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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.

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mir diese kleine Genugthuung zu gönnen, geschäh'
es auch nur zum Scheine -- um mir die Last von
Verbindlichkeit, die mich niederdrückt, weniger
fühlbar zu machen."

Er ließ nicht nach, bis ich ihm versprochen
hatte, mein möglichstes dabey zu thun; ich kannte
den Prinzen, und hoffte darum wenig. Alle Be¬
dingungen wollte er sich von dem letztern gefallen
lassen, wiewohl er gestand, daß es ihn empfind¬
lich kränken würde, wenn ihn der Prinz auf den
Fuß eines Fremden behandelte.

Wir hatten uns in der Hitze des Gesprächs
weit von der übrigen Gesellschaft verloren, und
waren eben auf dem Rückweg, als Z*** uns
entgegen kam.

"Ich suche den Prinzen bey Ihnen -- ist er
nicht hier? --"

Eben wollen wir zu ihm. Wir vermutheten
ihn bey der übrigen Gesellschaft zu finden --

"Die Gesellschaft ist beysammen, aber er ist
nirgends anzutreffen. Ich weiß gar nicht, wie er
uns aus den Augen gekommen ist."

Hier erinnerte sich Civitella, daß ihm vielleicht
eingefallen seyn könnte, die anstoßende Kirche zu
besuchen, auf die er ihn kurz vorher sehr aufmerk¬
sam gemacht hatte. Wir machten uns sogleich auf
den Weg, ihn dort aufzusuchen. Schon von wei¬

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mir dieſe kleine Genugthuung zu gönnen, geſchäh'
es auch nur zum Scheine — um mir die Laſt von
Verbindlichkeit, die mich niederdrückt, weniger
fühlbar zu machen.“

Er ließ nicht nach, bis ich ihm verſprochen
hatte, mein möglichſtes dabey zu thun; ich kannte
den Prinzen, und hoffte darum wenig. Alle Be¬
dingungen wollte er ſich von dem letztern gefallen
laſſen, wiewohl er geſtand, daß es ihn empfind¬
lich kränken würde, wenn ihn der Prinz auf den
Fuß eines Fremden behandelte.

Wir hatten uns in der Hitze des Geſprächs
weit von der übrigen Geſellſchaft verloren, und
waren eben auf dem Rückweg, als Z*** uns
entgegen kam.

„Ich ſuche den Prinzen bey Ihnen — iſt er
nicht hier? —“

Eben wollen wir zu ihm. Wir vermutheten
ihn bey der übrigen Geſellſchaft zu finden —

„Die Geſellſchaft iſt beyſammen, aber er iſt
nirgends anzutreffen. Ich weiß gar nicht, wie er
uns aus den Augen gekommen iſt.“

Hier erinnerte ſich Civitella, daß ihm vielleicht
eingefallen ſeyn könnte, die anſtoßende Kirche zu
beſuchen, auf die er ihn kurz vorher ſehr aufmerk¬
ſam gemacht hatte. Wir machten uns ſogleich auf
den Weg, ihn dort aufzuſuchen. Schon von wei¬

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[167/0175] mir dieſe kleine Genugthuung zu gönnen, geſchäh' es auch nur zum Scheine — um mir die Laſt von Verbindlichkeit, die mich niederdrückt, weniger fühlbar zu machen.“ Er ließ nicht nach, bis ich ihm verſprochen hatte, mein möglichſtes dabey zu thun; ich kannte den Prinzen, und hoffte darum wenig. Alle Be¬ dingungen wollte er ſich von dem letztern gefallen laſſen, wiewohl er geſtand, daß es ihn empfind¬ lich kränken würde, wenn ihn der Prinz auf den Fuß eines Fremden behandelte. Wir hatten uns in der Hitze des Geſprächs weit von der übrigen Geſellſchaft verloren, und waren eben auf dem Rückweg, als Z*** uns entgegen kam. „Ich ſuche den Prinzen bey Ihnen — iſt er nicht hier? —“ Eben wollen wir zu ihm. Wir vermutheten ihn bey der übrigen Geſellſchaft zu finden — „Die Geſellſchaft iſt beyſammen, aber er iſt nirgends anzutreffen. Ich weiß gar nicht, wie er uns aus den Augen gekommen iſt.“ Hier erinnerte ſich Civitella, daß ihm vielleicht eingefallen ſeyn könnte, die anſtoßende Kirche zu beſuchen, auf die er ihn kurz vorher ſehr aufmerk¬ ſam gemacht hatte. Wir machten uns ſogleich auf den Weg, ihn dort aufzuſuchen. Schon von wei¬ tem L 4

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/175>, abgerufen am 23.11.2024.