Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_158.001 Eine eindringende Analyse muß auf diese Widersprüche psc_158.014 psc_158.022 4. Anhaltendes Arbeiten. psc_158.023 Das Wünschenswertheste, um die Einheit des Werks zu psc_158.024 psc_158.001 Eine eindringende Analyse muß auf diese Widersprüche psc_158.014 psc_158.022 4. Anhaltendes Arbeiten. psc_158.023 Das Wünschenswertheste, um die Einheit des Werks zu psc_158.024 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0174" n="158"/><lb n="psc_158.001"/> zwischen Wallenstein und der Gräfin Terzky <lb n="psc_158.002"/> verschiedene Voraussetzungen. So begegnen öfters Widersprüche <lb n="psc_158.003"/> bei Shakespeare: vielleicht hat er nach einer Aufführung Zusätze <lb n="psc_158.004"/> gemacht. Der Autor hat die Arbeit aufgenommen <lb n="psc_158.005"/> und sich der Voraussetzungen nicht mehr genau erinnert; <lb n="psc_158.006"/> oder er hat hineingearbeitet, und das Neue paßt nicht zum <lb n="psc_158.007"/> Alten. Sehr unwahrscheinlich, aber doch möglich ist, daß <lb n="psc_158.008"/> ein Dichter absichtlicher Effecte willen Widersprüche stehen <lb n="psc_158.009"/> läßt oder hereinbringt; z. B. eine Botschaft wird überbracht, <lb n="psc_158.010"/> die zu den Annahmen nicht vollständig stimmt, weil sich der <lb n="psc_158.011"/> Autor sagt, daß ein betheiligter Zuschauer von der tragisch <lb n="psc_158.012"/> erregten Phantasie zu Übertreibungen hingerissen wird.</p> <lb n="psc_158.013"/> <p> Eine eindringende Analyse muß auf diese Widersprüche <lb n="psc_158.014"/> achten, nicht nur damit dadurch ein Einblick in die Entstehung <lb n="psc_158.015"/> des Werkes eröffnet werden kann, sondern auch aus <lb n="psc_158.016"/> ästhetischen Gründen. Denn die Forderung der Einheit und <lb n="psc_158.017"/> Widerspruchslosigkeit ist zu erheben und festzuhalten — wenn <lb n="psc_158.018"/> sie nicht erfüllt wird, ist daraus ein wohlberechtigter Tadel <lb n="psc_158.019"/> abzuleiten. Wo Widersprüche und Abweichungen des Stils <lb n="psc_158.020"/> hinzukommen, ist dieser Tadel nicht einheitlichen Stils auch <lb n="psc_158.021"/> gegen Goethes „Faust“ zu erheben.</p> </div> <div n="3"> <lb n="psc_158.022"/> <head> <hi rendition="#c">4. <hi rendition="#g">Anhaltendes Arbeiten.</hi></hi> </head> <lb n="psc_158.023"/> <p> Das Wünschenswertheste, um die Einheit des Werks zu <lb n="psc_158.024"/> erzielen, ist anhaltendes Arbeiten, die völlige Concentration, <lb n="psc_158.025"/> welche dem Werke bleibt von der ersten Conception bis zur <lb n="psc_158.026"/> Vollendung. Freilich auch kurze Unterbrechung kann ihren <lb n="psc_158.027"/> Vortheil haben: Schwierigkeiten werden leicht, Dunkelheiten </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [158/0174]
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zwischen Wallenstein und der Gräfin Terzky psc_158.002
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bei Shakespeare: vielleicht hat er nach einer Aufführung Zusätze psc_158.004
gemacht. Der Autor hat die Arbeit aufgenommen psc_158.005
und sich der Voraussetzungen nicht mehr genau erinnert; psc_158.006
oder er hat hineingearbeitet, und das Neue paßt nicht zum psc_158.007
Alten. Sehr unwahrscheinlich, aber doch möglich ist, daß psc_158.008
ein Dichter absichtlicher Effecte willen Widersprüche stehen psc_158.009
läßt oder hereinbringt; z. B. eine Botschaft wird überbracht, psc_158.010
die zu den Annahmen nicht vollständig stimmt, weil sich der psc_158.011
Autor sagt, daß ein betheiligter Zuschauer von der tragisch psc_158.012
erregten Phantasie zu Übertreibungen hingerissen wird.
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Eine eindringende Analyse muß auf diese Widersprüche psc_158.014
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des Werkes eröffnet werden kann, sondern auch aus psc_158.016
ästhetischen Gründen. Denn die Forderung der Einheit und psc_158.017
Widerspruchslosigkeit ist zu erheben und festzuhalten — wenn psc_158.018
sie nicht erfüllt wird, ist daraus ein wohlberechtigter Tadel psc_158.019
abzuleiten. Wo Widersprüche und Abweichungen des Stils psc_158.020
hinzukommen, ist dieser Tadel nicht einheitlichen Stils auch psc_158.021
gegen Goethes „Faust“ zu erheben.
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4. Anhaltendes Arbeiten. psc_158.023
Das Wünschenswertheste, um die Einheit des Werks zu psc_158.024
erzielen, ist anhaltendes Arbeiten, die völlige Concentration, psc_158.025
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Vollendung. Freilich auch kurze Unterbrechung kann ihren psc_158.027
Vortheil haben: Schwierigkeiten werden leicht, Dunkelheiten
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