Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Vierter Akt.
Karlos.
Leb wohl.
Er geht langsam und still weg, an der Thüre bleibt
er einen Augenblick stehen, kehrt wieder um und bringt
ihm den Brief.

Da hast Du ihn.
Seine Hand zittert. Thränen stürzen aus seinen
Augen, er fällt dem Marquis um den Hals und drückt
sein Gesicht wider dessen Brust.

Das kann mein Vater nicht?
Nicht wahr, mein Rodrigo? Das kann er
doch nicht?

Er geht schnell fort.

Sechster Auftritt.
Marquis von Posa
sieht ihm erstaunt nach.

Wär's möglich? Wär' es? Also hätt' ich ihn
doch nicht gekannt? Nicht ganz? In sei-
nem Herzen
wär' diese Falte wirklich mir entgangen?
Mißtrauen gegen seinen Freund! -- Wie kann

Vierter Akt.
Karlos.
Leb wohl.
Er geht langſam und ſtill weg, an der Thüre bleibt
er einen Augenblick ſtehen, kehrt wieder um und bringt
ihm den Brief.

Da haſt Du ihn.
Seine Hand zittert. Thränen ſtürzen aus ſeinen
Augen, er fällt dem Marquis um den Hals und drückt
ſein Geſicht wider deſſen Bruſt.

Das kann mein Vater nicht?
Nicht wahr, mein Rodrigo? Das kann er
doch nicht?

Er geht ſchnell fort.

Sechster Auftritt.
Marquis von Poſa
ſieht ihm erſtaunt nach.

Wär’s möglich? Wär’ es? Alſo hätt’ ich ihn
doch nicht gekannt? Nicht ganz? In ſei-
nem Herzen
wär’ dieſe Falte wirklich mir entgangen?
Mißtrauen gegen ſeinen Freund! — Wie kann

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0335" n="323"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Vierter Akt.</hi> </fw><lb/>
            <sp who="#KAR">
              <speaker> <hi rendition="#g">Karlos.</hi> </speaker><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Leb wohl.</hi> </p><lb/>
              <stage>Er geht lang&#x017F;am und &#x017F;till weg, an der Thüre bleibt<lb/>
er einen Augenblick &#x017F;tehen, kehrt wieder um und bringt<lb/>
ihm den Brief.</stage><lb/>
              <p>Da ha&#x017F;t Du ihn.</p><lb/>
              <stage>Seine Hand zittert. Thränen &#x017F;türzen aus &#x017F;einen<lb/>
Augen, er fällt dem Marquis um den Hals und drückt<lb/>
&#x017F;ein Ge&#x017F;icht wider de&#x017F;&#x017F;en Bru&#x017F;t.</stage><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Das kann mein Vater nicht?</hi><lb/>
Nicht wahr, mein Rodrigo? <hi rendition="#g">Das</hi> kann er<lb/>
doch nicht?</p><lb/>
              <stage>Er geht &#x017F;chnell fort.</stage>
            </sp>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Sechster Auftritt.</hi> </head><lb/>
            <stage>Marquis von <hi rendition="#g">Po&#x017F;a</hi></stage><lb/>
            <stage>&#x017F;ieht ihm er&#x017F;taunt nach.</stage><lb/>
            <p>Wär&#x2019;s möglich? Wär&#x2019; es? Al&#x017F;o hätt&#x2019; ich ihn<lb/>
doch nicht gekannt? Nicht ganz? In &#x017F;ei-<lb/>
nem Herzen<lb/>
wär&#x2019; die&#x017F;e Falte wirklich mir entgangen?<lb/>
Mißtrauen gegen &#x017F;einen Freund! &#x2014; Wie kann<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0335] Vierter Akt. Karlos. Leb wohl. Er geht langſam und ſtill weg, an der Thüre bleibt er einen Augenblick ſtehen, kehrt wieder um und bringt ihm den Brief. Da haſt Du ihn. Seine Hand zittert. Thränen ſtürzen aus ſeinen Augen, er fällt dem Marquis um den Hals und drückt ſein Geſicht wider deſſen Bruſt. Das kann mein Vater nicht? Nicht wahr, mein Rodrigo? Das kann er doch nicht? Er geht ſchnell fort. Sechster Auftritt. Marquis von Poſa ſieht ihm erſtaunt nach. Wär’s möglich? Wär’ es? Alſo hätt’ ich ihn doch nicht gekannt? Nicht ganz? In ſei- nem Herzen wär’ dieſe Falte wirklich mir entgangen? Mißtrauen gegen ſeinen Freund! — Wie kann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/335
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/335>, abgerufen am 21.11.2024.