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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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N. 8.)



Seltsamer Naturgeschichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.


Anhang von der Reise über den Wallenstatter-See.

AN dem Fuß dises Bergs war vor disem ein Schloß Straleck ge-
nant/ da jezund ein Capelle stehet. Weiters folget der Berg Seren/
zu dessen anfang ist der Beyerbach/ von deme die Anwohnere vorge-
ben/ daß er mit dem Rhein/ der doch weit von hinnen durch das Rheinthal
abfliesset/ eine gemeinschaft habe/ weilen die Wasser dises Bachs mit dem
Rhein wachsen/ und abnehmen/ welches aber wargenommen werden kan
an den meisten Bergwasseren. Fürterhin ist der Quintnerberg/ also
genant von dem Dorff Quinten/ welches seinen Nahmen behalten von de-
nen Römischen hier an disen See verlegten Colonien/ gleich wie Tertz und
Quart/
welche drey Ohrt in Latein heissen Tertium, Quartum, Quin-
tum;
in unserer Sprach/ die dritte/ vierte/ fünfte (Rott.) Besser hi-
nauf ist Josen/ da die Glatte/ oder hohe/ Steinwand/ welche senkelrecht ü-
ber den See aufstehet/ und auch in denselben in gleicher geraden Lini sich ein-
senket/ wie dann der See diß ohrts sol in die 300. klafter tieff seyn/ nach der
Schifferen aussag. Endlich bis Wallenstatt sihet man folgende Berge/
Schwalbis; Schrynen; Tschinglen; Bünz; Tscherler Alp.

Auf rechter/ oder mittägiger seite des Sees ist erstlich/ unweit Wesen/ der
Wallenberg; Britterwald/ von deme Tschudius anmerket in Hel-
vet. Antiq. MSC.
daß er gewesen ein Gränz- oder Marchstein des Hel-
vetier Lands/ ins besonder aber des alten Pagi Tigurini, Zürichgeu/ so auch
der Bistümeren Chur/ und Costanz. Ein theil von disem Berg heisset
Goffel-Stalden. An dem Fuß desselben gehet an dem See hin der Neue
Weg/
so mit grossen unkösten/ und fleiß/ oft in Felsen/ eingegraben worden
zum dienst deren/ welche zu Schiff nicht wollen/ oder wegen ungestüme nicht

können
N. 8.)



Seltſamer Naturgeſchichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.


Anhang von der Reiſe uͤber den Wallenſtatter-See.

AN dem Fuß diſes Bergs war vor diſem ein Schloß Straleck ge-
nant/ da jezund ein Capelle ſtehet. Weiters folget der Berg Seren/
zu deſſen anfang iſt der Beyerbach/ von deme die Anwohnere vorge-
ben/ daß er mit dem Rhein/ der doch weit von hinnen durch das Rheinthal
abflieſſet/ eine gemeinſchaft habe/ weilen die Waſſer diſes Bachs mit dem
Rhein wachſen/ und abnehmen/ welches aber wargenommen werden kan
an den meiſten Bergwaſſeren. Fuͤrterhin iſt der Quintnerberg/ alſo
genant von dem Dorff Quinten/ welches ſeinen Nahmen behalten von de-
nen Roͤmiſchen hier an diſen See verlegten Colonien/ gleich wie Tertz und
Quart/
welche drey Ohrt in Latein heiſſen Tertium, Quartum, Quin-
tum;
in unſerer Sprach/ die dritte/ vierte/ fuͤnfte (Rott.) Beſſer hi-
nauf iſt Joſen/ da die Glatte/ oder hohe/ Steinwand/ welche ſenkelrecht uͤ-
ber den See aufſtehet/ und auch in denſelben in gleicher geraden Lini ſich ein-
ſenket/ wie dann der See diß ohrts ſol in die 300. klafter tieff ſeyn/ nach der
Schifferen auſſag. Endlich bis Wallenſtatt ſihet man folgende Berge/
Schwalbis; Schrynen; Tſchinglen; Buͤnz; Tſcherler Alp.

Auf rechter/ oder mittaͤgiger ſeite des Sees iſt erſtlich/ unweit Weſen/ der
Wallenberg; Britterwald/ von deme Tſchudius anmerket in Hel-
vet. Antiq. MSC.
daß er geweſen ein Graͤnz- oder Marchſtein des Hel-
vetier Lands/ ins beſonder aber des alten Pagi Tigurini, Zuͤrichgeu/ ſo auch
der Biſtuͤmeren Chur/ und Coſtanz. Ein theil von diſem Berg heiſſet
Goffel-Stalden. An dem Fuß deſſelben gehet an dem See hin der Neue
Weg/
ſo mit groſſen unkoͤſten/ und fleiß/ oft in Felſen/ eingegraben worden
zum dienſt deren/ welche zu Schiff nicht wollen/ oder wegen ungeſtuͤme nicht

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[29/0040] N. 8.) 1. Apr. 1705. Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweizer-Lands Wochentliche Erzehlung. Anhang von der Reiſe uͤber den Wallenſtatter-See. AN dem Fuß diſes Bergs war vor diſem ein Schloß Straleck ge- nant/ da jezund ein Capelle ſtehet. Weiters folget der Berg Seren/ zu deſſen anfang iſt der Beyerbach/ von deme die Anwohnere vorge- ben/ daß er mit dem Rhein/ der doch weit von hinnen durch das Rheinthal abflieſſet/ eine gemeinſchaft habe/ weilen die Waſſer diſes Bachs mit dem Rhein wachſen/ und abnehmen/ welches aber wargenommen werden kan an den meiſten Bergwaſſeren. Fuͤrterhin iſt der Quintnerberg/ alſo genant von dem Dorff Quinten/ welches ſeinen Nahmen behalten von de- nen Roͤmiſchen hier an diſen See verlegten Colonien/ gleich wie Tertz und Quart/ welche drey Ohrt in Latein heiſſen Tertium, Quartum, Quin- tum; in unſerer Sprach/ die dritte/ vierte/ fuͤnfte (Rott.) Beſſer hi- nauf iſt Joſen/ da die Glatte/ oder hohe/ Steinwand/ welche ſenkelrecht uͤ- ber den See aufſtehet/ und auch in denſelben in gleicher geraden Lini ſich ein- ſenket/ wie dann der See diß ohrts ſol in die 300. klafter tieff ſeyn/ nach der Schifferen auſſag. Endlich bis Wallenſtatt ſihet man folgende Berge/ Schwalbis; Schrynen; Tſchinglen; Buͤnz; Tſcherler Alp. Auf rechter/ oder mittaͤgiger ſeite des Sees iſt erſtlich/ unweit Weſen/ der Wallenberg; Britterwald/ von deme Tſchudius anmerket in Hel- vet. Antiq. MSC. daß er geweſen ein Graͤnz- oder Marchſtein des Hel- vetier Lands/ ins beſonder aber des alten Pagi Tigurini, Zuͤrichgeu/ ſo auch der Biſtuͤmeren Chur/ und Coſtanz. Ein theil von diſem Berg heiſſet Goffel-Stalden. An dem Fuß deſſelben gehet an dem See hin der Neue Weg/ ſo mit groſſen unkoͤſten/ und fleiß/ oft in Felſen/ eingegraben worden zum dienſt deren/ welche zu Schiff nicht wollen/ oder wegen ungeſtuͤme nicht koͤnnen

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/40>, abgerufen am 21.11.2024.