Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

Erholung des Geistes von angestrengtern
Arbeiten, und erhält zugleich dessen Kräfte
durch eine angenehme und leichte Beschäf-
tigung wach, ohne einen Zustand der un-
terbrochenen geistigen Existenz eintreten zu
lassen.

Auch wird der Geist durch eine solche
Thätigkeit nicht bloß beschäftigt, gereitzt,
oder, wenn der bildliche Ausdruck erlaubt
ist, angenehm gerüttelt: er wird auf eine
wesentlich eigene Art, von wesentlichen
Seiten dadurch gebildet. Freylich erhält
er dadurch nicht seine höchsten Grundsätze,
seine edelsten Ueberzeugungen, seine nur
durch Anstrengung und Mühe zu erwer-
bende intellektuelle und moralische Voll-
kommenheit: aber er tritt dadurch

Erholung des Geiſtes von angeſtrengtern
Arbeiten, und erhaͤlt zugleich deſſen Kraͤfte
durch eine angenehme und leichte Beſchaͤf-
tigung wach, ohne einen Zuſtand der un-
terbrochenen geiſtigen Exiſtenz eintreten zu
laſſen.

Auch wird der Geiſt durch eine ſolche
Thaͤtigkeit nicht bloß beſchaͤftigt, gereitzt,
oder, wenn der bildliche Ausdruck erlaubt
iſt, angenehm geruͤttelt: er wird auf eine
weſentlich eigene Art, von weſentlichen
Seiten dadurch gebildet. Freylich erhaͤlt
er dadurch nicht ſeine hoͤchſten Grundſaͤtze,
ſeine edelſten Ueberzeugungen, ſeine nur
durch Anſtrengung und Muͤhe zu erwer-
bende intellektuelle und moraliſche Voll-
kommenheit: aber er tritt dadurch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0048" n="44"/>
Erholung des Gei&#x017F;tes von ange&#x017F;trengtern<lb/>
Arbeiten, und erha&#x0364;lt zugleich de&#x017F;&#x017F;en Kra&#x0364;fte<lb/>
durch eine angenehme und leichte Be&#x017F;cha&#x0364;f-<lb/>
tigung wach, ohne einen Zu&#x017F;tand der un-<lb/>
terbrochenen gei&#x017F;tigen Exi&#x017F;tenz eintreten zu<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Auch wird der Gei&#x017F;t durch eine &#x017F;olche<lb/>
Tha&#x0364;tigkeit nicht bloß be&#x017F;cha&#x0364;ftigt, gereitzt,<lb/>
oder, wenn der bildliche Ausdruck erlaubt<lb/>
i&#x017F;t, angenehm geru&#x0364;ttelt: er wird auf eine<lb/>
we&#x017F;entlich eigene Art, von we&#x017F;entlichen<lb/>
Seiten dadurch gebildet. Freylich erha&#x0364;lt<lb/>
er dadurch nicht &#x017F;eine ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grund&#x017F;a&#x0364;tze,<lb/>
&#x017F;eine edel&#x017F;ten Ueberzeugungen, &#x017F;eine nur<lb/>
durch An&#x017F;trengung und Mu&#x0364;he zu erwer-<lb/>
bende intellektuelle und morali&#x017F;che Voll-<lb/>
kommenheit: aber <hi rendition="#g">er tritt dadurch<lb/></hi></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0048] Erholung des Geiſtes von angeſtrengtern Arbeiten, und erhaͤlt zugleich deſſen Kraͤfte durch eine angenehme und leichte Beſchaͤf- tigung wach, ohne einen Zuſtand der un- terbrochenen geiſtigen Exiſtenz eintreten zu laſſen. Auch wird der Geiſt durch eine ſolche Thaͤtigkeit nicht bloß beſchaͤftigt, gereitzt, oder, wenn der bildliche Ausdruck erlaubt iſt, angenehm geruͤttelt: er wird auf eine weſentlich eigene Art, von weſentlichen Seiten dadurch gebildet. Freylich erhaͤlt er dadurch nicht ſeine hoͤchſten Grundſaͤtze, ſeine edelſten Ueberzeugungen, ſeine nur durch Anſtrengung und Muͤhe zu erwer- bende intellektuelle und moraliſche Voll- kommenheit: aber er tritt dadurch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/48
Zitationshilfe: Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/48>, abgerufen am 30.04.2024.