die Natur, das Vergnügen seines Gar- tens mit der übrigen Welt theilt.
Konzertmusik in Gärten macht das ge- sellschaftliche Lustwandeln darin mehr an- genehm und zerstreuend, ob sie gleich als Kunst dadurch verliert. Allein sie ist auch da, wo nicht, wie in einem zweckmäßig gebauten Saal, die vollen Töne das Ohr der Zuhörer erreichen, sondern in die weite Luft verhallen und die Zuhörer, durch die Eindrücke der Natur und Gesellschaft zer- streut, ihr keine ungetheilte Aufmerksam- keit widmen, nur für die Zerstreuung und Erhöhung des gesellschaftlichen Vergnü- gens, nicht für die Bildung des Kunst- sinns berechnet. Vorzüglich wenn man in einiger Entfernung von den Musikern
die Natur, das Vergnuͤgen ſeines Gar- tens mit der uͤbrigen Welt theilt.
Konzertmuſik in Gaͤrten macht das ge- ſellſchaftliche Luſtwandeln darin mehr an- genehm und zerſtreuend, ob ſie gleich als Kunſt dadurch verliert. Allein ſie iſt auch da, wo nicht, wie in einem zweckmaͤßig gebauten Saal, die vollen Toͤne das Ohr der Zuhoͤrer erreichen, ſondern in die weite Luft verhallen und die Zuhoͤrer, durch die Eindruͤcke der Natur und Geſellſchaft zer- ſtreut, ihr keine ungetheilte Aufmerkſam- keit widmen, nur fuͤr die Zerſtreuung und Erhoͤhung des geſellſchaftlichen Vergnuͤ- gens, nicht fuͤr die Bildung des Kunſt- ſinns berechnet. Vorzuͤglich wenn man in einiger Entfernung von den Muſikern
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die Natur, das Vergnuͤgen ſeines Gar-
tens mit der uͤbrigen Welt theilt.
Konzertmuſik in Gaͤrten macht das ge-
ſellſchaftliche Luſtwandeln darin mehr an-
genehm und zerſtreuend, ob ſie gleich als
Kunſt dadurch verliert. Allein ſie iſt auch
da, wo nicht, wie in einem zweckmaͤßig
gebauten Saal, die vollen Toͤne das Ohr
der Zuhoͤrer erreichen, ſondern in die weite
Luft verhallen und die Zuhoͤrer, durch die
Eindruͤcke der Natur und Geſellſchaft zer-
ſtreut, ihr keine ungetheilte Aufmerkſam-
keit widmen, nur fuͤr die Zerſtreuung und
Erhoͤhung des geſellſchaftlichen Vergnuͤ-
gens, nicht fuͤr die Bildung des Kunſt-
ſinns berechnet. Vorzuͤglich wenn man
in einiger Entfernung von den Muſikern
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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/107>, abgerufen am 21.05.2024.
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