Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dom Karlos. Marquis schnell. Die Ruhe eines Kirchhofs -- -- -- Und Sie hoffen zu endigen was Sie begannen? hoffen, der Christenheit gezeitigte Verwandlung, den allgemeinen Frühling aufzuhalten, der die Gestalt der Welt verjüngt? Sie wol- len allein in ganz Europa -- Sich dem Rade des Weltverhängnisses, das unaufhaltsam in vollem Laufe rollt, entgegen werfen? mit Menschenarm in seine Speichen fallen? Sie werden nicht. Nein, warlich nein! Bei Gott nicht. Kraftvoller, unerschöpflicher stemmt sich des Unterdrückers Riesenarm entgegen. -- Begeisterung. Schon flohen Tausende aus Ihren Ländern froh und arm. Der Bürger, den Sie verloren für den Glauben, war ihr edelster. Mit offnen Mutterarmen empfängt die Fliehenden Elisabeth, und furchtbar blüht durch Künste unsres Lan- des Britannien. Verlassen von dem Fleiße der neuen Christen, trauert Grenada, und jauchzend sieht Europa seinen Feind Dom Karlos. Marquis ſchnell. Die Ruhe eines Kirchhofs — — — Und Sie hoffen zu endigen was Sie begannen? hoffen, der Chriſtenheit gezeitigte Verwandlung, den allgemeinen Frühling aufzuhalten, der die Geſtalt der Welt verjüngt? Sie wol- len allein in ganz Europa — Sich dem Rade des Weltverhängniſſes, das unaufhaltſam in vollem Laufe rollt, entgegen werfen? mit Menſchenarm in ſeine Speichen fallen? Sie werden nicht. Nein, warlich nein! Bei Gott nicht. Kraftvoller, unerſchöpflicher ſtemmt ſich des Unterdrückers Rieſenarm entgegen. — Begeiſterung. Schon flohen Tauſende aus Ihren Ländern froh und arm. Der Bürger, den Sie verloren für den Glauben, war ihr edelſter. Mit offnen Mutterarmen empfängt die Fliehenden Eliſabeth, und furchtbar blüht durch Künſte unſres Lan- des Britannien. Verlaſſen von dem Fleiße der neuen Chriſten, trauert Grenada, und jauchzend ſieht Europa ſeinen Feind <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0290" n="278"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dom Karlos</hi>.</fw><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Marquis</hi> </speaker> <stage>ſchnell.</stage><lb/> <p>Die Ruhe eines Kirchhofs — — — Und<lb/> Sie hoffen<lb/> zu endigen was Sie begannen? hoffen,<lb/> der Chriſtenheit gezeitigte Verwandlung,<lb/> den allgemeinen Frühling aufzuhalten,<lb/> der die Geſtalt der Welt verjüngt? <hi rendition="#g">Sie</hi> wol-<lb/> len<lb/> allein in ganz Europa — Sich dem Rade<lb/> des Weltverhängniſſes, das unaufhaltſam<lb/> in vollem Laufe rollt, entgegen werfen?<lb/> mit Menſchenarm in ſeine Speichen fallen?<lb/> Sie werden nicht. Nein, warlich nein! Bei<lb/> Gott nicht.<lb/> Kraftvoller, unerſchöpflicher ſtemmt ſich<lb/> des Unterdrückers Rieſenarm entgegen. —<lb/> Begeiſterung. Schon flohen Tauſende<lb/> aus Ihren Ländern froh und arm. Der Bürger,<lb/> den Sie verloren für den Glauben, war<lb/> ihr edelſter. Mit offnen Mutterarmen<lb/> empfängt die Fliehenden Eliſabeth,<lb/> und furchtbar blüht durch Künſte unſres Lan-<lb/> des<lb/> Britannien. Verlaſſen von dem Fleiße<lb/> der neuen Chriſten, trauert Grenada,<lb/> und jauchzend ſieht Europa ſeinen Feind<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [278/0290]
Dom Karlos.
Marquis ſchnell.
Die Ruhe eines Kirchhofs — — — Und
Sie hoffen
zu endigen was Sie begannen? hoffen,
der Chriſtenheit gezeitigte Verwandlung,
den allgemeinen Frühling aufzuhalten,
der die Geſtalt der Welt verjüngt? Sie wol-
len
allein in ganz Europa — Sich dem Rade
des Weltverhängniſſes, das unaufhaltſam
in vollem Laufe rollt, entgegen werfen?
mit Menſchenarm in ſeine Speichen fallen?
Sie werden nicht. Nein, warlich nein! Bei
Gott nicht.
Kraftvoller, unerſchöpflicher ſtemmt ſich
des Unterdrückers Rieſenarm entgegen. —
Begeiſterung. Schon flohen Tauſende
aus Ihren Ländern froh und arm. Der Bürger,
den Sie verloren für den Glauben, war
ihr edelſter. Mit offnen Mutterarmen
empfängt die Fliehenden Eliſabeth,
und furchtbar blüht durch Künſte unſres Lan-
des
Britannien. Verlaſſen von dem Fleiße
der neuen Chriſten, trauert Grenada,
und jauchzend ſieht Europa ſeinen Feind
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |