Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dritter Akt. an selbstgeschlagnen Wunden sich verbluten.Der König ist bewegt, der Marquis bemerkt es und tritt einige Schritte näher. Sie wollen pflanzen für die Ewigkeit, und säen Tod? Ein so erzwungnes Werk wird seines Schöpfers Geist nicht überdauern. Dem Undank haben Sie gebaut -- umsonst den harten Kampf mit der Natur gerungen, umsonst ein großes Leben aufgepraßt, so viele königliche Tugenden verwesenden Entwürfen hingeopfert. Der Mensch ist mehr, als Sie von ihm ge- halten. Hier fehlten Sie vielleicht -- und hier al- lein -- Mit stolzem Hohngelächter wird er einst auf des Gebäudes morschen Trümmern gehn, das ihm zum Grabe zugedacht gewesen. Zu einem Nero und Busiris wirft er Ihren Namen und -- -- das schmerzt mich, denn Sie waren gut. König. Wer hat Sie dessen so gewiß gemacht? T
Dritter Akt. an ſelbſtgeſchlagnen Wunden ſich verbluten.Der König iſt bewegt, der Marquis bemerkt es und tritt einige Schritte näher. Sie wollen pflanzen für die Ewigkeit, und ſäen Tod? Ein ſo erzwungnes Werk wird ſeines Schöpfers Geiſt nicht überdauern. Dem Undank haben Sie gebaut — umſonſt den harten Kampf mit der Natur gerungen, umſonſt ein großes Leben aufgepraßt, ſo viele königliche Tugenden verweſenden Entwürfen hingeopfert. Der Menſch iſt mehr, als Sie von ihm ge- halten. Hier fehlten Sie vielleicht — und hier al- lein — Mit ſtolzem Hohngelächter wird er einſt auf des Gebäudes morſchen Trümmern gehn, das ihm zum Grabe zugedacht geweſen. Zu einem Nero und Buſiris wirft er Ihren Namen und — — das ſchmerzt mich, denn Sie waren gut. König. Wer hat Sie deſſen ſo gewiß gemacht? T
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#MAR"> <p><pb facs="#f0291" n="279"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dritter Akt</hi>.</fw><lb/> an ſelbſtgeſchlagnen Wunden ſich verbluten.</p><lb/> <stage>Der König iſt bewegt, der Marquis bemerkt es und<lb/> tritt einige Schritte näher.</stage><lb/> <p>Sie wollen pflanzen für die Ewigkeit,<lb/> und ſäen Tod? Ein ſo erzwungnes Werk<lb/> wird ſeines Schöpfers Geiſt nicht überdauern.<lb/> Dem Undank haben Sie gebaut — umſonſt<lb/> den harten Kampf mit der Natur gerungen,<lb/> umſonſt ein großes Leben aufgepraßt,<lb/> ſo viele königliche Tugenden<lb/> verweſenden Entwürfen hingeopfert.<lb/> Der Menſch iſt mehr, als Sie von ihm ge-<lb/> halten.<lb/> Hier fehlten Sie vielleicht — und hier al-<lb/> lein —<lb/> Mit ſtolzem Hohngelächter wird er einſt<lb/> auf des Gebäudes morſchen Trümmern gehn,<lb/> das ihm zum Grabe zugedacht geweſen.<lb/> Zu einem <hi rendition="#g">Nero</hi> und <hi rendition="#g">Buſiris</hi> wirft<lb/> er Ihren Namen und — — das ſchmerzt<lb/> mich, denn<lb/> Sie waren gut.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Wer hat Sie deſſen ſo</hi><lb/> gewiß gemacht?</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig">T</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [279/0291]
Dritter Akt.
an ſelbſtgeſchlagnen Wunden ſich verbluten.
Der König iſt bewegt, der Marquis bemerkt es und
tritt einige Schritte näher.
Sie wollen pflanzen für die Ewigkeit,
und ſäen Tod? Ein ſo erzwungnes Werk
wird ſeines Schöpfers Geiſt nicht überdauern.
Dem Undank haben Sie gebaut — umſonſt
den harten Kampf mit der Natur gerungen,
umſonſt ein großes Leben aufgepraßt,
ſo viele königliche Tugenden
verweſenden Entwürfen hingeopfert.
Der Menſch iſt mehr, als Sie von ihm ge-
halten.
Hier fehlten Sie vielleicht — und hier al-
lein —
Mit ſtolzem Hohngelächter wird er einſt
auf des Gebäudes morſchen Trümmern gehn,
das ihm zum Grabe zugedacht geweſen.
Zu einem Nero und Buſiris wirft
er Ihren Namen und — — das ſchmerzt
mich, denn
Sie waren gut.
König.
Wer hat Sie deſſen ſo
gewiß gemacht?
T
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |