Bedingungen und in ihrer ursprünglichsten Form ausspricht. Aber eben diese herauszu¬ heben und in jeder Erscheinung das Handeln der Natur rein darzustellen, ist auch die Sache des Experiments: beyde stehen also auf gleicher Stufe. Man sieht daher nicht ein, wie das experimentirende Naturforschen sich über die Theorie auf irgend eine Weise erheben könne, da es einzig diese ist, von der jenes geleitet wird, ohne deren Eingebung es auch nicht einmal die Fragen (wie man es nennt) an die Natur thun könnte, von deren Sinnigkeit die Klarheit der Antworten abhängt, welche sie ertheilt. Beyde haben das gemein, daß ihr Ausgangspunct immer der bestimmte Gegen¬ stand, nicht ein allgemeines und absolutes Wis¬ sen ist. Beyde, wenn sie ihrem Begriff treu bleiben, unterscheiden sich von dem falschen Theoretisiren, welches auf Erklärung der Na¬ turerscheinungen geht und zu diesem Behuf die Ursachen erdichtet: denn beyde beschränken sich auf das bloße Aussprechen oder Darstellen der Erscheinungen selbst, und sind hierinn der Con¬
Bedingungen und in ihrer urſpruͤnglichſten Form ausſpricht. Aber eben dieſe herauszu¬ heben und in jeder Erſcheinung das Handeln der Natur rein darzuſtellen, iſt auch die Sache des Experiments: beyde ſtehen alſo auf gleicher Stufe. Man ſieht daher nicht ein, wie das experimentirende Naturforſchen ſich uͤber die Theorie auf irgend eine Weiſe erheben koͤnne, da es einzig dieſe iſt, von der jenes geleitet wird, ohne deren Eingebung es auch nicht einmal die Fragen (wie man es nennt) an die Natur thun koͤnnte, von deren Sinnigkeit die Klarheit der Antworten abhaͤngt, welche ſie ertheilt. Beyde haben das gemein, daß ihr Ausgangspunct immer der beſtimmte Gegen¬ ſtand, nicht ein allgemeines und abſolutes Wiſ¬ ſen iſt. Beyde, wenn ſie ihrem Begriff treu bleiben, unterſcheiden ſich von dem falſchen Theoretiſiren, welches auf Erklaͤrung der Na¬ turerſcheinungen geht und zu dieſem Behuf die Urſachen erdichtet: denn beyde beſchraͤnken ſich auf das bloße Ausſprechen oder Darſtellen der Erſcheinungen ſelbſt, und ſind hierinn der Con¬
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Bedingungen und in ihrer urſpruͤnglichſten
Form ausſpricht. Aber eben dieſe herauszu¬
heben und in jeder Erſcheinung das Handeln
der Natur rein darzuſtellen, iſt auch die Sache
des Experiments: beyde ſtehen alſo auf gleicher
Stufe. Man ſieht daher nicht ein, wie das
experimentirende Naturforſchen ſich uͤber die
Theorie auf irgend eine Weiſe erheben koͤnne,
da es einzig dieſe iſt, von der jenes geleitet
wird, ohne deren Eingebung es auch nicht
einmal die Fragen (wie man es nennt) an die
Natur thun koͤnnte, von deren Sinnigkeit die
Klarheit der Antworten abhaͤngt, welche ſie
ertheilt. Beyde haben das gemein, daß ihr
Ausgangspunct immer der beſtimmte Gegen¬
ſtand, nicht ein allgemeines und abſolutes Wiſ¬
ſen iſt. Beyde, wenn ſie ihrem Begriff treu
bleiben, unterſcheiden ſich von dem falſchen
Theoretiſiren, welches auf Erklaͤrung der Na¬
turerſcheinungen geht und zu dieſem Behuf die
Urſachen erdichtet: denn beyde beſchraͤnken ſich
auf das bloße Ausſprechen oder Darſtellen der
Erſcheinungen ſelbſt, und ſind hierinn der Con¬
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/259>, abgerufen am 24.11.2024.
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