Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859.sie sich selbst als Potenz -- als besondere Einheit -- zum Symbol nimmt, Dieß vorausgesetzt folgt nothwendig, daß das Absolute als Princip §. 71. (Lehnsatz.) Die Idee, inwiefern sie die reale Der Beweis dieses Satzes wird in der allgemeinen Philosophie §. 72. Der Kunst also, inwiefern sie die Form der Zusatz 1. Die Kunst ist in dieser Beziehung = allgemein-bil- Schelling, sämmtl. Werke. 1. Abth. V. 31
ſie ſich ſelbſt als Potenz — als beſondere Einheit — zum Symbol nimmt, Dieß vorausgeſetzt folgt nothwendig, daß das Abſolute als Princip §. 71. (Lehnſatz.) Die Idee, inwiefern ſie die reale Der Beweis dieſes Satzes wird in der allgemeinen Philoſophie §. 72. Der Kunſt alſo, inwiefern ſie die Form der Zuſatz 1. Die Kunſt iſt in dieſer Beziehung = allgemein-bil- Schelling, ſämmtl. Werke. 1. Abth. V. 31
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0157" n="481"/> ſie ſich ſelbſt als Potenz — als beſondere Einheit — zum Symbol nimmt,<lb/> iſt ſie Materie. Alles Erſcheinende überhaupt iſt ein Gemiſchtes aus<lb/> dem Weſen und aus der Potenz (oder der Beſonderheit); das Weſen<lb/> aller Beſonderheit <hi rendition="#g">iſt</hi> im Abſoluten, dieſes Weſen aber erſcheint durch<lb/> das Beſondere.</p><lb/> <p>Dieß vorausgeſetzt folgt nothwendig, daß das Abſolute als Princip<lb/> der Kunſt in der Sphäre der Erſcheinung oder Differenz nur dadurch<lb/> objektiv wird, daß ihm <hi rendition="#g">entweder</hi> die reale <hi rendition="#g">oder</hi> die ideale Einheit<lb/> zum Symbol wird, alſo überhaupt dadurch, daß es in getrennten Er-<lb/> ſcheinungen offenbar wird, und dort ſich durch Erſcheinen einer relativ-<lb/> realen, hier durch Erſcheinen einer relativ-idealen Welt ſymboliſirt.</p><lb/> <p>§. 71. <hi rendition="#g">(Lehnſatz.) Die Idee, inwiefern ſie die reale<lb/> Einheit als beſondere Einheit zum Symbol hat, iſt Materie</hi>.</p><lb/> <p>Der Beweis dieſes Satzes wird in der allgemeinen Philoſophie<lb/> geführt. Die erſcheinende Materie iſt die Idee, aber von der Seite<lb/> der bloßen Einbildung des Unendlichen in das Endliche, und ſo daß<lb/> dieſe Einbildung ſelbſt nur relativ, nicht abſolut iſt. Die erſcheinende<lb/> Materie iſt nicht das An-ſich, ſie iſt nur Form, Symbol, aber ſie<lb/><hi rendition="#g">iſt — nur <hi rendition="#b">als</hi> Form, <hi rendition="#b">als</hi></hi> relative Differenz — wieder daſſelbe mit<lb/> dem, wovon ſie das Symbol iſt, und welches die Idee als abſolute<lb/> Einbildung des Unendlichen in das Endliche ſelbſt iſt.</p><lb/> <p>§. 72. <hi rendition="#g">Der Kunſt alſo, inwiefern ſie die Form der<lb/> Einbildung des Unendlichen ins Endliche als beſondere<lb/> Form wieder aufnimmt, wird die Materie zum Leib oder<lb/> zum Symbol</hi>. — Folgt unmittelbar.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Zuſatz</hi> 1. Die Kunſt iſt in dieſer Beziehung = allgemein-bil-<lb/> dender oder plaſtiſcher Kunſt. — Gewöhnlich wird bildende Kunſt in der<lb/> engeren Bedeutung gebraucht, nämlich von der bildenden Kunſt, wo ſie<lb/> ſich ſelbſt durch körperliche Gegenſtände ausdrückt. Allein es iſt mit<lb/> der Beſtimmung als bildender Kunſt nicht ausgeſchloſſen, daß nicht<lb/> innerhalb dieſer allgemeinen Einheit alle Potenzen wiederkehren, die in<lb/> der Materie begriffen ſind, und eben auf dieſem Wiederkehren beruht<lb/> der Unterſchied der einzelnen bildenden Künſte.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Schelling</hi>, ſämmtl. Werke. 1. Abth. <hi rendition="#aq">V.</hi> 31</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [481/0157]
ſie ſich ſelbſt als Potenz — als beſondere Einheit — zum Symbol nimmt,
iſt ſie Materie. Alles Erſcheinende überhaupt iſt ein Gemiſchtes aus
dem Weſen und aus der Potenz (oder der Beſonderheit); das Weſen
aller Beſonderheit iſt im Abſoluten, dieſes Weſen aber erſcheint durch
das Beſondere.
Dieß vorausgeſetzt folgt nothwendig, daß das Abſolute als Princip
der Kunſt in der Sphäre der Erſcheinung oder Differenz nur dadurch
objektiv wird, daß ihm entweder die reale oder die ideale Einheit
zum Symbol wird, alſo überhaupt dadurch, daß es in getrennten Er-
ſcheinungen offenbar wird, und dort ſich durch Erſcheinen einer relativ-
realen, hier durch Erſcheinen einer relativ-idealen Welt ſymboliſirt.
§. 71. (Lehnſatz.) Die Idee, inwiefern ſie die reale
Einheit als beſondere Einheit zum Symbol hat, iſt Materie.
Der Beweis dieſes Satzes wird in der allgemeinen Philoſophie
geführt. Die erſcheinende Materie iſt die Idee, aber von der Seite
der bloßen Einbildung des Unendlichen in das Endliche, und ſo daß
dieſe Einbildung ſelbſt nur relativ, nicht abſolut iſt. Die erſcheinende
Materie iſt nicht das An-ſich, ſie iſt nur Form, Symbol, aber ſie
iſt — nur als Form, als relative Differenz — wieder daſſelbe mit
dem, wovon ſie das Symbol iſt, und welches die Idee als abſolute
Einbildung des Unendlichen in das Endliche ſelbſt iſt.
§. 72. Der Kunſt alſo, inwiefern ſie die Form der
Einbildung des Unendlichen ins Endliche als beſondere
Form wieder aufnimmt, wird die Materie zum Leib oder
zum Symbol. — Folgt unmittelbar.
Zuſatz 1. Die Kunſt iſt in dieſer Beziehung = allgemein-bil-
dender oder plaſtiſcher Kunſt. — Gewöhnlich wird bildende Kunſt in der
engeren Bedeutung gebraucht, nämlich von der bildenden Kunſt, wo ſie
ſich ſelbſt durch körperliche Gegenſtände ausdrückt. Allein es iſt mit
der Beſtimmung als bildender Kunſt nicht ausgeſchloſſen, daß nicht
innerhalb dieſer allgemeinen Einheit alle Potenzen wiederkehren, die in
der Materie begriffen ſind, und eben auf dieſem Wiederkehren beruht
der Unterſchied der einzelnen bildenden Künſte.
Schelling, ſämmtl. Werke. 1. Abth. V. 31
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