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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

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Theresiade
55Und fragte: wie, wohin der Flug, die Reise gehe?
Wir sahn, daß unter uns der Erden Rund sich drehe:
Feld, Ströhme, Berge, Thal verschwanden immer fort;
Auf jeden Blick erschien bald der bald jener Ort.

Was dieser Länder Fürst vor Lieb und Sorgfalt häge,
60Wies die Bequemlichkeit der angelegten Weege:
Wie strebt' ich aus der Luft derselben Bahne nach?
Allein ich mußte fort; mein Wunsch war viel zu schwach,
Der Führerinn Befehl und Ruff zu wiederstehen:
So ließ ich, was sie mir zu Lieb ersann, geschehen.
65
Hier wies uns das Gebürg des Herbstes Lag und Stand;
Dort eine flache Welt der andern Zeiten Land,
Das aber Frost und Schnee noch aller Zier entblösste,
Ob gleich der Frühling sich schon in die Bäume flößte.
Mein Auge wandte sich stets nach der nächsten Höh;
70Mir schien, als wann darauf ein öder Tempel steh:
Jch hörte, daß darinn Trost-volle Stimmen thönten,
Die nach dem Himmel sich, nicht nach der Erde sähnten.
Da war ich kaum vorbey; so schwung sich ungefähr
Ein froher Adler-Schwarm von diesen Bergen her;
75Das war genug, ein Hertz, ein flatternd Hertz zu schrecken:
Allein ich faßte Muth, denselben zu verdecken.
Ein breiter, schlänglichter Schiff-reicher sanffter Lauf,
Der Schimmer eines Strohms hielt meinen Kummer auf:
Sein

Thereſiade
55Und fragte: wie, wohin der Flug, die Reiſe gehe?
Wir ſahn, daß unter uns der Erden Rund ſich drehe:
Feld, Stroͤhme, Berge, Thal verſchwanden immer fort;
Auf jeden Blick erſchien bald der bald jener Ort.

Was dieſer Laͤnder Fuͤrſt vor Lieb und Sorgfalt haͤge,
60Wies die Bequemlichkeit der angelegten Weege:
Wie ſtrebt’ ich aus der Luft derſelben Bahne nach?
Allein ich mußte fort; mein Wunſch war viel zu ſchwach,
Der Fuͤhrerinn Befehl und Ruff zu wiederſtehen:
So ließ ich, was ſie mir zu Lieb erſann, geſchehen.
65
Hier wies uns das Gebuͤrg des Herbſtes Lag und Stand;
Dort eine flache Welt der andern Zeiten Land,
Das aber Froſt und Schnee noch aller Zier entbloͤſſte,
Ob gleich der Fruͤhling ſich ſchon in die Baͤume floͤßte.
Mein Auge wandte ſich ſtets nach der naͤchſten Hoͤh;
70Mir ſchien, als wann darauf ein oͤder Tempel ſteh:
Jch hoͤrte, daß darinn Troſt-volle Stimmen thoͤnten,
Die nach dem Himmel ſich, nicht nach der Erde ſaͤhnten.
Da war ich kaum vorbey; ſo ſchwung ſich ungefaͤhr
Ein froher Adler-Schwarm von dieſen Bergen her;
75Das war genug, ein Hertz, ein flatternd Hertz zu ſchrecken:
Allein ich faßte Muth, denſelben zu verdecken.
Ein breiter, ſchlaͤnglichter Schiff-reicher ſanffter Lauf,
Der Schimmer eines Strohms hielt meinen Kummer auf:
Sein
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[0027] Thereſiade Und fragte: wie, wohin der Flug, die Reiſe gehe? Wir ſahn, daß unter uns der Erden Rund ſich drehe: Feld, Stroͤhme, Berge, Thal verſchwanden immer fort; Auf jeden Blick erſchien bald der bald jener Ort. Was dieſer Laͤnder Fuͤrſt vor Lieb und Sorgfalt haͤge, Wies die Bequemlichkeit der angelegten Weege: Wie ſtrebt’ ich aus der Luft derſelben Bahne nach? Allein ich mußte fort; mein Wunſch war viel zu ſchwach, Der Fuͤhrerinn Befehl und Ruff zu wiederſtehen: So ließ ich, was ſie mir zu Lieb erſann, geſchehen. Hier wies uns das Gebuͤrg des Herbſtes Lag und Stand; Dort eine flache Welt der andern Zeiten Land, Das aber Froſt und Schnee noch aller Zier entbloͤſſte, Ob gleich der Fruͤhling ſich ſchon in die Baͤume floͤßte. Mein Auge wandte ſich ſtets nach der naͤchſten Hoͤh; Mir ſchien, als wann darauf ein oͤder Tempel ſteh: Jch hoͤrte, daß darinn Troſt-volle Stimmen thoͤnten, Die nach dem Himmel ſich, nicht nach der Erde ſaͤhnten. Da war ich kaum vorbey; ſo ſchwung ſich ungefaͤhr Ein froher Adler-Schwarm von dieſen Bergen her; Das war genug, ein Hertz, ein flatternd Hertz zu ſchrecken: Allein ich faßte Muth, denſelben zu verdecken. Ein breiter, ſchlaͤnglichter Schiff-reicher ſanffter Lauf, Der Schimmer eines Strohms hielt meinen Kummer auf: Sein

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/27>, abgerufen am 21.11.2024.