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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802.

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Mineralien, die ohne Chemie immer nur
eine geistlose Beschäftigung prahlender Rei-
chen bleibt, so wie ohne Anatomie das
Unfruchtbare, und mit Anatomie das
Widrige der Beschäftigung mit dem uns
sonst näheren Thierreich (Zoonomie) *) für
den bloßen Menschen (nicht für den Ge-
lehrten und die Wissenschaft) berührt hat,
geht er zur humanen Betrachtung der
Pflanzen über. "Die Pflanzen", fährt
er fort, "scheinen mit gleicher Verschwen-
dung über die Erde gestreut zu seyn, als
die Sterne über den Himmel, um den
Menschen durch den Reitz des Vergnügens

*) Auch an dem Thierreich läßt sich ein rein
humanes, nicht bloß gelehrtes Jnteresse
denken und nehmen. Es würde in Erfor-
schung ihrer Neigungen und Triebe bestehn.
Nur ist sie ein mühsames Geschäft, er-
fordert Zeit und Aufwand, und die vereinig-
ten Beobachtungen mehrerer Naturforscher
über die Thierwelt. Büffon hat in dieser
Hinsicht vieles Verdienst.

Mineralien, die ohne Chemie immer nur
eine geiſtloſe Beſchaͤftigung prahlender Rei-
chen bleibt, ſo wie ohne Anatomie das
Unfruchtbare, und mit Anatomie das
Widrige der Beſchaͤftigung mit dem uns
ſonſt naͤheren Thierreich (Zoonomie) *) fuͤr
den bloßen Menſchen (nicht fuͤr den Ge-
lehrten und die Wiſſenſchaft) beruͤhrt hat,
geht er zur humanen Betrachtung der
Pflanzen uͤber. „Die Pflanzen“, faͤhrt
er fort, „ſcheinen mit gleicher Verſchwen-
dung uͤber die Erde geſtreut zu ſeyn, als
die Sterne uͤber den Himmel, um den
Menſchen durch den Reitz des Vergnuͤgens

*) Auch an dem Thierreich laͤßt ſich ein rein
humanes, nicht bloß gelehrtes Jntereſſe
denken und nehmen. Es wuͤrde in Erfor-
ſchung ihrer Neigungen und Triebe beſtehn.
Nur iſt ſie ein muͤhſames Geſchaͤft, er-
fordert Zeit und Aufwand, und die vereinig-
ten Beobachtungen mehrerer Naturforſcher
uͤber die Thierwelt. Buͤffon hat in dieſer
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[268/0272] Mineralien, die ohne Chemie immer nur eine geiſtloſe Beſchaͤftigung prahlender Rei- chen bleibt, ſo wie ohne Anatomie das Unfruchtbare, und mit Anatomie das Widrige der Beſchaͤftigung mit dem uns ſonſt naͤheren Thierreich (Zoonomie) *) fuͤr den bloßen Menſchen (nicht fuͤr den Ge- lehrten und die Wiſſenſchaft) beruͤhrt hat, geht er zur humanen Betrachtung der Pflanzen uͤber. „Die Pflanzen“, faͤhrt er fort, „ſcheinen mit gleicher Verſchwen- dung uͤber die Erde geſtreut zu ſeyn, als die Sterne uͤber den Himmel, um den Menſchen durch den Reitz des Vergnuͤgens *) Auch an dem Thierreich laͤßt ſich ein rein humanes, nicht bloß gelehrtes Jntereſſe denken und nehmen. Es wuͤrde in Erfor- ſchung ihrer Neigungen und Triebe beſtehn. Nur iſt ſie ein muͤhſames Geſchaͤft, er- fordert Zeit und Aufwand, und die vereinig- ten Beobachtungen mehrerer Naturforſcher uͤber die Thierwelt. Buͤffon hat in dieſer Hinſicht vieles Verdienſt.

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Zitationshilfe: Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/272>, abgerufen am 24.11.2024.