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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802.

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durch ein heiliges Dunkel, so mancher
trüber Tag. --

Nur der Freund der Natur, der auf
seinen Spatziergängen zu den verschiedenen
Zeiten des Tags die Natur unter jeder
Gestalt kennen lernte, erwarb sich eine
vertraute Bekanntschaft mit ihrem tägli-
chen Schauspiel. Er kennt aus eigenem
Anschaun, und beobachtete auf seinen frü-
hen Spatziergängen nicht bloß in einer und
derselben Gegend ihr allmähliges Erwa-
chen, unter dem Konzert der Vögel, im
perlenden Thau. Jhm blieb das Ver-
gnügen nicht unempfunden, zur Zeit der
Dämmerung des Abends im Freyen spa-
tzieren zu gehn, dem erst da recht hörbar
werdenden Geräusch der lebenden Welt

durch ein heiliges Dunkel, ſo mancher
truͤber Tag. —

Nur der Freund der Natur, der auf
ſeinen Spatziergaͤngen zu den verſchiedenen
Zeiten des Tags die Natur unter jeder
Geſtalt kennen lernte, erwarb ſich eine
vertraute Bekanntſchaft mit ihrem taͤgli-
chen Schauſpiel. Er kennt aus eigenem
Anſchaun, und beobachtete auf ſeinen fruͤ-
hen Spatziergaͤngen nicht bloß in einer und
derſelben Gegend ihr allmaͤhliges Erwa-
chen, unter dem Konzert der Voͤgel, im
perlenden Thau. Jhm blieb das Ver-
gnuͤgen nicht unempfunden, zur Zeit der
Daͤmmerung des Abends im Freyen ſpa-
tzieren zu gehn, dem erſt da recht hoͤrbar
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[167/0171] durch ein heiliges Dunkel, ſo mancher truͤber Tag. — Nur der Freund der Natur, der auf ſeinen Spatziergaͤngen zu den verſchiedenen Zeiten des Tags die Natur unter jeder Geſtalt kennen lernte, erwarb ſich eine vertraute Bekanntſchaft mit ihrem taͤgli- chen Schauſpiel. Er kennt aus eigenem Anſchaun, und beobachtete auf ſeinen fruͤ- hen Spatziergaͤngen nicht bloß in einer und derſelben Gegend ihr allmaͤhliges Erwa- chen, unter dem Konzert der Voͤgel, im perlenden Thau. Jhm blieb das Ver- gnuͤgen nicht unempfunden, zur Zeit der Daͤmmerung des Abends im Freyen ſpa- tzieren zu gehn, dem erſt da recht hoͤrbar werdenden Geraͤuſch der lebenden Welt

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Zitationshilfe: Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/171>, abgerufen am 22.05.2024.