Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Kapitulation in Sicherheit zu setzen. Sobald diese von dem Sächsischen General im Namen seines Herrn unterzeichnet war, öffnete man ihm ohne Widersetzung die Thore, und die Armee hielt am eilften November des Jahrs 1631 ihren triumphirenden Einzug. Bald folgte der Churfürst selbst nach, um die Huldigung seiner neuen Schutzbefohlenen in Person zu empfangen; denn nur unter diesem Namen hatten sich ihm die drey Prager Städte ergeben; ihre Verbindung mit der Oesterreichischen Monarchie sollte durch diesen Schritt nicht zerrissen seyn. So übertrieben groß die Furcht der Papisten vor den Repressalien der Sachsen gewesen war, so angenehm überraschte sie die Mäßigung des Churfürsten und die gute Mannszucht der Truppen. Besonders legte der Feldmarschall von Arnheim seine Ergebenheit gegen den Herzog von Friedland bey dieser Gelegenheit an den Tag. Nicht zufrieden, alle Ländereyen desselben auf seinem Hermarsch verschont zu haben, stellte er jetzt noch Wachen an seinen Pallast, damit ja nichts daraus entwendet würde. Die Katholiken der Stadt erfreuten sich der vollkommensten Gewissensfreyheit, und von allen Kirchen, welche sie den Protestanten entrissen hatten, wurden diesen nur vier zurückgegeben. Die Jesuiten allein, welchen die allgemeine Stimme alle bisherigen Bedrückungen Schuld gab, waren von dieser Duldung ausgeschlossen und mußten das Königreich meiden.

Johann Georg verläugnete selbst als Sieger die subalterne Demuth und Unterwürfigkeit nicht, die ihm der kaiserliche Name einflößte, und was sich ein kaiserlicher General, wie Tilly und Wallenstein, zu Dresden gegen ihn unfehlbar würde herausgenommen haben, erlaubte Er sich zu Prag nicht gegen den Kaiser. Sorgfältig unterschied er den Feind, mit dem er Krieg führte, von dem Reichsoberhaupt, dem er Ehrfurcht schuldig war. Er unterstand sich nicht das Hausgeräthe des Letztern zu berühren, indem er sich ohne Bedenken die Kanonen des Erstern

Kapitulation in Sicherheit zu setzen. Sobald diese von dem Sächsischen General im Namen seines Herrn unterzeichnet war, öffnete man ihm ohne Widersetzung die Thore, und die Armee hielt am eilften November des Jahrs 1631 ihren triumphirenden Einzug. Bald folgte der Churfürst selbst nach, um die Huldigung seiner neuen Schutzbefohlenen in Person zu empfangen; denn nur unter diesem Namen hatten sich ihm die drey Prager Städte ergeben; ihre Verbindung mit der Oesterreichischen Monarchie sollte durch diesen Schritt nicht zerrissen seyn. So übertrieben groß die Furcht der Papisten vor den Repressalien der Sachsen gewesen war, so angenehm überraschte sie die Mäßigung des Churfürsten und die gute Mannszucht der Truppen. Besonders legte der Feldmarschall von Arnheim seine Ergebenheit gegen den Herzog von Friedland bey dieser Gelegenheit an den Tag. Nicht zufrieden, alle Ländereyen desselben auf seinem Hermarsch verschont zu haben, stellte er jetzt noch Wachen an seinen Pallast, damit ja nichts daraus entwendet würde. Die Katholiken der Stadt erfreuten sich der vollkommensten Gewissensfreyheit, und von allen Kirchen, welche sie den Protestanten entrissen hatten, wurden diesen nur vier zurückgegeben. Die Jesuiten allein, welchen die allgemeine Stimme alle bisherigen Bedrückungen Schuld gab, waren von dieser Duldung ausgeschlossen und mußten das Königreich meiden.

Johann Georg verläugnete selbst als Sieger die subalterne Demuth und Unterwürfigkeit nicht, die ihm der kaiserliche Name einflößte, und was sich ein kaiserlicher General, wie Tilly und Wallenstein, zu Dresden gegen ihn unfehlbar würde herausgenommen haben, erlaubte Er sich zu Prag nicht gegen den Kaiser. Sorgfältig unterschied er den Feind, mit dem er Krieg führte, von dem Reichsoberhaupt, dem er Ehrfurcht schuldig war. Er unterstand sich nicht das Hausgeräthe des Letztern zu berühren, indem er sich ohne Bedenken die Kanonen des Erstern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0290" n="282"/>
Kapitulation in Sicherheit zu setzen.           Sobald diese von dem Sächsischen General im Namen seines Herrn unterzeichnet war, öffnete           man ihm ohne Widersetzung die Thore, und die Armee hielt am eilften November des Jahrs           1631 ihren triumphirenden Einzug. Bald folgte der Churfürst selbst nach, um die Huldigung           seiner neuen <hi rendition="#g">Schutzbefohlenen</hi> in Person zu empfangen; denn nur           unter diesem Namen hatten sich ihm die drey Prager Städte ergeben; ihre Verbindung mit der           Oesterreichischen Monarchie sollte durch diesen Schritt nicht zerrissen seyn. So           übertrieben groß die Furcht der Papisten vor den Repressalien der Sachsen gewesen war, so           angenehm überraschte sie die Mäßigung des Churfürsten und die gute Mannszucht der Truppen.           Besonders legte der Feldmarschall von Arnheim seine Ergebenheit gegen den Herzog von           Friedland bey dieser Gelegenheit an den Tag. Nicht zufrieden, alle Ländereyen desselben           auf seinem Hermarsch verschont zu haben, stellte er jetzt noch Wachen an seinen Pallast,           damit ja nichts daraus entwendet würde. Die Katholiken der Stadt erfreuten sich der           vollkommensten Gewissensfreyheit, und von allen Kirchen, welche sie den Protestanten           entrissen hatten, wurden diesen nur <hi rendition="#g">vier</hi> zurückgegeben. Die           Jesuiten allein, welchen die allgemeine Stimme alle bisherigen Bedrückungen Schuld gab,           waren von dieser Duldung ausgeschlossen und mußten das Königreich meiden.</p>
        <p>Johann Georg verläugnete selbst als Sieger die subalterne Demuth und Unterwürfigkeit           nicht, die ihm der kaiserliche Name einflößte, und was sich ein kaiserlicher General, wie           Tilly und Wallenstein, zu <placeName>Dresden</placeName> gegen <hi rendition="#g">ihn</hi> unfehlbar würde           herausgenommen haben, erlaubte <hi rendition="#g">Er</hi> sich zu Prag nicht gegen den           Kaiser. Sorgfältig unterschied er den Feind, mit dem er Krieg führte, von dem           Reichsoberhaupt, dem er Ehrfurcht schuldig war. Er unterstand sich nicht das Hausgeräthe           des Letztern zu berühren, indem er sich ohne Bedenken die Kanonen des Erstern
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0290] Kapitulation in Sicherheit zu setzen. Sobald diese von dem Sächsischen General im Namen seines Herrn unterzeichnet war, öffnete man ihm ohne Widersetzung die Thore, und die Armee hielt am eilften November des Jahrs 1631 ihren triumphirenden Einzug. Bald folgte der Churfürst selbst nach, um die Huldigung seiner neuen Schutzbefohlenen in Person zu empfangen; denn nur unter diesem Namen hatten sich ihm die drey Prager Städte ergeben; ihre Verbindung mit der Oesterreichischen Monarchie sollte durch diesen Schritt nicht zerrissen seyn. So übertrieben groß die Furcht der Papisten vor den Repressalien der Sachsen gewesen war, so angenehm überraschte sie die Mäßigung des Churfürsten und die gute Mannszucht der Truppen. Besonders legte der Feldmarschall von Arnheim seine Ergebenheit gegen den Herzog von Friedland bey dieser Gelegenheit an den Tag. Nicht zufrieden, alle Ländereyen desselben auf seinem Hermarsch verschont zu haben, stellte er jetzt noch Wachen an seinen Pallast, damit ja nichts daraus entwendet würde. Die Katholiken der Stadt erfreuten sich der vollkommensten Gewissensfreyheit, und von allen Kirchen, welche sie den Protestanten entrissen hatten, wurden diesen nur vier zurückgegeben. Die Jesuiten allein, welchen die allgemeine Stimme alle bisherigen Bedrückungen Schuld gab, waren von dieser Duldung ausgeschlossen und mußten das Königreich meiden. Johann Georg verläugnete selbst als Sieger die subalterne Demuth und Unterwürfigkeit nicht, die ihm der kaiserliche Name einflößte, und was sich ein kaiserlicher General, wie Tilly und Wallenstein, zu Dresden gegen ihn unfehlbar würde herausgenommen haben, erlaubte Er sich zu Prag nicht gegen den Kaiser. Sorgfältig unterschied er den Feind, mit dem er Krieg führte, von dem Reichsoberhaupt, dem er Ehrfurcht schuldig war. Er unterstand sich nicht das Hausgeräthe des Letztern zu berühren, indem er sich ohne Bedenken die Kanonen des Erstern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/290
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/290>, abgerufen am 17.05.2024.