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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802.

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auf einer Wiese oder in einem Hain spatzie-
ren gehn? Nur dann, wenn dieß der Fall
wäre, wenn die mannigfaltigen Eindrücke
der Natur und Gesellschaft -- wie auf
offnem Meere, im Anblick einer einförmigen
Wasserwelt, oder wie in dunkler Nacht,
wo man auch nichts mehr davon zu unter-
scheiden vermag -- auf das Gemüth ver-
loren gingen, wäre das Spatzierengehn
die einfachste Sache von der Welt. Da
dieß aber nicht der Fall seyn kann -- man
müßte denn in dumpfem Träumen auf sei-
nen Spatziergängen herumschleichen -- :
so ist der Wunsch sehr natürlich, sich die

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auf einer Wieſe oder in einem Hain ſpatzie-
ren gehn? Nur dann, wenn dieß der Fall
waͤre, wenn die mannigfaltigen Eindruͤcke
der Natur und Geſellſchaft — wie auf
offnem Meere, im Anblick einer einfoͤrmigen
Waſſerwelt, oder wie in dunkler Nacht,
wo man auch nichts mehr davon zu unter-
ſcheiden vermag — auf das Gemuͤth ver-
loren gingen, waͤre das Spatzierengehn
die einfachſte Sache von der Welt. Da
dieß aber nicht der Fall ſeyn kann — man
muͤßte denn in dumpfem Traͤumen auf ſei-
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[19/0023] auf einer Wieſe oder in einem Hain ſpatzie- ren gehn? Nur dann, wenn dieß der Fall waͤre, wenn die mannigfaltigen Eindruͤcke der Natur und Geſellſchaft — wie auf offnem Meere, im Anblick einer einfoͤrmigen Waſſerwelt, oder wie in dunkler Nacht, wo man auch nichts mehr davon zu unter- ſcheiden vermag — auf das Gemuͤth ver- loren gingen, waͤre das Spatzierengehn die einfachſte Sache von der Welt. Da dieß aber nicht der Fall ſeyn kann — man muͤßte denn in dumpfem Traͤumen auf ſei- nen Spatziergaͤngen herumſchleichen — : ſo iſt der Wunſch ſehr natuͤrlich, ſich die B 2

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Zitationshilfe: Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/23>, abgerufen am 30.04.2024.