Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.Erstes Buch. "Ein andersmahl so That, als Ruhm erzehlen hören,"Der Feind wird das Geschlecht so fürchten, als verehren. Geheimniß-volle Red! und Heer! und Feind! und Zug! 135Und Adler! und Getöß! und ich! und unser Flug! So dacht' ich, könnt sie mich nicht auch vielleicht verführen? Wie, oder könnt ich mich nicht auch von ihr verliehren? Der Abend ward gemach im Schatten-Grau verhüllt, 130Die Luft mit Finsterniß und Wolcken angefüllt: Was half des Mondes Schein, der Sterne schimmrend Prangen? Das stillte weder Furcht, noch meines Sinns Verlangen. Was mir noch Hoffnung gab, war ein entferntes Feur, Es ließ, als säh ich es durch einen düstern Schleyr. Je mehr wir eileten uns nach dem Ort zu drehen, Je mehr schien dessen Kreiß entzündt, entflammt zu stehen. Jch fragte, was es sey, was dieses vor ein Glantz? Man sah kein Himmels-Licht; nur Zeichen eines Brands; Sie aber ließ mich stets in den Gedancken irren, 140Und alles fügte sich, mein Hoffen zu verwirren. So rieff' ich wiederum: Zu was nutzt dieser Flug? Jch habe deiner Reiß' und Seltsamkeit genug! [Spaltenumbruch] 131. Sie 131. Der 14te des Mertz-Monats
1745. war der 12te Tag des Monds/ auf welchen diese Nacht folgte/ die der Verfasser zu der Zeit seines Gedichts [Spaltenumbruch] erwählet hat. Sie war sowohl von dem Himmel/ als von den Menschen beleuchtet. Erſtes Buch. „Ein andersmahl ſo That, als Ruhm erzehlen hoͤren,„Der Feind wird das Geſchlecht ſo fuͤrchten, als verehren. Geheimniß-volle Red! und Heer! und Feind! und Zug! 135Und Adler! und Getoͤß! und ich! und unſer Flug! So dacht’ ich, koͤnnt ſie mich nicht auch vielleicht verfuͤhren? Wie, oder koͤnnt ich mich nicht auch von ihr verliehren? Der Abend ward gemach im Schatten-Grau verhuͤllt, 130Die Luft mit Finſterniß und Wolcken angefuͤllt: Was half des Mondes Schein, der Sterne ſchimmrend Prangen? Das ſtillte weder Furcht, noch meines Sinns Verlangen. Was mir noch Hoffnung gab, war ein entferntes Feur, Es ließ, als ſaͤh ich es durch einen duͤſtern Schleyr. Je mehr wir eileten uns nach dem Ort zu drehen, Je mehr ſchien deſſen Kreiß entzuͤndt, entflammt zu ſtehen. Jch fragte, was es ſey, was dieſes vor ein Glantz? Man ſah kein Himmels-Licht; nur Zeichen eines Brands; Sie aber ließ mich ſtets in den Gedancken irren, 140Und alles fuͤgte ſich, mein Hoffen zu verwirren. So rieff’ ich wiederum: Zu was nutzt dieſer Flug? Jch habe deiner Reiß’ und Seltſamkeit genug! [Spaltenumbruch] 131. Sie 131. Der 14te des Mertz-Monats
1745. war der 12te Tag des Monds/ auf welchen dieſe Nacht folgte/ die der Verfaſſer zu der Zeit ſeines Gedichts [Spaltenumbruch] erwaͤhlet hat. Sie war ſowohl von dem Himmel/ als von den Menſchen beleuchtet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg> <pb facs="#f0030"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Erſtes Buch.</hi> </fw><lb/> <l>„Ein andersmahl ſo That, als Ruhm erzehlen hoͤren,</l><lb/> <l>„Der Feind wird das Geſchlecht ſo fuͤrchten, als verehren.</l> </lg><lb/> <note place="left">125</note> <lg> <l>Geheimniß-volle Red! und Heer! und Feind! und Zug!</l><lb/> <l>Und Adler! und Getoͤß! und ich! und unſer Flug!</l><lb/> <l>So dacht’ ich, koͤnnt ſie mich nicht auch vielleicht verfuͤhren?</l><lb/> <l>Wie, oder koͤnnt ich mich nicht auch von ihr verliehren?</l><lb/> <l>Der Abend ward gemach im Schatten-Grau verhuͤllt,</l><lb/> <l><note place="left">130</note>Die Luft mit Finſterniß und Wolcken angefuͤllt:</l><lb/> <l>Was half des Mondes Schein, der Sterne ſchimmrend Prangen?</l><lb/> <l>Das ſtillte weder Furcht, noch meines Sinns Verlangen.</l><lb/> <l>Was mir noch Hoffnung gab, war ein entferntes Feur,</l><lb/> <l>Es ließ, als ſaͤh ich es durch einen duͤſtern Schleyr.</l> </lg><lb/> <note place="left">135</note> <lg> <l>Je mehr wir eileten uns nach dem Ort zu drehen,</l><lb/> <l>Je mehr ſchien deſſen Kreiß entzuͤndt, entflammt zu ſtehen.</l><lb/> <l>Jch fragte, was es ſey, was dieſes vor ein Glantz?</l><lb/> <l>Man ſah kein Himmels-Licht; nur Zeichen eines Brands;</l><lb/> <l>Sie aber ließ mich ſtets in den Gedancken irren,</l><lb/> <l><note place="left">140</note>Und alles fuͤgte ſich, mein Hoffen zu verwirren.</l><lb/> <l>So rieff’ ich wiederum: Zu was nutzt dieſer Flug?</l><lb/> <l>Jch habe deiner Reiß’ und Seltſamkeit genug!</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <l> <note place="foot" n="131.">Der 14te des Mertz-Monats<lb/> 1745. war der 12te Tag des Monds/<lb/> auf welchen dieſe Nacht folgte/ die der<lb/> Verfaſſer zu der Zeit ſeines Gedichts<lb/><cb/> erwaͤhlet hat. Sie war ſowohl von<lb/> dem Himmel/ als von den Menſchen<lb/> beleuchtet.</note> </l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
Erſtes Buch.
„Ein andersmahl ſo That, als Ruhm erzehlen hoͤren,
„Der Feind wird das Geſchlecht ſo fuͤrchten, als verehren.
Geheimniß-volle Red! und Heer! und Feind! und Zug!
Und Adler! und Getoͤß! und ich! und unſer Flug!
So dacht’ ich, koͤnnt ſie mich nicht auch vielleicht verfuͤhren?
Wie, oder koͤnnt ich mich nicht auch von ihr verliehren?
Der Abend ward gemach im Schatten-Grau verhuͤllt,
Die Luft mit Finſterniß und Wolcken angefuͤllt:
Was half des Mondes Schein, der Sterne ſchimmrend Prangen?
Das ſtillte weder Furcht, noch meines Sinns Verlangen.
Was mir noch Hoffnung gab, war ein entferntes Feur,
Es ließ, als ſaͤh ich es durch einen duͤſtern Schleyr.
Je mehr wir eileten uns nach dem Ort zu drehen,
Je mehr ſchien deſſen Kreiß entzuͤndt, entflammt zu ſtehen.
Jch fragte, was es ſey, was dieſes vor ein Glantz?
Man ſah kein Himmels-Licht; nur Zeichen eines Brands;
Sie aber ließ mich ſtets in den Gedancken irren,
Und alles fuͤgte ſich, mein Hoffen zu verwirren.
So rieff’ ich wiederum: Zu was nutzt dieſer Flug?
Jch habe deiner Reiß’ und Seltſamkeit genug!
Sie
131.
131. Der 14te des Mertz-Monats
1745. war der 12te Tag des Monds/
auf welchen dieſe Nacht folgte/ die der
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