Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.Schweizerland verschiedene Meynungen. Die wenigsten halten darvon/ es Schweizerland verſchiedene Meynungen. Die wenigſten halten darvon/ es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0031" n="24"/> Schweizerland verſchiedene Meynungen. Die wenigſten halten darvon/ es<lb/> werde das Gold in dem Sand nach und nach durch der Sonnenwaͤrme/<lb/> unter allgemeiner wirkung des Weltgeiſts gezeuget: Die meiſten Gelehrte<lb/> und Ungelehrte/ wollen/ daß innert denen Gebirgen/ in dem Eingeweid der<lb/> Erden ſich finden rechte/ reiche/ Goldquellen/ da diß edli Metall haͤuffig bey-<lb/> ſamen/ von dannen aber durch die Waſſer abgefloͤtzet/ und anderſtwohin ge-<lb/> fuͤhret werde/ ſo daß man bey dem Urſprung der Aren/ Reüß/ und Emmaten<lb/> reiche Berg-Schaͤtze zuverhoffen hette. Jn diſer Meynung ſtehen wir<lb/> Schweizer ſelbs/ aber auch/ wie jezt verdeutet/ die meiſten Gelehrten/ als<lb/><hi rendition="#aq">Georg. Agric. de Ort. & Cauſ. Subterran. Lib. V. p.</hi> 77. Loͤhneiſen von<lb/> Gold-Ertzen und Goldſchlichten <hi rendition="#aq">P. <hi rendition="#g">VII</hi>. p. 129. Baſil. Valentin. Tom. <hi rendition="#g">II</hi>.<lb/> Chymic. Lib. I. c.</hi> 14. anderer zugeſchweigen, Mir komt wahrſcheinlicher<lb/> vor eine dritte Meynung/ welche zwaren wenig bey anderen antriffe/ aber<lb/> gleichwol mit noͤhtigen Beweißgruͤnden vortragen/ und darbey dem geehr-<lb/> ten Leſer eine voͤllige Freyheit uͤberlaſſen werde zu kieſen das jenige/ was ihme<lb/> ſelbs am fuͤglichſten duͤnket. Mir komt das jezt ſtehende Erdengebaͤu vor/<lb/> gleich <hi rendition="#aq">Woodvvardo</hi> in ſeiner <hi rendition="#aq">Geograph. Phyſica</hi> als eine groſſe Kugel/ wel-<lb/> che wo nicht gaͤnzlich in dem Suͤndfluß zermalmet worden/ doch die geſtalt-<lb/> ſame ihrer oberen Rinden merklich veraͤnderet in die jenige/ ſo man jezund<lb/> vor Augen ſihet. Jch zweifle nicht/ es ſeyen die koſtlichſte Metall vor dem<lb/> Suͤndfluß oben zu Tag gelegen/ daß man keine groſſe Muͤhe gehabt/ ſie zu<lb/> ſamlen: jezund aber iſt alles ſo zerſtreut/ und zerſtuͤklet/ daß man nicht an-<lb/> derſt/ als mit ſaurem Schweiß/ die Goldſtaͤublein muß zuſamen leſen/ und<lb/> bin ich verſicheret/ daß die Gold-Ertze ſich nicht nur finden in denen Einge-<lb/> weiden der Bergen/ da die eigentlichen Gold Bergwerke ſeyn/ ſondern bald<lb/> an allen Ohrten/ in aller Erden/ in allem Sand/ (wie dann bekant des <hi rendition="#aq">Joa-<lb/> chimi Beccheri Minera Arenaria perpetua,</hi> ſo zu Frankfort heraußkommen<lb/> An. 1680. und anzeiget/ wie man in Holl- und Engelland rechte Goldgruben<lb/> an dem Ufer des Meers aufrichten koͤnte) in den Kieſelſteinen/ Marmor-<lb/> und anderen Felſen: ſonderbar aber gewiſſe Striche Laͤnder/ als in unſerer<lb/> Eidgnoßſchaft das Berngebieth/ die Freyen Aempter/ die Grafſchaft Ba-<lb/> den ꝛc. Da das Gold nicht nur ſich finden laſſet an denen Uferen der Flüſſen/<lb/> ſondern in denen Aeckeren/ und anderen Güteren/ die niemahlen von den<lb/> naheligenden Waſſeren ſein uͤberſchwemmet worden: Es iſt oben angedeu-<lb/> tet worden/ wie die Golder ſonderlich gute Beuth zu machen hoffen/ wann<lb/> ein Stuck von dem feſten Land durch die Waſſerfluten weggeriſſen/ und<lb/> auf eine Klinge/ oder an das voruͤberſtehende Ufer getragen wird/ ꝛc.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [24/0031]
Schweizerland verſchiedene Meynungen. Die wenigſten halten darvon/ es
werde das Gold in dem Sand nach und nach durch der Sonnenwaͤrme/
unter allgemeiner wirkung des Weltgeiſts gezeuget: Die meiſten Gelehrte
und Ungelehrte/ wollen/ daß innert denen Gebirgen/ in dem Eingeweid der
Erden ſich finden rechte/ reiche/ Goldquellen/ da diß edli Metall haͤuffig bey-
ſamen/ von dannen aber durch die Waſſer abgefloͤtzet/ und anderſtwohin ge-
fuͤhret werde/ ſo daß man bey dem Urſprung der Aren/ Reüß/ und Emmaten
reiche Berg-Schaͤtze zuverhoffen hette. Jn diſer Meynung ſtehen wir
Schweizer ſelbs/ aber auch/ wie jezt verdeutet/ die meiſten Gelehrten/ als
Georg. Agric. de Ort. & Cauſ. Subterran. Lib. V. p. 77. Loͤhneiſen von
Gold-Ertzen und Goldſchlichten P. VII. p. 129. Baſil. Valentin. Tom. II.
Chymic. Lib. I. c. 14. anderer zugeſchweigen, Mir komt wahrſcheinlicher
vor eine dritte Meynung/ welche zwaren wenig bey anderen antriffe/ aber
gleichwol mit noͤhtigen Beweißgruͤnden vortragen/ und darbey dem geehr-
ten Leſer eine voͤllige Freyheit uͤberlaſſen werde zu kieſen das jenige/ was ihme
ſelbs am fuͤglichſten duͤnket. Mir komt das jezt ſtehende Erdengebaͤu vor/
gleich Woodvvardo in ſeiner Geograph. Phyſica als eine groſſe Kugel/ wel-
che wo nicht gaͤnzlich in dem Suͤndfluß zermalmet worden/ doch die geſtalt-
ſame ihrer oberen Rinden merklich veraͤnderet in die jenige/ ſo man jezund
vor Augen ſihet. Jch zweifle nicht/ es ſeyen die koſtlichſte Metall vor dem
Suͤndfluß oben zu Tag gelegen/ daß man keine groſſe Muͤhe gehabt/ ſie zu
ſamlen: jezund aber iſt alles ſo zerſtreut/ und zerſtuͤklet/ daß man nicht an-
derſt/ als mit ſaurem Schweiß/ die Goldſtaͤublein muß zuſamen leſen/ und
bin ich verſicheret/ daß die Gold-Ertze ſich nicht nur finden in denen Einge-
weiden der Bergen/ da die eigentlichen Gold Bergwerke ſeyn/ ſondern bald
an allen Ohrten/ in aller Erden/ in allem Sand/ (wie dann bekant des Joa-
chimi Beccheri Minera Arenaria perpetua, ſo zu Frankfort heraußkommen
An. 1680. und anzeiget/ wie man in Holl- und Engelland rechte Goldgruben
an dem Ufer des Meers aufrichten koͤnte) in den Kieſelſteinen/ Marmor-
und anderen Felſen: ſonderbar aber gewiſſe Striche Laͤnder/ als in unſerer
Eidgnoßſchaft das Berngebieth/ die Freyen Aempter/ die Grafſchaft Ba-
den ꝛc. Da das Gold nicht nur ſich finden laſſet an denen Uferen der Flüſſen/
ſondern in denen Aeckeren/ und anderen Güteren/ die niemahlen von den
naheligenden Waſſeren ſein uͤberſchwemmet worden: Es iſt oben angedeu-
tet worden/ wie die Golder ſonderlich gute Beuth zu machen hoffen/ wann
ein Stuck von dem feſten Land durch die Waſſerfluten weggeriſſen/ und
auf eine Klinge/ oder an das voruͤberſtehende Ufer getragen wird/ ꝛc.
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