wo man ſich nie in voller Galla weiſen
Und Schirm- und Kleider-Prunk vollſtaͤndig nutzen
kann,
Von Paſſagieren fordern kann.
Bringt es dann unſer Spiel ſo weit,
Daß ſolcher Augen Zaͤrtlichkeit
Jn Eugenien weint, und in der Jagd,
Wenn andre klatſchen, ſtillen Beyfall lacht,
So haben unſrer Seits wir es ſchon gut gemacht,
Und wenn nun das Parterre es auch ſo treflich
macht,
Als es zum Willkomm uns bedacht,
Und wofuͤr warmen Dank all unſre Herzen fuͤhlen,
So wird beim Abſchieds-Compliment
Mein Herz, wenns dieſe Stadt vor groͤßern Stadt-
gewuͤhlen
Geſchmackreich und wohlthaͤtig nennt,
Wahrhaftig nicht den Luͤgner ſpielen.
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