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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859.

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verschiedenen Feldern ganz im Kleinen die Bezwingung der Centauren
durch die Minerva vorgestellt. Das Basrelief macht also auch in dieser
Eigenschaft einen beständigen Anspruch an die Besonnenheit des Beschauers
und den höheren Kunstsinn, der keine grobe Täuschung verlangt.

c) Es ist schon in dem früher Gesagten angedeutet worden, daß
das Basrelief keine Rücksicht auf Linienperspektive nimmt. Es geht
nie auf Täuschung aus auch nur wie die Malerei. Es zeigt sich auch
darin als ganz freie, ideale Kunst, daß es von dem Beschauer fordert
die einzelne Figur sich gegenüber zu denken und von ihrer Mitte aus
zu beurtheilen. Sollen Figuren wirklich in verschiedener Entfernung
vorgestellt werden, so wird nur der Plan etwas erhöht und die Figuren
um sehr weniges verkleinert und flacher gehalten, welches die durch die
Entfernung verminderte Schattirung ausdrückt.

d) Der Grund, welchen das Basrelief mit der Malerei gemein
hat, erfordert in ihm weit weniger Sorgfalt der Ausführung als in
dieser. Gewöhnlich ist er nur angedeutet, nie perspektivisch ausgeführt.

§. 121. Das Basrelief hat eine nothwendige Tendenz
sich mit andern Kunstformen und vorzüglich der Architek-
tur zu verbinden
. -- Denn da es die ganz ideale Form ist, strebt
es sich nothwendig mit der realen Form zu integriren, welche die
Architektur ist, sowie diese selbst hinwiederum das Bestreben hat sich
so viel möglich ideal zu machen.

Anmerkung. Nicht nur die größeren und kolossalen Werke der
Baukunst verschönert das Basrelief, sondern auch die geringeren, die
Sarkophagen, Urnen, Becher u. s. w. Das älteste Beispiel ist der
Schild des Achilles bei Homer. Die Architektur integrirt sich viel
unmittelbarer mit dem Basrelief als mit der Malerei, welches eine
viel stärkere metabasis eis allo genos ist. Das Basrelief ist der
Architektur darum mehr verwandt, weil es zu seiner Natur gehört
einen gleichförmigen Hintergrund zu haben, welchen die Malerei nur
freiwillig annimmt, um sich mit der Architektur zu verbinden.

Zusatz. Eine Art des Basrelief sind auch die Münzen und
die geschnittenen Steine, theils die tiefgeschnittenen theils die

verſchiedenen Feldern ganz im Kleinen die Bezwingung der Centauren
durch die Minerva vorgeſtellt. Das Basrelief macht alſo auch in dieſer
Eigenſchaft einen beſtändigen Anſpruch an die Beſonnenheit des Beſchauers
und den höheren Kunſtſinn, der keine grobe Täuſchung verlangt.

c) Es iſt ſchon in dem früher Geſagten angedeutet worden, daß
das Basrelief keine Rückſicht auf Linienperſpektive nimmt. Es geht
nie auf Täuſchung aus auch nur wie die Malerei. Es zeigt ſich auch
darin als ganz freie, ideale Kunſt, daß es von dem Beſchauer fordert
die einzelne Figur ſich gegenüber zu denken und von ihrer Mitte aus
zu beurtheilen. Sollen Figuren wirklich in verſchiedener Entfernung
vorgeſtellt werden, ſo wird nur der Plan etwas erhöht und die Figuren
um ſehr weniges verkleinert und flacher gehalten, welches die durch die
Entfernung verminderte Schattirung ausdrückt.

d) Der Grund, welchen das Basrelief mit der Malerei gemein
hat, erfordert in ihm weit weniger Sorgfalt der Ausführung als in
dieſer. Gewöhnlich iſt er nur angedeutet, nie perſpektiviſch ausgeführt.

§. 121. Das Basrelief hat eine nothwendige Tendenz
ſich mit andern Kunſtformen und vorzüglich der Architek-
tur zu verbinden
. — Denn da es die ganz ideale Form iſt, ſtrebt
es ſich nothwendig mit der realen Form zu integriren, welche die
Architektur iſt, ſowie dieſe ſelbſt hinwiederum das Beſtreben hat ſich
ſo viel möglich ideal zu machen.

Anmerkung. Nicht nur die größeren und koloſſalen Werke der
Baukunſt verſchönert das Basrelief, ſondern auch die geringeren, die
Sarkophagen, Urnen, Becher u. ſ. w. Das älteſte Beiſpiel iſt der
Schild des Achilles bei Homer. Die Architektur integrirt ſich viel
unmittelbarer mit dem Basrelief als mit der Malerei, welches eine
viel ſtärkere μετάβασις εἰς ἄλλο γένος iſt. Das Basrelief iſt der
Architektur darum mehr verwandt, weil es zu ſeiner Natur gehört
einen gleichförmigen Hintergrund zu haben, welchen die Malerei nur
freiwillig annimmt, um ſich mit der Architektur zu verbinden.

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[601/0277] verſchiedenen Feldern ganz im Kleinen die Bezwingung der Centauren durch die Minerva vorgeſtellt. Das Basrelief macht alſo auch in dieſer Eigenſchaft einen beſtändigen Anſpruch an die Beſonnenheit des Beſchauers und den höheren Kunſtſinn, der keine grobe Täuſchung verlangt. c) Es iſt ſchon in dem früher Geſagten angedeutet worden, daß das Basrelief keine Rückſicht auf Linienperſpektive nimmt. Es geht nie auf Täuſchung aus auch nur wie die Malerei. Es zeigt ſich auch darin als ganz freie, ideale Kunſt, daß es von dem Beſchauer fordert die einzelne Figur ſich gegenüber zu denken und von ihrer Mitte aus zu beurtheilen. Sollen Figuren wirklich in verſchiedener Entfernung vorgeſtellt werden, ſo wird nur der Plan etwas erhöht und die Figuren um ſehr weniges verkleinert und flacher gehalten, welches die durch die Entfernung verminderte Schattirung ausdrückt. d) Der Grund, welchen das Basrelief mit der Malerei gemein hat, erfordert in ihm weit weniger Sorgfalt der Ausführung als in dieſer. Gewöhnlich iſt er nur angedeutet, nie perſpektiviſch ausgeführt. §. 121. Das Basrelief hat eine nothwendige Tendenz ſich mit andern Kunſtformen und vorzüglich der Architek- tur zu verbinden. — Denn da es die ganz ideale Form iſt, ſtrebt es ſich nothwendig mit der realen Form zu integriren, welche die Architektur iſt, ſowie dieſe ſelbſt hinwiederum das Beſtreben hat ſich ſo viel möglich ideal zu machen. Anmerkung. Nicht nur die größeren und koloſſalen Werke der Baukunſt verſchönert das Basrelief, ſondern auch die geringeren, die Sarkophagen, Urnen, Becher u. ſ. w. Das älteſte Beiſpiel iſt der Schild des Achilles bei Homer. Die Architektur integrirt ſich viel unmittelbarer mit dem Basrelief als mit der Malerei, welches eine viel ſtärkere μετάβασις εἰς ἄλλο γένος iſt. Das Basrelief iſt der Architektur darum mehr verwandt, weil es zu ſeiner Natur gehört einen gleichförmigen Hintergrund zu haben, welchen die Malerei nur freiwillig annimmt, um ſich mit der Architektur zu verbinden. Zuſatz. Eine Art des Basrelief ſind auch die Münzen und die geſchnittenen Steine, theils die tiefgeſchnittenen theils die

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/277>, abgerufen am 22.11.2024.