Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.diser allgemeinen und grossen Welt-Tragedj behalten/ aber mit allerhand peren.
diſer allgemeinen und groſſen Welt-Tragedj behalten/ aber mit allerhand peren.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0119" n="(92)[92]"/> diſer allgemeinen und groſſen Welt-Tragedj behalten/ aber mit allerhand<lb/> zugeſezten Fablen ſo vermiſchet/ daß man auß ihren hinderlaſſenen Schrif-<lb/> ten ſich wenig kan erholen. Der einige Geheim-Schreiber Gottes Moſes<lb/> giebet uns einen zwar kurzen/ aber eigentlichen Bericht/ wie es her-<lb/> gegangen/ und muͤſſenſich deſſen in Beſchreibung diſer Geſchicht zu<lb/> ihrem Fundament bedienen alle andere <hi rendition="#aq">Hiſtorici.</hi> Wir ſind dißmalen<lb/> begriffen in aufſuchung aller derjenigen Mittlen/ welche uns die Natur an<lb/> die hand gibt/ und darmit zu dem Traurſpiel des Suͤndfluſſes den geraden<lb/> Weg fuͤhret. <hi rendition="#aq">Joh. Craig,</hi> ein ſubtil gelehrter Engellaͤnder/ wil in einem<lb/> Tractaͤtlein genant/ <hi rendition="#aq">Theologiæ Chriſtianæ Principia Mathematica,</hi> be-<lb/> haubten/ daß alle auch wahrhafteſte/ und in Goͤttlichen Schriften ſelbs auf-<lb/> gezeichnete Geſchichten ihren gewiſſen Zeitlauf haben/ indeme ſie geglaubt/<lb/> und endlich vor Maͤhrlein angeſehen werden/ und rechnet auß/ daß nach 3150<lb/> ſint der zukunft Chriſti ins Fleiſch verfloſſenen/ und annoch abzulauffenden/<lb/> Jahren die Hiſtori unſers Erloͤſers nicht mehr werde geglaubt werden/ und<lb/> nach der Prophecey Chriſti ſelbs/ <hi rendition="#aq">Luc. XVIII.</hi> 8. das Ende der Welt<lb/> kommen. Es ſcheinet diſere ſeltſame Meinung umzuſtoſſen unſere vorha-<lb/> bende Materi des Suͤndfluſſes. Zu der zeit/ da die wahrſcheinlichkeit diſer Ge-<lb/> ſchicht ſolte je mehr und mehr abnemmen/ und bald ſich in eine Fabel ver-<lb/> wandlen/ ſuchet man die uͤberbleibfelen der Suͤndflut/ die man ſo vil 1000.<lb/> Jahr nichts geachtet/ mit ſonderem Eifer und Fleiß auf/ und findet ſie wirk-<lb/> lich zu uͤberzeugung aller deren/ welche ſie bis dahin angeſehen vor neue Ge-<lb/> burten der Natur/ ja zu beſchaͤm̃ung aller Schrift- und Gottes-laugneren.<lb/> Oder/ wo iſt je ein zeit/ da man bald in allen Laͤnderen Europ<hi rendition="#aq">æ/</hi> ja auch uͤb-<lb/> rigen Welttheilen/ mit ſolcher muͤhe und ſorgfalt diſere Materi unterſuchet/<lb/> und darvon geſchriben/ als jezund geſchihet? Wir haben hohe urſach/ die<lb/> Guͤte Gottes zu preiſen/ daß nach dero allweiſen leitung zu diſen unſeren zei-<lb/> ten man durchlauffet Berge und Thaͤler/ und auß den Leim-Stein- und Erz-<lb/> Gruben taͤglich ſolche ſachen hervor gebracht werden/ welche uns vormahlen<lb/> die eigentliche Beſchaffenheit des Suͤndfluſſes. Gleichwol iſt auch diß zu-<lb/> bekennen/ daß diſere wiſſenſchaft noch nicht den hoͤchſten grad ihrer follkom-<lb/> men heit erꝛeichet hat/ und nicht ſo bald erꝛeichen wird/ wo nicht groſſe Mo-<lb/> narchen/ und Staͤnde das Geſchaͤft befoͤrderen werden: Man findet vil ſa-<lb/> chen/ von welchen man ganz gewuͤß ſagen kan/ das ſie gehoͤren zu der/ oder<lb/> diſer Claß lebender Thieren/ oder Gewaͤchſen: Aber auch vil/ von denen<lb/> wir nichts gewiſſes melden koͤnnen/ auß mangel genugſamer wiſſenſchaft von<lb/> denen natuͤrlichen/ in Waſſeren/ oder auf der Erden ſich aufhaltenden Coͤr-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">peren.</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [(92)[92]/0119]
diſer allgemeinen und groſſen Welt-Tragedj behalten/ aber mit allerhand
zugeſezten Fablen ſo vermiſchet/ daß man auß ihren hinderlaſſenen Schrif-
ten ſich wenig kan erholen. Der einige Geheim-Schreiber Gottes Moſes
giebet uns einen zwar kurzen/ aber eigentlichen Bericht/ wie es her-
gegangen/ und muͤſſenſich deſſen in Beſchreibung diſer Geſchicht zu
ihrem Fundament bedienen alle andere Hiſtorici. Wir ſind dißmalen
begriffen in aufſuchung aller derjenigen Mittlen/ welche uns die Natur an
die hand gibt/ und darmit zu dem Traurſpiel des Suͤndfluſſes den geraden
Weg fuͤhret. Joh. Craig, ein ſubtil gelehrter Engellaͤnder/ wil in einem
Tractaͤtlein genant/ Theologiæ Chriſtianæ Principia Mathematica, be-
haubten/ daß alle auch wahrhafteſte/ und in Goͤttlichen Schriften ſelbs auf-
gezeichnete Geſchichten ihren gewiſſen Zeitlauf haben/ indeme ſie geglaubt/
und endlich vor Maͤhrlein angeſehen werden/ und rechnet auß/ daß nach 3150
ſint der zukunft Chriſti ins Fleiſch verfloſſenen/ und annoch abzulauffenden/
Jahren die Hiſtori unſers Erloͤſers nicht mehr werde geglaubt werden/ und
nach der Prophecey Chriſti ſelbs/ Luc. XVIII. 8. das Ende der Welt
kommen. Es ſcheinet diſere ſeltſame Meinung umzuſtoſſen unſere vorha-
bende Materi des Suͤndfluſſes. Zu der zeit/ da die wahrſcheinlichkeit diſer Ge-
ſchicht ſolte je mehr und mehr abnemmen/ und bald ſich in eine Fabel ver-
wandlen/ ſuchet man die uͤberbleibfelen der Suͤndflut/ die man ſo vil 1000.
Jahr nichts geachtet/ mit ſonderem Eifer und Fleiß auf/ und findet ſie wirk-
lich zu uͤberzeugung aller deren/ welche ſie bis dahin angeſehen vor neue Ge-
burten der Natur/ ja zu beſchaͤm̃ung aller Schrift- und Gottes-laugneren.
Oder/ wo iſt je ein zeit/ da man bald in allen Laͤnderen Europæ/ ja auch uͤb-
rigen Welttheilen/ mit ſolcher muͤhe und ſorgfalt diſere Materi unterſuchet/
und darvon geſchriben/ als jezund geſchihet? Wir haben hohe urſach/ die
Guͤte Gottes zu preiſen/ daß nach dero allweiſen leitung zu diſen unſeren zei-
ten man durchlauffet Berge und Thaͤler/ und auß den Leim-Stein- und Erz-
Gruben taͤglich ſolche ſachen hervor gebracht werden/ welche uns vormahlen
die eigentliche Beſchaffenheit des Suͤndfluſſes. Gleichwol iſt auch diß zu-
bekennen/ daß diſere wiſſenſchaft noch nicht den hoͤchſten grad ihrer follkom-
men heit erꝛeichet hat/ und nicht ſo bald erꝛeichen wird/ wo nicht groſſe Mo-
narchen/ und Staͤnde das Geſchaͤft befoͤrderen werden: Man findet vil ſa-
chen/ von welchen man ganz gewuͤß ſagen kan/ das ſie gehoͤren zu der/ oder
diſer Claß lebender Thieren/ oder Gewaͤchſen: Aber auch vil/ von denen
wir nichts gewiſſes melden koͤnnen/ auß mangel genugſamer wiſſenſchaft von
denen natuͤrlichen/ in Waſſeren/ oder auf der Erden ſich aufhaltenden Coͤr-
peren.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |