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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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N. 41.)



Seltsamer Naturgeschichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.


Von zweyen ganz gleichen Schwefel Brünnen/ ob
Ruschlikon am Zürichsee/ und am Wallenberg.

AN dem Fuß des Wallenbergs/ welcher an der Mittägigen seite des
Wallenstatter Sees aufsteiget/ entspringet ein Wasser/ welches ei-
nen Schwefelgeruch hat/ und enthaltet vil zäche Bergwächsische Thei-
le/ welche gleich einem Fröschleich sich in zimlich grosse Stücker/ oder fetzen/
samlen/ und theils obenauf schwimmen/ theils an der seiten ankleben. Dises
Wasser habe A. 1703. im vorbey reisen probiert/ und von allerhand einge-
schütteten Chymischen Geisteren/ und truckenen Saltzen/ keine sonderliche än-
derung gespürt/ als allein/ daß es von dem Weinstein Salz Milchweiß wor-
den/ und von dem in Wasser aufgelößten sublimat ein vilfärbiges Häut-
lein obenauf schwimmend bekommen. Jn der Bergwächsisch zächen Ma-
teri haltet sich auf ein Zinoberrothes kleines Würmlein. Ganz gleichen Ge-
ruchs und Natur ist eine Brunnquell/ die auch wir in unserem Zürichge-
bieth
haben/ ob Rüschlickon/ und Kilchberg/ zweyen Dörfferen am Zü-
rich-See. Zu unsers hochberühmten Conradi Gessneri zeiten hat es das
Nydelbad geheissen/ und ist/ wiewol vorhin es in abgang kommen seyn sol/
zu selbiger zeit von benachbarten Bauren vor die Raud/ Fieber/ und andere
Krankheiten gebraucht worden. Er/ Hr. Geßner/ selbs hat angemerket/ daß
dises Wasser/ wo es hinfliesse/ eine röthe hintersich lasse/ aber nicht vil auf
dessen Schwefel gehalten/ weilen bald alle in Morastigen Orten sich befinden-
den Wasser einen stinkend schwefelichten Geruch von sich geben. Jkr. Erh.
Escher in Beschreibung des Zürich-See. p. 252. meldet/ daß die disem
Brunnen nahe gelegene Wiesen und Güter daher auch den Nahmen zum
Schwefelbrunnen behalten. Es ist zwar anjezo diß Wasser in fölligem

abgang/
N. 41.)



Seltſamer Naturgeſchichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.


Von zweyen ganz gleichen Schwefel Bruͤnnen/ ob
Ruſchlikon am Zuͤrichſee/ und am Wallenberg.

AN dem Fuß des Wallenbergs/ welcher an der Mittaͤgigen ſeite des
Wallenſtatter Sees aufſteiget/ entſpringet ein Waſſer/ welches ei-
nen Schwefelgeruch hat/ und enthaltet vil zaͤche Bergwaͤchſiſche Thei-
le/ welche gleich einem Froͤſchleich ſich in zimlich groſſe Stuͤcker/ oder fetzen/
ſamlen/ und theils obenauf ſchwimmen/ theils an der ſeiten ankleben. Diſes
Waſſer habe A. 1703. im vorbey reiſen probiert/ und von allerhand einge-
ſchuͤtteten Chymiſchen Geiſteren/ und truckenen Saltzen/ keine ſonderliche aͤn-
derung geſpuͤrt/ als allein/ daß es von dem Weinſtein Salz Milchweiß wor-
den/ und von dem in Waſſer aufgeloͤßten ſublimat ein vilfaͤrbiges Haͤut-
lein obenauf ſchwimmend bekommen. Jn der Bergwaͤchſiſch zaͤchen Ma-
teri haltet ſich auf ein Zinoberrothes kleines Wuͤrmlein. Ganz gleichen Ge-
ruchs und Natur iſt eine Brunnquell/ die auch wir in unſerem Zuͤrichge-
bieth
haben/ ob Ruͤſchlickon/ und Kilchberg/ zweyen Doͤrfferen am Zuͤ-
rich-See. Zu unſers hochberuͤhmten Conradi Geſſneri zeiten hat es das
Nydelbad geheiſſen/ und iſt/ wiewol vorhin es in abgang kommen ſeyn ſol/
zu ſelbiger zeit von benachbarten Bauren vor die Raud/ Fieber/ und andere
Krankheiten gebraucht worden. Er/ Hr. Geßner/ ſelbs hat angemerket/ daß
diſes Waſſer/ wo es hinflieſſe/ eine roͤthe hinterſich laſſe/ aber nicht vil auf
deſſen Schwefel gehalten/ weilen bald alle in Moraſtigen Orten ſich befinden-
den Waſſer einen ſtinkend ſchwefelichten Geruch von ſich geben. Jkr. Erh.
Eſcher in Beſchreibung des Zuͤrich-See. p. 252. meldet/ daß die diſem
Brunnen nahe gelegene Wieſen und Guͤter daher auch den Nahmen zum
Schwefelbrunnen behalten. Es iſt zwar anjezo diß Waſſer in foͤlligem

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[(161)[161]/0198] N. 41.) 18. Nov. 1705. Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweizer-Lands Wochentliche Erzehlung. Von zweyen ganz gleichen Schwefel Bruͤnnen/ ob Ruſchlikon am Zuͤrichſee/ und am Wallenberg. AN dem Fuß des Wallenbergs/ welcher an der Mittaͤgigen ſeite des Wallenſtatter Sees aufſteiget/ entſpringet ein Waſſer/ welches ei- nen Schwefelgeruch hat/ und enthaltet vil zaͤche Bergwaͤchſiſche Thei- le/ welche gleich einem Froͤſchleich ſich in zimlich groſſe Stuͤcker/ oder fetzen/ ſamlen/ und theils obenauf ſchwimmen/ theils an der ſeiten ankleben. Diſes Waſſer habe A. 1703. im vorbey reiſen probiert/ und von allerhand einge- ſchuͤtteten Chymiſchen Geiſteren/ und truckenen Saltzen/ keine ſonderliche aͤn- derung geſpuͤrt/ als allein/ daß es von dem Weinſtein Salz Milchweiß wor- den/ und von dem in Waſſer aufgeloͤßten ſublimat ein vilfaͤrbiges Haͤut- lein obenauf ſchwimmend bekommen. Jn der Bergwaͤchſiſch zaͤchen Ma- teri haltet ſich auf ein Zinoberrothes kleines Wuͤrmlein. Ganz gleichen Ge- ruchs und Natur iſt eine Brunnquell/ die auch wir in unſerem Zuͤrichge- bieth haben/ ob Ruͤſchlickon/ und Kilchberg/ zweyen Doͤrfferen am Zuͤ- rich-See. Zu unſers hochberuͤhmten Conradi Geſſneri zeiten hat es das Nydelbad geheiſſen/ und iſt/ wiewol vorhin es in abgang kommen ſeyn ſol/ zu ſelbiger zeit von benachbarten Bauren vor die Raud/ Fieber/ und andere Krankheiten gebraucht worden. Er/ Hr. Geßner/ ſelbs hat angemerket/ daß diſes Waſſer/ wo es hinflieſſe/ eine roͤthe hinterſich laſſe/ aber nicht vil auf deſſen Schwefel gehalten/ weilen bald alle in Moraſtigen Orten ſich befinden- den Waſſer einen ſtinkend ſchwefelichten Geruch von ſich geben. Jkr. Erh. Eſcher in Beſchreibung des Zuͤrich-See. p. 252. meldet/ daß die diſem Brunnen nahe gelegene Wieſen und Guͤter daher auch den Nahmen zum Schwefelbrunnen behalten. Es iſt zwar anjezo diß Waſſer in foͤlligem abgang/

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. (161)[161]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/198>, abgerufen am 24.11.2024.