Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.Zuwachs verstärkt, dem Feind alsdann die Spitze zu bieten. Wrangel erschien nicht, und an seiner Statt hatte sich ein kaiserliches Heer bey Landsberg postirt, den fliehenden Schweden den Weg zu verlegen. Banner entdeckte nun, daß er in eine verderbliche Schlinge gefallen, woraus kein Entkommen war. Hinter sich ein ausgehungertes Land, die Kaiserlichen und die Oder, die Oder zur Linken, die, von einem kaiserlichen General Bucheim bewacht, keinen Uebergang gestattete, vor sich Landsberg, Küstrin, die Warta und ein feindliches Heer, zur Rechten Pohlen, dem man, des Stillstands ungeachtet, nicht wohl vertrauen konnte, sah er sich ohne ein Wunder verloren, und schon triumphirten die Kaiserlichen über seinen unvermeidlichen Fall. Banners gerechte Empfindlichkeit klagte die Franzosen als die Urheber dieses Unglücks an. Sie hatten die versprochene Diversion am Rhein unterlassen, und ihre Unthätigkeit erlaubte dem Kaiser, seine ganze Macht gegen die Schweden zu gebrauchen. "Sollten wir einst," brach der aufgebrachte General gegen den Französischen Residenten aus, der dem Schwedischen Lager folgte, "sollten wir und die Deutschen einmal in Gesellschaft gegen Frankreich fechten, so werden wir nicht so viel Umstände machen, ehe wir den Rheinstrom passiren." Aber Vorwürfe waren jetzt vergeblich verschwendet, Entschluß und That foderte die dringende Noth. Um den Feind vielleicht durch eine falsche Spur von der Oder hinweg zu locken, stellte sich Banner, als ob er durch Pohlen entkommen wollte, schickte auch wirklich den größten Theil der Bagage auf diesem Weg voran, und ließ seine Gemahlin sammt den übrigen Offiziersfrauen dieser Marschroute folgen. Sogleich brechen die Kaiserlichen gegen die Pohlnische Grenze auf, ihm diesen Paß zu versperren, auch Bucheim verläßt seinen Standort, und die Oder wird entblößt. Rasch wendet sich Banner in der Dunkelheit Zuwachs verstärkt, dem Feind alsdann die Spitze zu bieten. Wrangel erschien nicht, und an seiner Statt hatte sich ein kaiserliches Heer bey Landsberg postirt, den fliehenden Schweden den Weg zu verlegen. Banner entdeckte nun, daß er in eine verderbliche Schlinge gefallen, woraus kein Entkommen war. Hinter sich ein ausgehungertes Land, die Kaiserlichen und die Oder, die Oder zur Linken, die, von einem kaiserlichen General Bucheim bewacht, keinen Uebergang gestattete, vor sich Landsberg, Küstrin, die Warta und ein feindliches Heer, zur Rechten Pohlen, dem man, des Stillstands ungeachtet, nicht wohl vertrauen konnte, sah er sich ohne ein Wunder verloren, und schon triumphirten die Kaiserlichen über seinen unvermeidlichen Fall. Banners gerechte Empfindlichkeit klagte die Franzosen als die Urheber dieses Unglücks an. Sie hatten die versprochene Diversion am Rhein unterlassen, und ihre Unthätigkeit erlaubte dem Kaiser, seine ganze Macht gegen die Schweden zu gebrauchen. „Sollten wir einst,“ brach der aufgebrachte General gegen den Französischen Residenten aus, der dem Schwedischen Lager folgte, „sollten wir und die Deutschen einmal in Gesellschaft gegen Frankreich fechten, so werden wir nicht so viel Umstände machen, ehe wir den Rheinstrom passiren.“ Aber Vorwürfe waren jetzt vergeblich verschwendet, Entschluß und That foderte die dringende Noth. Um den Feind vielleicht durch eine falsche Spur von der Oder hinweg zu locken, stellte sich Banner, als ob er durch Pohlen entkommen wollte, schickte auch wirklich den größten Theil der Bagage auf diesem Weg voran, und ließ seine Gemahlin sammt den übrigen Offiziersfrauen dieser Marschroute folgen. Sogleich brechen die Kaiserlichen gegen die Pohlnische Grenze auf, ihm diesen Paß zu versperren, auch Bucheim verläßt seinen Standort, und die Oder wird entblößt. Rasch wendet sich Banner in der Dunkelheit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0457" n="449"/> Zuwachs verstärkt, dem Feind alsdann die Spitze zu bieten. Wrangel erschien nicht, und an seiner Statt hatte sich ein kaiserliches Heer bey Landsberg postirt, den fliehenden Schweden den Weg zu verlegen. Banner entdeckte nun, daß er in eine verderbliche Schlinge gefallen, woraus kein Entkommen war. Hinter sich ein ausgehungertes Land, die Kaiserlichen und die Oder, die Oder zur Linken, die, von einem kaiserlichen General Bucheim bewacht, keinen Uebergang gestattete, vor sich Landsberg, Küstrin, die Warta und ein feindliches Heer, zur Rechten Pohlen, dem man, des Stillstands ungeachtet, nicht wohl vertrauen konnte, sah er sich ohne ein Wunder verloren, und schon triumphirten die Kaiserlichen über seinen unvermeidlichen Fall. Banners gerechte Empfindlichkeit klagte die Franzosen als die Urheber dieses Unglücks an. Sie hatten die versprochene Diversion am Rhein unterlassen, und ihre Unthätigkeit erlaubte dem Kaiser, seine ganze Macht gegen die Schweden zu gebrauchen. „Sollten wir einst,“ brach der aufgebrachte General gegen den Französischen Residenten aus, der dem Schwedischen Lager folgte, „sollten wir und die Deutschen einmal in Gesellschaft gegen Frankreich fechten, so werden wir nicht so viel Umstände machen, ehe wir den Rheinstrom passiren.“ Aber Vorwürfe waren jetzt vergeblich verschwendet, Entschluß und That foderte die dringende Noth. Um den Feind vielleicht durch eine falsche Spur von der Oder hinweg zu locken, stellte sich Banner, als ob er durch Pohlen entkommen wollte, schickte auch wirklich den größten Theil der Bagage auf diesem Weg voran, und ließ seine Gemahlin sammt den übrigen Offiziersfrauen dieser Marschroute folgen. Sogleich brechen die Kaiserlichen gegen die Pohlnische Grenze auf, ihm diesen Paß zu versperren, auch Bucheim verläßt seinen Standort, und die Oder wird entblößt. Rasch wendet sich Banner in der Dunkelheit </p> </div> </body> </text> </TEI> [449/0457]
Zuwachs verstärkt, dem Feind alsdann die Spitze zu bieten. Wrangel erschien nicht, und an seiner Statt hatte sich ein kaiserliches Heer bey Landsberg postirt, den fliehenden Schweden den Weg zu verlegen. Banner entdeckte nun, daß er in eine verderbliche Schlinge gefallen, woraus kein Entkommen war. Hinter sich ein ausgehungertes Land, die Kaiserlichen und die Oder, die Oder zur Linken, die, von einem kaiserlichen General Bucheim bewacht, keinen Uebergang gestattete, vor sich Landsberg, Küstrin, die Warta und ein feindliches Heer, zur Rechten Pohlen, dem man, des Stillstands ungeachtet, nicht wohl vertrauen konnte, sah er sich ohne ein Wunder verloren, und schon triumphirten die Kaiserlichen über seinen unvermeidlichen Fall. Banners gerechte Empfindlichkeit klagte die Franzosen als die Urheber dieses Unglücks an. Sie hatten die versprochene Diversion am Rhein unterlassen, und ihre Unthätigkeit erlaubte dem Kaiser, seine ganze Macht gegen die Schweden zu gebrauchen. „Sollten wir einst,“ brach der aufgebrachte General gegen den Französischen Residenten aus, der dem Schwedischen Lager folgte, „sollten wir und die Deutschen einmal in Gesellschaft gegen Frankreich fechten, so werden wir nicht so viel Umstände machen, ehe wir den Rheinstrom passiren.“ Aber Vorwürfe waren jetzt vergeblich verschwendet, Entschluß und That foderte die dringende Noth. Um den Feind vielleicht durch eine falsche Spur von der Oder hinweg zu locken, stellte sich Banner, als ob er durch Pohlen entkommen wollte, schickte auch wirklich den größten Theil der Bagage auf diesem Weg voran, und ließ seine Gemahlin sammt den übrigen Offiziersfrauen dieser Marschroute folgen. Sogleich brechen die Kaiserlichen gegen die Pohlnische Grenze auf, ihm diesen Paß zu versperren, auch Bucheim verläßt seinen Standort, und die Oder wird entblößt. Rasch wendet sich Banner in der Dunkelheit
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