Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Musketenfeuer aus den Gräben zu unterstützen, und an den Windmühlen, nahe hinter Lützen, waren vierzehn kleinere Feldstücke auf einer Anhöhe aufgepflanzt, von der man einen großen Theil der Ebne bestreichen konnte. Die Infanterie, in nicht mehr als fünf große und unbehülfliche Brigaden vertheilt, stand in einer Entfernung von dreyhundert Schritten hinter der Landstraße in Schlachtordnung, und die Reiterey bedeckte die Flanken. Alles Gepäcke ward nach Leipzig geschickt, um die Bewegungen des Heers nicht zu hindern, und bloß die Munitionswagen hielten hinter dem Treffen. Um die Schwäche der Armee zu verbergen, mußten alle Troßjungen und Knechte zu Pferde sitzen, und sich an den linken Flügel anschließen; doch nur so lange, bis die Pappenheimischen Völker anlangten. Diese ganze Anordnung geschah in der Finsterniß der Nacht, und ehe der Tag graute, war alles zum Empfang des Feindes bereitet.

Noch an eben diesem Abend erschien Gustav Adolph auf der gegenüber liegenden Ebene, und stellte seine Völker zum Treffen. Die Schlachtordnung war dieselbe, wodurch er das Jahr vorher bey Leipzig gesiegt hatte. Durch das Fußvolk wurden kleine Schwadronen verbreitet, unter die Reiterey hin und wieder eine Anzahl Musketiere vertheilt. Die ganze Armee stand in zwey Linien, den Floßgraben zur Rechten und hinter sich, vor sich die Landstraße, und die Stadt Lützen zur Linken. In der Mitte hielt das Fußvolk unter des Grafen von Brahe Befehlen, die Reiterey auf den Flügeln, und vor der Fronte das Geschütz. Einem Deutschen Helden, dem Herzog Bernhard von Weimar, ward die Deutsche Reiterey des linken Flügels untergeben, und auf dem rechten führte der König selbst seine Schweden an, die Eifersucht beyder Völker zu einem edeln Wettkampfe zu erhitzen. Auf ähnliche Art war das zweyte Treffen geordnet, und hinter demselben hielt

Musketenfeuer aus den Gräben zu unterstützen, und an den Windmühlen, nahe hinter Lützen, waren vierzehn kleinere Feldstücke auf einer Anhöhe aufgepflanzt, von der man einen großen Theil der Ebne bestreichen konnte. Die Infanterie, in nicht mehr als fünf große und unbehülfliche Brigaden vertheilt, stand in einer Entfernung von dreyhundert Schritten hinter der Landstraße in Schlachtordnung, und die Reiterey bedeckte die Flanken. Alles Gepäcke ward nach Leipzig geschickt, um die Bewegungen des Heers nicht zu hindern, und bloß die Munitionswagen hielten hinter dem Treffen. Um die Schwäche der Armee zu verbergen, mußten alle Troßjungen und Knechte zu Pferde sitzen, und sich an den linken Flügel anschließen; doch nur so lange, bis die Pappenheimischen Völker anlangten. Diese ganze Anordnung geschah in der Finsterniß der Nacht, und ehe der Tag graute, war alles zum Empfang des Feindes bereitet.

Noch an eben diesem Abend erschien Gustav Adolph auf der gegenüber liegenden Ebene, und stellte seine Völker zum Treffen. Die Schlachtordnung war dieselbe, wodurch er das Jahr vorher bey Leipzig gesiegt hatte. Durch das Fußvolk wurden kleine Schwadronen verbreitet, unter die Reiterey hin und wieder eine Anzahl Musketiere vertheilt. Die ganze Armee stand in zwey Linien, den Floßgraben zur Rechten und hinter sich, vor sich die Landstraße, und die Stadt Lützen zur Linken. In der Mitte hielt das Fußvolk unter des Grafen von Brahe Befehlen, die Reiterey auf den Flügeln, und vor der Fronte das Geschütz. Einem Deutschen Helden, dem Herzog Bernhard von Weimar, ward die Deutsche Reiterey des linken Flügels untergeben, und auf dem rechten führte der König selbst seine Schweden an, die Eifersucht beyder Völker zu einem edeln Wettkampfe zu erhitzen. Auf ähnliche Art war das zweyte Treffen geordnet, und hinter demselben hielt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0342" n="334"/>
Musketenfeuer aus den Gräben zu unterstützen, und an den Windmühlen, nahe           hinter Lützen, waren vierzehn kleinere Feldstücke auf einer Anhöhe aufgepflanzt, von der           man einen großen Theil der Ebne bestreichen konnte. Die Infanterie, in nicht mehr als fünf           große und unbehülfliche Brigaden vertheilt, stand in einer Entfernung von dreyhundert           Schritten hinter der Landstraße in Schlachtordnung, und die Reiterey bedeckte die Flanken.           Alles Gepäcke ward nach <placeName>Leipzig</placeName> geschickt, um die Bewegungen des Heers nicht zu hindern,           und bloß die Munitionswagen hielten hinter dem Treffen. Um die Schwäche der Armee zu           verbergen, mußten alle Troßjungen und Knechte zu Pferde sitzen, und sich an den linken           Flügel anschließen; doch nur so lange, bis die Pappenheimischen Völker anlangten. Diese           ganze Anordnung geschah in der Finsterniß der Nacht, und ehe der Tag graute, war alles zum           Empfang des Feindes bereitet.</p>
        <p>Noch an eben diesem Abend erschien <persName>Gustav Adolph</persName> auf der gegenüber liegenden Ebene, und           stellte seine Völker zum Treffen. Die Schlachtordnung war dieselbe, wodurch er das Jahr           vorher bey <placeName>Leipzig</placeName> gesiegt hatte. Durch das Fußvolk wurden kleine Schwadronen verbreitet,           unter die Reiterey hin und wieder eine Anzahl Musketiere vertheilt. Die ganze Armee stand           in zwey Linien, den Floßgraben zur Rechten und hinter sich, vor sich die Landstraße, und           die Stadt Lützen zur Linken. In der Mitte hielt das Fußvolk unter des Grafen von Brahe           Befehlen, die Reiterey auf den Flügeln, und vor der Fronte das Geschütz. Einem Deutschen           Helden, dem Herzog Bernhard von Weimar, ward die Deutsche Reiterey des linken Flügels           untergeben, und auf dem rechten führte der König selbst seine Schweden an, die Eifersucht           beyder Völker zu einem edeln Wettkampfe zu erhitzen. Auf ähnliche Art war das zweyte           Treffen geordnet, und hinter demselben hielt
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334/0342] Musketenfeuer aus den Gräben zu unterstützen, und an den Windmühlen, nahe hinter Lützen, waren vierzehn kleinere Feldstücke auf einer Anhöhe aufgepflanzt, von der man einen großen Theil der Ebne bestreichen konnte. Die Infanterie, in nicht mehr als fünf große und unbehülfliche Brigaden vertheilt, stand in einer Entfernung von dreyhundert Schritten hinter der Landstraße in Schlachtordnung, und die Reiterey bedeckte die Flanken. Alles Gepäcke ward nach Leipzig geschickt, um die Bewegungen des Heers nicht zu hindern, und bloß die Munitionswagen hielten hinter dem Treffen. Um die Schwäche der Armee zu verbergen, mußten alle Troßjungen und Knechte zu Pferde sitzen, und sich an den linken Flügel anschließen; doch nur so lange, bis die Pappenheimischen Völker anlangten. Diese ganze Anordnung geschah in der Finsterniß der Nacht, und ehe der Tag graute, war alles zum Empfang des Feindes bereitet. Noch an eben diesem Abend erschien Gustav Adolph auf der gegenüber liegenden Ebene, und stellte seine Völker zum Treffen. Die Schlachtordnung war dieselbe, wodurch er das Jahr vorher bey Leipzig gesiegt hatte. Durch das Fußvolk wurden kleine Schwadronen verbreitet, unter die Reiterey hin und wieder eine Anzahl Musketiere vertheilt. Die ganze Armee stand in zwey Linien, den Floßgraben zur Rechten und hinter sich, vor sich die Landstraße, und die Stadt Lützen zur Linken. In der Mitte hielt das Fußvolk unter des Grafen von Brahe Befehlen, die Reiterey auf den Flügeln, und vor der Fronte das Geschütz. Einem Deutschen Helden, dem Herzog Bernhard von Weimar, ward die Deutsche Reiterey des linken Flügels untergeben, und auf dem rechten führte der König selbst seine Schweden an, die Eifersucht beyder Völker zu einem edeln Wettkampfe zu erhitzen. Auf ähnliche Art war das zweyte Treffen geordnet, und hinter demselben hielt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/342
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/342>, abgerufen am 17.05.2024.