Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

gewähren solche Gehölze an kühlern und
trübern Tagen, wo das Lustwandeln in ei-
nem dichten Eichenwalde zu melancholisch
seyn würde, oder Abends und Morgens,
ein eignes Vergnügen, durch die reitzende
Kleinheit der umgebenden Gegenstände
und durch die weite lichte Aussicht in die
offene Landschaft.

Ein bloßer Tannenwald ist zum Lust-
wandeln, wenn seine Lage ihn nicht un-
bequem macht, bequem und nicht ohne
allen Reitz. Man braucht sich nicht erst
mühsam durch einen solchen hindurchzuar-
beiten, und man hört das angenehme
Rauschen in den Gipfeln der Tannen bey
nur einigem Winde gar nicht ungern.
Aber bey allem gemächlichen Gehen darin

gewaͤhren ſolche Gehoͤlze an kuͤhlern und
truͤbern Tagen, wo das Luſtwandeln in ei-
nem dichten Eichenwalde zu melancholiſch
ſeyn wuͤrde, oder Abends und Morgens,
ein eignes Vergnuͤgen, durch die reitzende
Kleinheit der umgebenden Gegenſtaͤnde
und durch die weite lichte Ausſicht in die
offene Landſchaft.

Ein bloßer Tannenwald iſt zum Luſt-
wandeln, wenn ſeine Lage ihn nicht un-
bequem macht, bequem und nicht ohne
allen Reitz. Man braucht ſich nicht erſt
muͤhſam durch einen ſolchen hindurchzuar-
beiten, und man hoͤrt das angenehme
Rauſchen in den Gipfeln der Tannen bey
nur einigem Winde gar nicht ungern.
Aber bey allem gemaͤchlichen Gehen darin

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0162" n="158"/>
gewa&#x0364;hren &#x017F;olche Geho&#x0364;lze an ku&#x0364;hlern und<lb/>
tru&#x0364;bern Tagen, wo das Lu&#x017F;twandeln in ei-<lb/>
nem dichten Eichenwalde zu melancholi&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;eyn wu&#x0364;rde, oder Abends und Morgens,<lb/>
ein eignes Vergnu&#x0364;gen, durch die reitzende<lb/>
Kleinheit der umgebenden Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde<lb/>
und durch die weite lichte Aus&#x017F;icht in die<lb/>
offene Land&#x017F;chaft.</p><lb/>
        <p>Ein bloßer Tannenwald i&#x017F;t zum Lu&#x017F;t-<lb/>
wandeln, wenn &#x017F;eine Lage ihn nicht un-<lb/>
bequem macht, bequem und nicht ohne<lb/>
allen Reitz. Man braucht &#x017F;ich nicht er&#x017F;t<lb/>
mu&#x0364;h&#x017F;am durch einen &#x017F;olchen hindurchzuar-<lb/>
beiten, und man ho&#x0364;rt das angenehme<lb/>
Rau&#x017F;chen in den Gipfeln der Tannen bey<lb/>
nur einigem Winde gar nicht ungern.<lb/>
Aber bey allem gema&#x0364;chlichen Gehen darin<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0162] gewaͤhren ſolche Gehoͤlze an kuͤhlern und truͤbern Tagen, wo das Luſtwandeln in ei- nem dichten Eichenwalde zu melancholiſch ſeyn wuͤrde, oder Abends und Morgens, ein eignes Vergnuͤgen, durch die reitzende Kleinheit der umgebenden Gegenſtaͤnde und durch die weite lichte Ausſicht in die offene Landſchaft. Ein bloßer Tannenwald iſt zum Luſt- wandeln, wenn ſeine Lage ihn nicht un- bequem macht, bequem und nicht ohne allen Reitz. Man braucht ſich nicht erſt muͤhſam durch einen ſolchen hindurchzuar- beiten, und man hoͤrt das angenehme Rauſchen in den Gipfeln der Tannen bey nur einigem Winde gar nicht ungern. Aber bey allem gemaͤchlichen Gehen darin

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/162
Zitationshilfe: Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/162>, abgerufen am 21.05.2024.