Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Erster Akt. im Angesicht des ganzen Hofgesindes,das mitleidsvoll im Kreise stand, ward sie auf Sklavenart an Deinem Karl vollzogen. Ich sah auf Dich und weinte nicht. Der Schmerz schlug meine Zähne knirschend an einander; ich weinte nicht. Mein königliches Blut floß schändlich unter unbarmherz'gen Streichen; ich sah' auf Dich und weinte nicht -- Den König erbitterte des Knaben Heldenmuth. Zwölf fürchterliche Stunden zwang er mich, in einem todten Kerker ihn zu büßen. So hoch kam mir der Eigensinn zu stehn von Rodrigo geliebt zu sein. Du kamst; lautweinend sankst Du mir zu Füßen. Ja! Ja, riefst Du aus; mein Stolz ist über- wunden. Ich will bezahlen, wenn Du König bist. Marquis reicht ihm die Hand, Ich will es, Karl. Das kindische Gelübde erneur' ich jetzt als Mann. Ich will bezahlen. Auch meine Stunde schlägt vielleicht. B 2
Erſter Akt. im Angeſicht des ganzen Hofgeſindes,das mitleidsvoll im Kreiſe ſtand, ward ſie auf Sklavenart an Deinem Karl vollzogen. Ich ſah auf Dich und weinte nicht. Der Schmerz ſchlug meine Zähne knirſchend an einander; ich weinte nicht. Mein königliches Blut floß ſchändlich unter unbarmherz’gen Streichen; ich ſah’ auf Dich und weinte nicht — Den König erbitterte des Knaben Heldenmuth. Zwölf fürchterliche Stunden zwang er mich, in einem todten Kerker ihn zu büßen. So hoch kam mir der Eigenſinn zu ſtehn von Rodrigo geliebt zu ſein. Du kamſt; lautweinend ſankſt Du mir zu Füßen. Ja! Ja, riefſt Du aus; mein Stolz iſt über- wunden. Ich will bezahlen, wenn Du König biſt. Marquis reicht ihm die Hand, Ich will es, Karl. Das kindiſche Gelübde erneur’ ich jetzt als Mann. Ich will bezahlen. Auch meine Stunde ſchlägt vielleicht. B 2
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Erſter Akt.
im Angeſicht des ganzen Hofgeſindes,
das mitleidsvoll im Kreiſe ſtand, ward ſie
auf Sklavenart an Deinem Karl vollzogen.
Ich ſah auf Dich und weinte nicht. Der
Schmerz
ſchlug meine Zähne knirſchend an einander;
ich weinte nicht. Mein königliches Blut
floß ſchändlich unter unbarmherz’gen Streichen;
ich ſah’ auf Dich und weinte nicht — Den
König
erbitterte des Knaben Heldenmuth.
Zwölf fürchterliche Stunden zwang er mich,
in einem todten Kerker ihn zu büßen.
So hoch kam mir der Eigenſinn zu ſtehn
von Rodrigo geliebt zu ſein. Du kamſt;
lautweinend ſankſt Du mir zu Füßen. Ja!
Ja, riefſt Du aus; mein Stolz iſt über-
wunden.
Ich will bezahlen, wenn Du König biſt.
Marquis
reicht ihm die Hand,
Ich will es, Karl. Das kindiſche Gelübde
erneur’ ich jetzt als Mann. Ich will bezahlen.
Auch meine Stunde ſchlägt vielleicht.
B 2
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