Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dom Karlos. zerreißen konntest Du mein Herz, doch nievon Dir entfernen. Dreimal wiesest Du den Fürsten von Dir, dreimal stand er wieder als Bettler da, um Liebe Dich zu flehn und Dir gewaltsam Liebe aufzudringen. Ein Zufall that was Karlos nie gekonnt. Einmal geschah's bei unsern Spielen, daß der Königinn von Böhmen, meiner Tante, Dein Federball in's Auge flog. Sie glaubte, daß es mit Vorbedacht geschehn, und klagt' es dem Könige mit thränendem Gesicht. Die ganze Jugend des Pallastes muß erscheinen, ihm den Schuldigen zu nennen. Der König schwört, die hinterlist'ge That, und wär' es auch an seinem eig'nen Kinde, auf's schrecklichste zu ahnden -- Damals sah ich Dich zitternd in der Ferne stehn, und jetzt, jetzt trat ich vor und warf mich zu den Füßen des Königs. Ich, ich that es, rief ich aus: An deinem Sohn erfülle deine Rache. Marquis. Ach! Woran mahnen Sie mich, Prinz! Karlos. Sie ward's: Dom Karlos. zerreißen konnteſt Du mein Herz, doch nievon Dir entfernen. Dreimal wieſeſt Du den Fürſten von Dir, dreimal ſtand er wieder als Bettler da, um Liebe Dich zu flehn und Dir gewaltſam Liebe aufzudringen. Ein Zufall that was Karlos nie gekonnt. Einmal geſchah’s bei unſern Spielen, daß der Königinn von Böhmen, meiner Tante, Dein Federball in’s Auge flog. Sie glaubte, daß es mit Vorbedacht geſchehn, und klagt’ es dem Könige mit thränendem Geſicht. Die ganze Jugend des Pallaſtes muß erſcheinen, ihm den Schuldigen zu nennen. Der König ſchwört, die hinterliſt’ge That, und wär’ es auch an ſeinem eig’nen Kinde, auf’s ſchrecklichſte zu ahnden — Damals ſah ich Dich zitternd in der Ferne ſtehn, und jetzt, jetzt trat ich vor und warf mich zu den Füßen des Königs. Ich, ich that es, rief ich aus: An deinem Sohn erfülle deine Rache. Marquis. Ach! Woran mahnen Sie mich, Prinz! Karlos. Sie ward’s: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KAR"> <p><pb facs="#f0028" n="18"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dom Karlos</hi>.</fw><lb/> zerreißen konnteſt Du mein Herz, doch nie<lb/> von Dir entfernen. Dreimal wieſeſt Du<lb/> den Fürſten von Dir, dreimal ſtand er wieder<lb/> als Bettler da, um Liebe Dich zu flehn<lb/> und Dir gewaltſam Liebe aufzudringen.<lb/> Ein Zufall that was Karlos nie gekonnt.<lb/> Einmal geſchah’s bei unſern Spielen, daß<lb/> der Königinn von Böhmen, meiner Tante,<lb/> Dein Federball in’s Auge flog. Sie glaubte,<lb/> daß es mit Vorbedacht geſchehn, und klagt’ es<lb/> dem Könige mit thränendem Geſicht.<lb/> Die ganze Jugend des Pallaſtes muß<lb/> erſcheinen, ihm den Schuldigen zu nennen.<lb/> Der König ſchwört, die hinterliſt’ge That,<lb/> und wär’ es auch an ſeinem eig’nen Kinde,<lb/> auf’s ſchrecklichſte zu ahnden — Damals ſah<lb/> ich<lb/> Dich zitternd in der Ferne ſtehn, und jetzt,<lb/> jetzt trat ich vor und warf mich zu den Füßen<lb/> des Königs. Ich, ich that es, rief ich aus:<lb/> An deinem Sohn erfülle deine Rache.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p>Ach! Woran mahnen Sie mich, Prinz!</p> </sp><lb/> <sp who="#KAR"> <speaker><hi rendition="#g">Karlos</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Sie ward’s:</hi><lb/> </p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0028]
Dom Karlos.
zerreißen konnteſt Du mein Herz, doch nie
von Dir entfernen. Dreimal wieſeſt Du
den Fürſten von Dir, dreimal ſtand er wieder
als Bettler da, um Liebe Dich zu flehn
und Dir gewaltſam Liebe aufzudringen.
Ein Zufall that was Karlos nie gekonnt.
Einmal geſchah’s bei unſern Spielen, daß
der Königinn von Böhmen, meiner Tante,
Dein Federball in’s Auge flog. Sie glaubte,
daß es mit Vorbedacht geſchehn, und klagt’ es
dem Könige mit thränendem Geſicht.
Die ganze Jugend des Pallaſtes muß
erſcheinen, ihm den Schuldigen zu nennen.
Der König ſchwört, die hinterliſt’ge That,
und wär’ es auch an ſeinem eig’nen Kinde,
auf’s ſchrecklichſte zu ahnden — Damals ſah
ich
Dich zitternd in der Ferne ſtehn, und jetzt,
jetzt trat ich vor und warf mich zu den Füßen
des Königs. Ich, ich that es, rief ich aus:
An deinem Sohn erfülle deine Rache.
Marquis.
Ach! Woran mahnen Sie mich, Prinz!
Karlos.
Sie ward’s:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |