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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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um so mehr, da die wichtige Stadt Kölln am Rhein von Holländischen Truppen gefährlich bedroht war, und die Fortschritte des Feindes in Westphalen und am Unterrhein die nachdrücklichste Hülfe in diesen Gegenden erheischten. Der Herzog von Friedland erkannte das Gewicht dieser Gründe, und beynahe überzeugt, daß von dem König für diese Jahrszeit kein Angriff mehr zu befürchten sey, bewilligte er seinen Truppen die Winterquartiere, doch so, daß sie aufs schnellste versammelt waren, wenn etwa der Feind gegen alle Erwartung noch einen Angriff wagte. Graf Pappenheim wurde mit einem großen Theile des Heers entlassen, um der Stadt Kölln zu Hülfe zu eilen, und auf dem Wege dahin die Hallische Festung Moritzburg in Besitz zu nehmen. Einzelne Corps bezogen in den schicklichsten Städten umher ihre Winterquartiere, um die Bewegungen des Feindes von allen Seiten beobachten zu können. Graf Kolloredo bewachte das Schloß zu Weißenfels, und Wallenstein selbst blieb mit dem Ueberrest unweit Merseburg zwischen dem Floßgraben und der Saale stehen, von wo er gesonnen war, seinen Marsch über Leipzig zu nehmen, und die Sachsen von dem Schwedischen Heer abzuschneiden.

Kaum aber hatte Gustav Adolph Pappenheims Abzug vernommen, so verließ er plötzlich sein Lager bey Naumburg, und eilte, den um die Hälfte geschwächten Feind mit seiner ganzen Macht anzufallen. In beschleunigtem Marsche rückte er gegen Weißenfels vor, von wo aus sich das Gerücht von seiner Ankunft schnell bis zum Feinde verbreitete, und den Herzog von Friedland in die höchste Verwunderung setzte. Aber es galt jetzt einen schnellen Entschluß, und der Herzog hatte seine Maaßregeln bald genommen. Obgleich man dem zwanzigtausend Mann starken Feinde nicht viel über zwölftausend entgegen zu setzen hatte, so konnte man doch hoffen, sich bis zu Pappenheims Rückkehr zu behaupten, der sich höchstens fünf Meilen weit, bis

um so mehr, da die wichtige Stadt Kölln am Rhein von Holländischen Truppen gefährlich bedroht war, und die Fortschritte des Feindes in Westphalen und am Unterrhein die nachdrücklichste Hülfe in diesen Gegenden erheischten. Der Herzog von Friedland erkannte das Gewicht dieser Gründe, und beynahe überzeugt, daß von dem König für diese Jahrszeit kein Angriff mehr zu befürchten sey, bewilligte er seinen Truppen die Winterquartiere, doch so, daß sie aufs schnellste versammelt waren, wenn etwa der Feind gegen alle Erwartung noch einen Angriff wagte. Graf Pappenheim wurde mit einem großen Theile des Heers entlassen, um der Stadt Kölln zu Hülfe zu eilen, und auf dem Wege dahin die Hallische Festung Moritzburg in Besitz zu nehmen. Einzelne Corps bezogen in den schicklichsten Städten umher ihre Winterquartiere, um die Bewegungen des Feindes von allen Seiten beobachten zu können. Graf Kolloredo bewachte das Schloß zu Weißenfels, und Wallenstein selbst blieb mit dem Ueberrest unweit Merseburg zwischen dem Floßgraben und der Saale stehen, von wo er gesonnen war, seinen Marsch über Leipzig zu nehmen, und die Sachsen von dem Schwedischen Heer abzuschneiden.

Kaum aber hatte Gustav Adolph Pappenheims Abzug vernommen, so verließ er plötzlich sein Lager bey Naumburg, und eilte, den um die Hälfte geschwächten Feind mit seiner ganzen Macht anzufallen. In beschleunigtem Marsche rückte er gegen Weißenfels vor, von wo aus sich das Gerücht von seiner Ankunft schnell bis zum Feinde verbreitete, und den Herzog von Friedland in die höchste Verwunderung setzte. Aber es galt jetzt einen schnellen Entschluß, und der Herzog hatte seine Maaßregeln bald genommen. Obgleich man dem zwanzigtausend Mann starken Feinde nicht viel über zwölftausend entgegen zu setzen hatte, so konnte man doch hoffen, sich bis zu Pappenheims Rückkehr zu behaupten, der sich höchstens fünf Meilen weit, bis

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[332/0340] um so mehr, da die wichtige Stadt Kölln am Rhein von Holländischen Truppen gefährlich bedroht war, und die Fortschritte des Feindes in Westphalen und am Unterrhein die nachdrücklichste Hülfe in diesen Gegenden erheischten. Der Herzog von Friedland erkannte das Gewicht dieser Gründe, und beynahe überzeugt, daß von dem König für diese Jahrszeit kein Angriff mehr zu befürchten sey, bewilligte er seinen Truppen die Winterquartiere, doch so, daß sie aufs schnellste versammelt waren, wenn etwa der Feind gegen alle Erwartung noch einen Angriff wagte. Graf Pappenheim wurde mit einem großen Theile des Heers entlassen, um der Stadt Kölln zu Hülfe zu eilen, und auf dem Wege dahin die Hallische Festung Moritzburg in Besitz zu nehmen. Einzelne Corps bezogen in den schicklichsten Städten umher ihre Winterquartiere, um die Bewegungen des Feindes von allen Seiten beobachten zu können. Graf Kolloredo bewachte das Schloß zu Weißenfels, und Wallenstein selbst blieb mit dem Ueberrest unweit Merseburg zwischen dem Floßgraben und der Saale stehen, von wo er gesonnen war, seinen Marsch über Leipzig zu nehmen, und die Sachsen von dem Schwedischen Heer abzuschneiden. Kaum aber hatte Gustav Adolph Pappenheims Abzug vernommen, so verließ er plötzlich sein Lager bey Naumburg, und eilte, den um die Hälfte geschwächten Feind mit seiner ganzen Macht anzufallen. In beschleunigtem Marsche rückte er gegen Weißenfels vor, von wo aus sich das Gerücht von seiner Ankunft schnell bis zum Feinde verbreitete, und den Herzog von Friedland in die höchste Verwunderung setzte. Aber es galt jetzt einen schnellen Entschluß, und der Herzog hatte seine Maaßregeln bald genommen. Obgleich man dem zwanzigtausend Mann starken Feinde nicht viel über zwölftausend entgegen zu setzen hatte, so konnte man doch hoffen, sich bis zu Pappenheims Rückkehr zu behaupten, der sich höchstens fünf Meilen weit, bis

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/340>, abgerufen am 17.05.2024.