Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite
Und oft den höchsten Ernst zur Farce macht?
Da überdem die Schauspielmacher,
Die unsre Herrn und Meister sind,
Für's große Chor unschwür'ger Lacher,
Von denen man nichts als das Legegeld gewinnt,
Den Federcreisel treiben können,
So wird man's uns doch auch vergönnen,
Dem großen Haufen nachzugehn. --
Stolz auf das Lob, das wunderschön
Jn Ohr und Herzen dringt, wenn es der Kenner
giebt,
Voll Dank für jeden, der das Schauspiel liebt,
Verlassen wir die uns erbaute Bühne,
Auf der wir nichts gespielt, was nicht sein Gutes hat;
Und wenn gleich mancher aus der Stadt,
Miskennend seine eigne Mine,
Ungern des Nachbars Antlitz auf der Bühne
Nicht kenntlich genug gefunden hat;
So solls, beim Wiedersehn, auf unsrer Bühne,
Für Geitz und Eifersucht und Menschenhaß,
Und was es sonst im Ernste und zum Spaß,
Für Thoren giebt, die klügre Menschen quälen,
Nicht an Exempeln, nicht an guten Lehren fehlen.
Doch wer sich dann getroffen findt,
Den bitt ich zum voraus nicht über uns zu schmälen,
Er bleibt das Urbild -- wir, wir sind
Nur blos von ihm demüthige Copeyen,
Und werden uns nur herzlich freuen,
Wenn die Theatermalereyen
Den Spleen, der oft auch Tugend quält, zerstreuen.
Mir aber sey heut auch verziehn,
Wenn ich, nach Weiberart, ein wenig schwazhaft bin.
Mit einem tiefen Knix komm ich da wieder hin,
Und oft den hoͤchſten Ernſt zur Farce macht?
Da uͤberdem die Schauſpielmacher,
Die unſre Herrn und Meiſter ſind,
Fuͤr’s große Chor unſchwuͤr’ger Lacher,
Von denen man nichts als das Legegeld gewinnt,
Den Federcreiſel treiben koͤnnen,
So wird man’s uns doch auch vergoͤnnen,
Dem großen Haufen nachzugehn. —
Stolz auf das Lob, das wunderſchoͤn
Jn Ohr und Herzen dringt, wenn es der Kenner
giebt,
Voll Dank fuͤr jeden, der das Schauſpiel liebt,
Verlaſſen wir die uns erbaute Buͤhne,
Auf der wir nichts geſpielt, was nicht ſein Gutes hat;
Und wenn gleich mancher aus der Stadt,
Miskennend ſeine eigne Mine,
Ungern des Nachbars Antlitz auf der Buͤhne
Nicht kenntlich genug gefunden hat;
So ſolls, beim Wiederſehn, auf unſrer Buͤhne,
Fuͤr Geitz und Eiferſucht und Menſchenhaß,
Und was es ſonſt im Ernſte und zum Spaß,
Fuͤr Thoren giebt, die kluͤgre Menſchen quaͤlen,
Nicht an Exempeln, nicht an guten Lehren fehlen.
Doch wer ſich dann getroffen findt,
Den bitt ich zum voraus nicht uͤber uns zu ſchmaͤlen,
Er bleibt das Urbild — wir, wir ſind
Nur blos von ihm demuͤthige Copeyen,
Und werden uns nur herzlich freuen,
Wenn die Theatermalereyen
Den Spleen, der oft auch Tugend quaͤlt, zerſtreuen.
Mir aber ſey heut auch verziehn,
Wenn ich, nach Weiberart, ein wenig ſchwazhaft bin.
Mit einem tiefen Knix komm ich da wieder hin,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0537"/>
              <l>Und oft den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Ern&#x017F;t zur Farce macht?</l><lb/>
              <l>Da u&#x0364;berdem die Schau&#x017F;pielmacher,</l><lb/>
              <l>Die un&#x017F;re Herrn und Mei&#x017F;ter &#x017F;ind,</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;r&#x2019;s große Chor un&#x017F;chwu&#x0364;r&#x2019;ger Lacher,</l><lb/>
              <l>Von denen man nichts als das <hi rendition="#g">Legegeld</hi> gewinnt,</l><lb/>
              <l>Den Federcrei&#x017F;el treiben ko&#x0364;nnen,</l><lb/>
              <l>So wird man&#x2019;s uns doch auch vergo&#x0364;nnen,</l><lb/>
              <l>Dem großen Haufen nachzugehn. &#x2014;</l><lb/>
              <l>Stolz auf das Lob, das wunder&#x017F;cho&#x0364;n</l><lb/>
              <l>Jn Ohr und Herzen dringt, wenn es der Kenner</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">giebt,</hi> </l><lb/>
              <l>Voll Dank fu&#x0364;r jeden, der das Schau&#x017F;piel liebt,</l><lb/>
              <l>Verla&#x017F;&#x017F;en wir die uns erbaute Bu&#x0364;hne,</l><lb/>
              <l>Auf der wir nichts ge&#x017F;pielt, was nicht &#x017F;ein Gutes hat;</l><lb/>
              <l>Und wenn gleich mancher aus der Stadt,</l><lb/>
              <l>Miskennend &#x017F;eine eigne Mine,</l><lb/>
              <l>Ungern des Nachbars Antlitz auf der Bu&#x0364;hne</l><lb/>
              <l>Nicht kenntlich genug gefunden hat;</l><lb/>
              <l>So &#x017F;olls, beim Wieder&#x017F;ehn, auf un&#x017F;rer Bu&#x0364;hne,</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;r Geitz und Eifer&#x017F;ucht und Men&#x017F;chenhaß,</l><lb/>
              <l>Und was es &#x017F;on&#x017F;t im Ern&#x017F;te und zum Spaß,</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;r Thoren giebt, die klu&#x0364;gre Men&#x017F;chen qua&#x0364;len,</l><lb/>
              <l>Nicht an Exempeln, nicht an guten Lehren fehlen.</l><lb/>
              <l>Doch wer &#x017F;ich dann getroffen findt,</l><lb/>
              <l>Den bitt ich zum voraus nicht u&#x0364;ber uns zu &#x017F;chma&#x0364;len,</l><lb/>
              <l>Er bleibt das Urbild &#x2014; wir, wir &#x017F;ind</l><lb/>
              <l>Nur blos von ihm demu&#x0364;thige Copeyen,</l><lb/>
              <l>Und werden uns nur herzlich freuen,</l><lb/>
              <l>Wenn die Theatermalereyen</l><lb/>
              <l>Den Spleen, der oft auch Tugend qua&#x0364;lt, zer&#x017F;treuen.</l><lb/>
              <l>Mir aber &#x017F;ey heut auch verziehn,</l><lb/>
              <l>Wenn ich, nach Weiberart, ein wenig &#x017F;chwazhaft bin.</l><lb/>
              <l>Mit einem tiefen Knix komm ich da wieder hin,</l><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0537] Und oft den hoͤchſten Ernſt zur Farce macht? Da uͤberdem die Schauſpielmacher, Die unſre Herrn und Meiſter ſind, Fuͤr’s große Chor unſchwuͤr’ger Lacher, Von denen man nichts als das Legegeld gewinnt, Den Federcreiſel treiben koͤnnen, So wird man’s uns doch auch vergoͤnnen, Dem großen Haufen nachzugehn. — Stolz auf das Lob, das wunderſchoͤn Jn Ohr und Herzen dringt, wenn es der Kenner giebt, Voll Dank fuͤr jeden, der das Schauſpiel liebt, Verlaſſen wir die uns erbaute Buͤhne, Auf der wir nichts geſpielt, was nicht ſein Gutes hat; Und wenn gleich mancher aus der Stadt, Miskennend ſeine eigne Mine, Ungern des Nachbars Antlitz auf der Buͤhne Nicht kenntlich genug gefunden hat; So ſolls, beim Wiederſehn, auf unſrer Buͤhne, Fuͤr Geitz und Eiferſucht und Menſchenhaß, Und was es ſonſt im Ernſte und zum Spaß, Fuͤr Thoren giebt, die kluͤgre Menſchen quaͤlen, Nicht an Exempeln, nicht an guten Lehren fehlen. Doch wer ſich dann getroffen findt, Den bitt ich zum voraus nicht uͤber uns zu ſchmaͤlen, Er bleibt das Urbild — wir, wir ſind Nur blos von ihm demuͤthige Copeyen, Und werden uns nur herzlich freuen, Wenn die Theatermalereyen Den Spleen, der oft auch Tugend quaͤlt, zerſtreuen. Mir aber ſey heut auch verziehn, Wenn ich, nach Weiberart, ein wenig ſchwazhaft bin. Mit einem tiefen Knix komm ich da wieder hin,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/537
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/537>, abgerufen am 22.11.2024.