Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.Epilog beim Schluß der Bühne. Wir haben gesungen, getanzt und gespielt, Und was man irgend nöthig hielt, Euch zu gefallen, ist von unsrer Seit geschehn. Wir haben euch lachen und klatschen gehört, Und manches Auge naß gesehen, Mithin ist, was das Schauspiel wünscht und ehrt, Und eurer Seits auch manches mehr geschehen. Mit einem lustgen Schauspiel schloß Jch das Theater auf, und unser Spiel genoß, Goldonis Glück, die Ehre, allen, Die gerne lachen, zu gefallen. Allein, weil man doch nicht stets lachen kann und mag, So haben wir den letzten Schauspieltag Den sanften Thränen heilgen wollen. Jhr ließt für Shakespears Julie sie rollen, Und Juliens noch tiefgerührtes Herz Dankt Euch jetzt, meine Herrn und Dameu, Tief, tief für sich und in Thaliens Namen, Durch ihrer Augen Abschiedsschmerz. -- -- Zwar weiß ich, daß manchmal das Spiel Zu comisch war, und nicht so ganz gefiel, Allein, wir sind zur Zeit auch nur Provinzialen Und können mit den Sonnenstralen Des Lebens derer, die die Kunst verstehn, Die Wirthe, die nur blos auf baare Münze sehn, So warm und wohl sie thun, doch nicht bezahlen, Und rechnen gerne drum Auf ein recht zahlreich Auditorium. -- Nun seht euch nur ein wenig um, Jst nicht das größre Publicum Das, was am lisbsten wohlfeil lacht, Epilog beim Schluß der Buͤhne. Wir haben geſungen, getanzt und geſpielt, Und was man irgend noͤthig hielt, Euch zu gefallen, iſt von unſrer Seit geſchehn. Wir haben euch lachen und klatſchen gehoͤrt, Und manches Auge naß geſehen, Mithin iſt, was das Schauſpiel wuͤnſcht und ehrt, Und eurer Seits auch manches mehr geſchehen. Mit einem luſtgen Schauſpiel ſchloß Jch das Theater auf, und unſer Spiel genoß, Goldonis Gluͤck, die Ehre, allen, Die gerne lachen, zu gefallen. Allein, weil man doch nicht ſtets lachen kann und mag, So haben wir den letzten Schauſpieltag Den ſanften Thraͤnen heilgen wollen. Jhr ließt fuͤr Shakespears Julie ſie rollen, Und Juliens noch tiefgeruͤhrtes Herz Dankt Euch jetzt, meine Herrn und Dameu, Tief, tief fuͤr ſich und in Thaliens Namen, Durch ihrer Augen Abſchiedsſchmerz. — — Zwar weiß ich, daß manchmal das Spiel Zu comiſch war, und nicht ſo ganz gefiel, Allein, wir ſind zur Zeit auch nur Provinzialen Und koͤnnen mit den Sonnenſtralen Des Lebens derer, die die Kunſt verſtehn, Die Wirthe, die nur blos auf baare Muͤnze ſehn, So warm und wohl ſie thun, doch nicht bezahlen, Und rechnen gerne drum Auf ein recht zahlreich Auditorium. — Nun ſeht euch nur ein wenig um, Jſt nicht das groͤßre Publicum Das, was am lisbſten wohlfeil lacht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0536"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Epilog beim Schluß der Buͤhne.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Wir haben geſungen, getanzt und geſpielt,</l><lb/> <l>Und was man irgend noͤthig hielt,</l><lb/> <l>Euch zu gefallen, iſt von unſrer Seit geſchehn.</l><lb/> <l>Wir haben euch lachen und klatſchen gehoͤrt,</l><lb/> <l>Und manches Auge naß geſehen,</l><lb/> <l>Mithin iſt, was das Schauſpiel wuͤnſcht und ehrt,</l><lb/> <l>Und eurer Seits auch manches mehr geſchehen.</l><lb/> <l>Mit einem luſtgen Schauſpiel ſchloß</l><lb/> <l>Jch das Theater auf, und unſer Spiel genoß,</l><lb/> <l>Goldonis Gluͤck, die Ehre, allen,</l><lb/> <l>Die gerne lachen, zu gefallen.</l><lb/> <l>Allein, weil man doch nicht ſtets lachen kann und mag,</l><lb/> <l>So haben wir den letzten Schauſpieltag</l><lb/> <l>Den ſanften Thraͤnen heilgen wollen.</l><lb/> <l>Jhr ließt fuͤr Shakespears <hi rendition="#g">Julie</hi> ſie rollen,</l><lb/> <l>Und Juliens noch tiefgeruͤhrtes Herz</l><lb/> <l>Dankt Euch jetzt, meine Herrn und Dameu,</l><lb/> <l>Tief, tief fuͤr ſich und in Thaliens Namen,</l><lb/> <l>Durch ihrer Augen Abſchiedsſchmerz. — —</l><lb/> <l>Zwar weiß ich, daß manchmal das Spiel</l><lb/> <l>Zu comiſch war, und nicht ſo ganz gefiel,</l><lb/> <l>Allein, wir ſind zur Zeit auch nur Provinzialen</l><lb/> <l>Und koͤnnen mit den Sonnenſtralen</l><lb/> <l>Des Lebens derer, die die Kunſt verſtehn,</l><lb/> <l>Die Wirthe, die nur blos auf baare Muͤnze ſehn,</l><lb/> <l>So warm und wohl ſie thun, doch nicht bezahlen,</l><lb/> <l>Und rechnen gerne drum</l><lb/> <l>Auf ein recht zahlreich Auditorium. —</l><lb/> <l>Nun ſeht euch nur ein wenig um,</l><lb/> <l>Jſt nicht das groͤßre Publicum</l><lb/> <l>Das, was am lisbſten wohlfeil lacht,</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0536]
Epilog beim Schluß der Buͤhne.
Wir haben geſungen, getanzt und geſpielt,
Und was man irgend noͤthig hielt,
Euch zu gefallen, iſt von unſrer Seit geſchehn.
Wir haben euch lachen und klatſchen gehoͤrt,
Und manches Auge naß geſehen,
Mithin iſt, was das Schauſpiel wuͤnſcht und ehrt,
Und eurer Seits auch manches mehr geſchehen.
Mit einem luſtgen Schauſpiel ſchloß
Jch das Theater auf, und unſer Spiel genoß,
Goldonis Gluͤck, die Ehre, allen,
Die gerne lachen, zu gefallen.
Allein, weil man doch nicht ſtets lachen kann und mag,
So haben wir den letzten Schauſpieltag
Den ſanften Thraͤnen heilgen wollen.
Jhr ließt fuͤr Shakespears Julie ſie rollen,
Und Juliens noch tiefgeruͤhrtes Herz
Dankt Euch jetzt, meine Herrn und Dameu,
Tief, tief fuͤr ſich und in Thaliens Namen,
Durch ihrer Augen Abſchiedsſchmerz. — —
Zwar weiß ich, daß manchmal das Spiel
Zu comiſch war, und nicht ſo ganz gefiel,
Allein, wir ſind zur Zeit auch nur Provinzialen
Und koͤnnen mit den Sonnenſtralen
Des Lebens derer, die die Kunſt verſtehn,
Die Wirthe, die nur blos auf baare Muͤnze ſehn,
So warm und wohl ſie thun, doch nicht bezahlen,
Und rechnen gerne drum
Auf ein recht zahlreich Auditorium. —
Nun ſeht euch nur ein wenig um,
Jſt nicht das groͤßre Publicum
Das, was am lisbſten wohlfeil lacht,
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Zitationshilfe: | Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/536>, abgerufen am 26.06.2024. |