Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.
"Wahr ists, daß uns das Schwert oft unser Recht erzwinget; 60"Jedoch eröffnet mir, was dieß vor Ruzen bringet? "Der Länder Wüsteney, der Feinde Groll und Rach; "Dem folgt oft Sturz und Fall der Fürsten-Häuser nach. "Jch sage nicht es sey die Mildigkeit vonnöthen, "Wann schon zu dem Gefecht der Schall der Feld-Trompeten 65"Den Krieger auferweckt. Auch dieses wohnt mir bey: "Daß nur durch die Gewalt Gewalt zu zwingen sey; "Daß man die Lanze nicht als mit der Lanze messe, "Und nur mit blossem Schwert den Feind des Schwerts entblösse. "Hingegen weiß ich auch, daß oft zu viel geschicht, 70"Wann nichts als Helden-Muth, nicht auch die Güte sicht. "Gar selten ist es recht und öfters nur verwegen, "Der Menschen Heil in Blut, die Städt in Aschen legen. "Oft lescht der Feinde Blut den Glanz der Ehren aus; "Oft kommt man zwar mit Sieg, doch ohne Ruhm nach Haus. 75"Nicht jeder Sieg erwirbt den wahren Helden Nahmen; "Die Lorber sprossen nicht aus aller Thaten Saamen; "Sonst wär nur der ein Held, der starck und schrecklich ist, "Und eines jeden Recht nach seinem Degen mißt. "Jhr sprecht: man fechte nur, daß man das Recht behaupte, 80"Weil dessen uns der Feind durch grössre Macht beraubte; "Jch
„Wahr iſts, daß uns das Schwert oft unſer Recht erzwinget; 60„Jedoch eroͤffnet mir, was dieß vor Ruzen bringet? „Der Laͤnder Wuͤſteney, der Feinde Groll und Rach; „Dem folgt oft Sturz und Fall der Fuͤrſten-Haͤuſer nach. „Jch ſage nicht es ſey die Mildigkeit vonnoͤthen, „Wann ſchon zu dem Gefecht der Schall der Feld-Trompeten 65„Den Krieger auferweckt. Auch dieſes wohnt mir bey: „Daß nur durch die Gewalt Gewalt zu zwingen ſey; „Daß man die Lanze nicht als mit der Lanze meſſe, „Und nur mit bloſſem Schwert den Feind des Schwerts entbloͤſſe. „Hingegen weiß ich auch, daß oft zu viel geſchicht, 70„Wann nichts als Helden-Muth, nicht auch die Guͤte ſicht. „Gar ſelten iſt es recht und oͤfters nur verwegen, „Der Menſchen Heil in Blut, die Staͤdt in Aſchen legen. „Oft leſcht der Feinde Blut den Glanz der Ehren aus; „Oft kommt man zwar mit Sieg, doch ohne Ruhm nach Haus. 75„Nicht jeder Sieg erwirbt den wahren Helden Nahmen; „Die Lorber ſproſſen nicht aus aller Thaten Saamen; „Sonſt waͤr nur der ein Held, der ſtarck und ſchrecklich iſt, „Und eines jeden Recht nach ſeinem Degen mißt. „Jhr ſprecht: man fechte nur, daß man das Recht behaupte, 80„Weil deſſen uns der Feind durch groͤſſre Macht beraubte; „Jch
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Thereſiade
„Wodurch Thereſia mehr als durch alle ſteigt,
„Und dieſen Tugend-Werth in ihren Thaten zeigt.
„Wahr iſts, daß uns das Schwert oft unſer Recht erzwinget;
„Jedoch eroͤffnet mir, was dieß vor Ruzen bringet?
„Der Laͤnder Wuͤſteney, der Feinde Groll und Rach;
„Dem folgt oft Sturz und Fall der Fuͤrſten-Haͤuſer nach.
„Jch ſage nicht es ſey die Mildigkeit vonnoͤthen,
„Wann ſchon zu dem Gefecht der Schall der Feld-Trompeten
„Den Krieger auferweckt. Auch dieſes wohnt mir bey:
„Daß nur durch die Gewalt Gewalt zu zwingen ſey;
„Daß man die Lanze nicht als mit der Lanze meſſe,
„Und nur mit bloſſem Schwert den Feind des Schwerts entbloͤſſe.
„Hingegen weiß ich auch, daß oft zu viel geſchicht,
„Wann nichts als Helden-Muth, nicht auch die Guͤte ſicht.
„Gar ſelten iſt es recht und oͤfters nur verwegen,
„Der Menſchen Heil in Blut, die Staͤdt in Aſchen legen.
„Oft leſcht der Feinde Blut den Glanz der Ehren aus;
„Oft kommt man zwar mit Sieg, doch ohne Ruhm nach Haus.
„Nicht jeder Sieg erwirbt den wahren Helden Nahmen;
„Die Lorber ſproſſen nicht aus aller Thaten Saamen;
„Sonſt waͤr nur der ein Held, der ſtarck und ſchrecklich iſt,
„Und eines jeden Recht nach ſeinem Degen mißt.
„Jhr ſprecht: man fechte nur, daß man das Recht behaupte,
„Weil deſſen uns der Feind durch groͤſſre Macht beraubte;
„Jch
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